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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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betrachtend.
    Ein Schlag des Schiffes rief ihn zurück zu seiner Pflicht. Behände sprang er an das Steuer und hielt es von nun an fest in seiner kräftigen Hand. Mit steifem Blick suchte er am Horizont nach dem Ziel ihrer Reise, das er so leidlich schnell nicht fand. Geradlinig ging sein Blick dorthin, wo er sein Ziel, seine eigene Erfüllung zu sehen meinte.
    Mit oder ohne seine Tat waren die drei Reisenden gerettet worden. Konnte er darauf stolz sein, oder musste er sich seiner Schwäche schämen? Nun musste er sie heil nach Marseille bringen. Dazu hatte er sich verpflichtet.
    Die Segel hatte er längst wieder gesetzt und stolz wie ein Pfau zog das bemannte Fischerboot seine Spur durch die blaue See. Der Himmel klarte auf, die Sonne setzte sich bald ganz durch und vertrieb alle Wolken. Die warmen Strahlen trockneten das Schiff und eine fröhliche Sti m mung ergriff das Herz des jungen Fischers. Schlaftrunken, erschöpft und durchfroren krochen seine Passagiere aus dem Deckshaus heraus. Die Frau setzte sich still auf die Planken, vor den Mast. Der Fischer beobachtete sie. Ihre zarte Haut war aufgeweicht. Über ihre feuchten Kle i der blies der gezähmte Wind und ließ sie trotz der warmen Vormittagssonne vor Kälte e r schauern. Dennoch wollte ihr feines, zartes Gesicht mit den hochgezogenen Wangenknochen, der geschwungene Mund mit den vollen, roten Lippen, die prächtigen, langen blonden Haare so gar nicht nach Bauersfrau aussehen. Die langen schmalen Finger der Bäuerin sprachen nicht von viel harter, körperlicher Arbeit auf dem Feld. Die Arme waren nicht kräftig genug, um schon des Öfteren die Heu-oder auch die Mistgabel geschwungen zu haben. Die Hände hatten bestimmt noch nicht die Zitzen eines groben Kuheuters umfasst . Dieser Körper hatte eher in den Betten der toskanischen, feinen Gesellschaft gelegen, er hatte wohl dem einen oder and e ren Herzog oder Grafen zur Befriedigung gedient, dachte er.
    Die Frau hatte ihren Sohn neben sich. Marzial Curzio war ein tapferer Bursche. Er jammerte nicht, er klagte nicht. Er hatte sich ebenfalls auf die Planken gesetzt und ließ sich von der So n ne bescheinen. Die wärmenden Strahlen auf der Haut konnte eine stürmische Nacht mit Tode s ängsten vergessen machen.
    Alles, was sich in dem Deckshaus befunden hatte, war mit in den Fluten verschwunden. Außer den Kleidern, die sie am Leibe trugen war nichts mehr übrig geblieben. Die Fischerausrüstung allerdings war nahezu unberührt geblieben. Sie hatte die ganze Zeit über unter den Planken, gut verstaut in Backskisten gelegen. Caterina hatte die Augen Bools verfolgt. Noch, als sie vor der Küste von Livorno vor Anker lagen, hatte sie in einem unbeobachteten Moment den Lederbe u tel mit den Münzen in eine Backskiste unter den Planken zwischen Netzen und allerlei Kram versteckt. Diese Backskiste und vor allem der Inhalt schienen unversehrt zu sein.
     
    Die Sturmgötter hatten sich vollständig zurückgezogen. Der Wind blieb aus. Das Schiff war zum Stillstand verdammt. Die Sonne stieg ihrem Zenit entgegen. Drückende Hitze lag über dem tiefblauen Meer. Gleißendes Licht verbrannte ihre Augen. Die Reden waren erstorben. Die Planken auf denen sie saßen und lagen, waren glühendheiß geworden. Jeder blickte stumpfsi n nig auf den Boden und hing seinen Gedanken nach. Kein Lüftchen regte sich. Trockene Ke h len, dicke Zungen, raue Gaumen machten das Leben schwer, jede Unterhaltung erstarb. Mit den Händen im strömenden Fahrwasser kühlte Marzial Curzio seine Haut. Er versuchte, das salzige Wasser zu schlürfen, gab den Versuch bald auf.
    Erst gegen Nachmittag erhob sich aus Osten eine kleine Brise. Bald blähten sich die Segel e r neut. Das Schiff nahm Fahrt auf. Der Kapitän wollte um jeden Preis schnellstmöglich die Küste Frankreichs erreichen und segelte vor dem Wind wieder nach Westen.
    Kurz nach Sonnenuntergang deckte Bool seine Augen mit der linken Hand ab. Irgendetwas sah er in der Ferne. Es war ein Streifen am Horizont zu erkennen. Es war weder eine Wolke, noch hatte es etwas mit Wasser zu tun.
    Bald erkannte er, dass dieser Schatten sehr schnell auf sie zukam. Schnelle Schiffe in der Nacht? Wie ein Blitz durchzuckte es ihn. Piraten waren tags und nachts unterwegs.
    Die mit Reichtümern beladenen Handelsschiffe forderten geradezu das Piratenwesen heraus. Meist hatten diese Schiffe ein großes Gewicht und waren erheblich langsamer als die flinken und erfahrenen Freibeuter der Meere. Sie waren auf See geradezu

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