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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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müssen. Ein Teil der Herren jedoch, so scheint es mir, hat anderes im Sinn. Die Inquisition verfolgt rechtens alles was den Irrweg verbreitet, einige jedoch haben selbst den rechten Weg verloren. So werden auch Lehre und Menschen verfolgt, die nichts an Unrecht getan haben. So glauben diese Herren, meine Lehre stehen gegen die heilige Schrift.“
    „Wie das, Galilei? Wie können Entdeckungen, die bewiesen sind, gegen die Schrift sein? Wenn Gott allwissend ist, wird er nicht gegen das Wissen sein, dass sich Menschen schwerlich genug erringen.“
    „Doch fürchten einige Lehrer der Kirche um die wahre wörtliche Lehre in der Schrift. Eher glaube ich jedoch, sie fürchten um die Macht. Daher verlangt die Kirche, dass ich alle Ergebni s se meiner Forschungen, die ich auf dem Papier niedergelegt habe und alle meine Äußerungen ‘Ex suppositione’, aus eigenen Vermutungen heraus mache.“
    „Aber wenn die Vermutungen doch der Wahrheit entsprechen?“ warf das Mädchen ein.
    „Schon immer hat es Menschen gegeben, und ich denke, es wird weiterhin so sein, die trotz Beweises eines anderen, die Wahrheit nicht erkennen wollen. Es liegt daran, dass sie die eing e fahrenen Machtgefüge nicht ändern, die eigenen Pfründe nicht verlieren wollen. Schaut, K o pernikus ist euch bekannt. Er hat die Bewegung der Erde um die Sonne vor mir längst erkannt. Die Herren der Inquisition, die noch nicht einmal sein Werk gelesen haben, verdammten ihn und jede seiner Wahrheiten. Ebenso geschah es mit Giordano Bruno.“
    „Wer ist er und was hat er getan?“
    „Anno 1600 wurde Bruno schmählich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Bei lebendigem Le i be.“
    „Oh, mein Gott, wie furchtbar“, rief das Mädchen aus. „Was hat er denn getan? Warum nur wurde er verbrannt?“
    Sie schaute entsetzt mit weit geöffneten Augen auf den Freund.
    „Giordano war ein Mönch, Dominikaner gar und Philosoph. Im Namen Gottes wurde er ve r brannt. Kopernikus hat er verteidigt, und die Lehren für rechtens erklärt. Ein weiser Mann, der aufzeigte, dass das Universum viele Sonnen habe, wie die unsrige. Und alle Sterne seien auch nur Sonnen, um die herum Planeten kreisten, so wie die Erde und die Venus um die Sonne. Das allein war seine Schuld, deswegen wurde er verfolgt, gefoltert und verbrannt. Ihm wurden Daumenschrauben angelegt und auf der Bank hat man ihn aufs grässlichste gestreckt. Er hat gelitten und ist g e storben für seine Überzeugung.
    Ich frag’ mich nur, war denn sein Leiden sinnvoll, oder forderte er vergeblich den Respekt? Die Wahrheit wird dennoch eines Tages leuchten und ihr Recht verlangen. Vor vielen hundert Ja h ren gab’s dergleichen Qual in Rom. Die Reihenfolge war nur andersherum. Mit grausamer Unterdrückung wurden die Jünger Christi verfolgt und gequält. Den Löwen wurden sie zum Fraße vorgeworfen.
    Mir scheint, sie alle haben nichts dazu gelernt. Gerade heute in der Zeit, da zählen die stren g sten Anhänger Christi zu den härtesten Verfolgern jedweder Abweichung und neuerer Ideen, es sind die Jesuiten und Dominikaner.“
    Galilei legte sich im Stuhl zurück und atmete tief ein und aus.
    Die junge Gräfin starrte mit weitem Blick auf die uralte Steineiche, als suche sie in dem festen Holz des alten Baumes Bestätigung und Wahrheit. Um ihren schönen Mund legte sich En t schlossenheit und Widerstand.
    „Welch bösartiger Mord an Bruno, der vorgibt im Namen Gottes zu entscheiden. Was ist es, was die Menschen so menschenfeindlich handeln lässt ?“
    Galilei antwortete nicht sogleich. Zuviele Geschehnisse der letzten Zeit verstand er nicht. Als gläubiger und frommer Mann wurde er nun selbst verfolgt. Weil wirkliche Ergebnisse der M a thematik und der Physik die anderen nur nicht sehen konnten oder nicht sehen wollten.
    „Dabei fürchte ich mich , Caterina, gefoltert zu werde n .“
    „Oh, nein Galilei“, rief das junge Mädchen aus, „niemals darf dies geschehen. Kann euch Vater nicht beschützen? Was ist mit Cosimo, dem Großherzog? Oder bleibt einfach hier auf dieser Burg. Schon immer haben die Picchena das freiheitliche Gedankengut verteidigt, so hat es V a ter mir erzählt, so ist es heute noch nachzulesen in vielen der Bücher und Schriften.“
    „Das tun sie auch heute noch, mein ehrenwertes Fräulein. Gerade euer Vater ist ein eifriger Verfechter meiner Thesen. Mit Unterstützung eures Vaters kam ich zurück von Padua nach Florenz. Euer hoch verehrter Vater war es auch, der mich im Jahre 1616 rechtzeitig

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