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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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auf dem ich mit meinen Gehilfen das Fernrohr auf einen Stutzen aufgebaut hatte. Schwitzend und nach Luft ringend, verlegen lächelnd und wie mir schien, doch ein wenig böse auf mich, zeigte er auf das Fernrohr.
    „Das also ist das Ding, weswegen ich mich so anstrengen muss .“
    Ich erklärte ihm, dass er den Lohn für seine Mühen bald erhalten würde, sofern er das linke Auge zuhalten und mit dem rechten durch das Rohr schauen würde. Er tat so, wie ich ihn g e heißen hatte und bückte sich ein wenig. Er schaute durch das Rohr und wich entsetzt zurück.
    „Ha, was ist das?“ rief er unsicher aus und schaute gleich ein zweites Mal hindurch. Er hielt sich an dem Ständer fest und wollte nicht von dannen gehen, bis ihn die anderen, sehr neugierig geworden, höflich mit vielen Worten zur Seite drängten. Gräfin, ihr könnt euch das nicht vo r stellen. Wie kleine Jungen haben sie sich gestritten, wer als nächster und wie lange durc h schauen durfte. Schließlich aber hatten alle einmal den Blick gewagt. Eine heftige Diskussion erging. Man bewunderte das Fernrohr, sich selbst, die Stadt und ein wenig mich. Der erste Senator rief laut, verblüfft auf mich schauend.
    „Das ist das Ergebnis unseres freien Venedig und unserer Universitätsstadt Padua. Gelobt sei die freie Wissenschaft.“
    Unersättlich haben alle noch einmal durch das Fernrohr geschaut. Ihr könnt euch die Überr a schung gar nicht groß genug vorstellen. Seht das etwa so. Der Ort Murano ist zweieinhalb Kilometer vom Campanile entfernt. Mit dem Fernrohr sahen die Senatoren deutlich die Me n schen in die Kirche S. Giacomo hineingehen.“
    Galilei lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein W eisheit gesegneter Bart wallte an seinem Kinn, als spräche er mit seinem eigenen Ich. Die Selbstverständlichkeiten schwirrten durch den Kopf, die derart viel Unruhe stifteten.
    „Darf ich einmal durchschauen, hoch gelehrter Galilei“, ereiferte sich Caterina fiebrig.
    „Ja, selbstverständlich, Caterina. Mich freut es, wenn ihr euch dafür begeistert. Es ist gut, sehr gut, wenn ihr euch mit Gesetzen der Natur beschäftigt.“
    Der weise Gelehrte lächelte.
    Er führte das Mädchen zu dem ein - und einviertel Ellen langen Rohr.
    „Das hier, meine Gräfin, das ist es. Kommt her, stellt euch neben mich. So, so ist’s richtig. Jetzt geht mit einem Auge näher ran, das andere Auge schließt, wenn möglich. Mit den Händen haltet ihr hier das Rohr. So tut ihr recht.“
    Aufgeregt, mit zitternden Fingern, versuchte sie das Rohr zu halten.
    „Aber ich sehe nichts“, rief sie enttäuscht.
    Der große Mann lachte und gab ihr Unterstützung.
    „Nein, natürlich nicht, ihr richtet es ja in den Himmel. Hier, seht hierher. Haltet das Rohr auf die alte Steineiche. Seht ihr jetzt?“ verlangte er zu wissen.
    „Oh ja, Galilei, ich sehe etwas. Oh, ja das ist wundervoll, ich sehe die Äste der Eiche ganz nah.“
    Mit einer Bewegung wollte sie die Äste greifen. Ihre Wangen glühten und sie hüpfte aufgeregt umher. Galilei, das ist toll. Lasst mich noch mehr der nahen Dinge schauen.“
    „Wir werden zu später Stunde das Himmelsbild betrachten. Wenn ihr denn wollt, so schauen wir auf den Mond, doch bevor sich seine Bahn am Horizont erhebt, so können wir einen Blick auf die Sterne des Himmels werfen.“
    Ein anderes Bild erfasste dann die kleine Gräfin.
    „Galilei, was bedeutet es, wenn ihr behauptet, die Erde kreise um die Sonne und nicht die So n ne um die Erde? Ich sehe, wenn die Sonne sich erhebt im Osten, dann zieht sie ihre Bahn zum Westen und beendet dort den Tag.“
    „Die Erde, meine Freundin, macht ständig zwei Bewegungen zur selben Zeit. Sie dreht sich um sich selbst. Das geschieht an einem Tag und in der Nacht. Im Verlaufe eines Jahres aber dreht sie ihre Bahn einmal um die Sonne. Wir nehmen an, das ist die Sonne.“
    Mit einem Stab wies er auf eine Amphora , die ein paar Schritte weiter stand.
    „Dieser Stein hier“, er hielt einen faustgroßen Brocken in der Hand, „soll die Erde sein.“
    Dann zeigte er ihr an dem nahen Beispiel das Prinzip der Drehung von der Erde und der So n ne.
    Er sah sobald, das Mädchen hatte es verstanden und nickte lächelnd.
    „Wenn das so einfach ist, wie ihr es sagt“, begann die Tochter seines Freundes in der Burg, „was ist der Grund dann für den Ärger, den ihr habt in Rom?“
    „Die Kirche Roms vertritt unseren höchsten Gott, den Herrn auf unserer Erde. Die heilige Schrift lehrt, was wir denken und auch glauben

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