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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Regionen herbeiströmte, der feuchte Schirokko oder aber auch der unberechenbare Mistral, der sich aus den Tälern des französischen Festlandes herunterstürzte, alle diese Winde konnten sich in ku r zer Zeit zu einem Sturm aufbauen, dass einem bald Hören und Sehen vergehen konnten. Zu jeder Zeit war es notwendig, sehr auf der Hut zu sein.
    Die schlimmsten Abenteuer hatten die Segler jedoch durch die Piratenschiffe zu überstehen, die gleich ganze Schiffsladungen samt Mann und Maus kaperten. Wenn nicht ein anderer Segler zur Hilfe eilte, konnte man von diesen Seeleuten später nie wieder etwas zu sehen bekommen. Die meisten Handelsfahrer fuhren deswegen niemals alleine. Sie ließen sich stets von einem zweiten Schiff mit Soldaten begleiten. Es hieß immer wachsam sein.
     
    Der Wind frischte ein wenig auf, zum Wohlgefallen des Fischers. Sie kamen schnell voran. Die bauchigen Segel jagten sein kleines Schiff nach Westen, in den noch weit entfernten Hafen von Marseille. Rauschend schnitt der Bug des Schiffes in die ruhige See, zerteilte das Wasser. Die Gischt sprühte links und rechts an seinem Schiff vorbei, von dem Licht des Mondes ein wenig erhellt.
    Allmählich wurde der Wind stärker, die See unruhiger. Um den hellen Mond hatte sich ein Kragen gebildet. Doch wollte der junge Fischer dieses Zeichen einer Wetteränderung nicht hinnehmen. Er verspürte eine abenteuerliche Lust, sich jedwedem Kampf zu stellen, und ahnte , mit dieser Überfahrt endlich sein großes Glück machen zu können .
    In gebückter Haltung schob er sich über die Planken auf das Vorschiff. Er überprüfte die Segel, die unter dem starken Wind vollbauchig ihr Bestes hergaben. Sie knatterten und flatterten. Das braune Tuch zerrte an der Rah, knallte gegen den hölzernen Mast. Das Wasser rundherum wurde dunkler. Der Mond verschwand hinter einer dichten Wolkendecke.
    Die Steuerpinne fest in der Hand schaute der Fischer besorgt in den nächtlichen Himmel. Der Horizont hatte sich zu einer drohenden Masse verfinstert. Dunkle Wolken stürmten dicht über dem Wasser und schienen das kleine Schiff mitreißen zu wollen. Der Fischer erstarrte plötzlich vor Angst. B ald würde er sich in einem Inferno befinden, dem er mit seiner schw a chen Besatzung nicht widerstehen könnte. Konnte er noch dem Ungeheuer ausweichen? Wohin sollte er nun segeln? Nach Westen oder nach Süden? Für eine Weile kämpften die Winde g e geneinander. Als wollten sie gleichzeitig verschiedenen Herren dienen, knallten und flatterten die Segel links und rechts um den Mast herum. Auf einmal sah der Fischer gewaltige Brecher um sich herum, die sich gieri g auf die „Santa Lucia“ stürzten. Durch die kleinen L u ken ergoss sich Wasser in das karge Deckshaus und ließ die Frau, das Kind und den M e dikus vor Angst erzittern. Bool, fest mit beiden Beinen am Steuer stehend, versank unter den Wogen. Er wusste nicht, ob er sich am Steuer festhielt oder ob er das Steuer noch bewegte. Die Wellen wuchsen zu Monstern . Wie ein wild bockendes Pferd, das von seinem Reiter gebä n digt wird, ragte der Bug der „Santa Lucia“ senkrecht aus dem Meer empor und stürzte sich gleich danach wieder in die Tiefe. Vorne und hinten brausten gewaltige Wogen heran. So hoch wie Berge, wie der Turm von Pisa und so breit wie der Palazzo Vecchio. Bool betete und bat seinen Gott um Gnade.
    Was dann kam war so entsetzlich, dass der Fischer später nur noch mit zitternder Stimme d a von berichten konnte. Das Schiff ritt eine riesige Welle ab. Hinter dieser Welle entdeckte der Steuermann einen finsteren Berg ungeheuren Ausmaßes, der auf ihn zukam. Entsetzt schaute er auf das Seeungeheuer. Ihr Ende war gekommen. Verzweifelt hielt er sich an der Steuerpinne und an der Leine, die ihn mit dem Boot verband, fest. Schwarze, dunkle Seeungeheuer rissen ihn in die Tiefe. Er spürte einen Schlag auf dem Kopf. Der Rumpf des Schiffes hatte sich auf ihn gelegt. Das Schiff richtete sich wieder auf. Mit Macht wurde er über seine Festhalteleine aus dem Wasser geschleudert. Er hing an dem Tau hinter seiner „Santa Lucia“. Blitzschnell packte er mit den Händen die Leine und zog sich zum Rumpf. Er kletterte an Bord. Entsetzen erfasste ihn. Das Fischerboot lag mehr unter als über Wasser. Planken lösten sich. Der Medikus lag am Bug mit mehreren Wunden am Gesicht. Die Frau und das Kind hielten sich fest an die restl i chen Aufbauten des Deckhauses .
    Bool sprang zu seinen Rahsegeln, um gerade rechtzeitig die Tuche in die

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