Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
Vom Netzwerk:
Rahen einzurollen und sie einzuholen. In diesem Moment schätzte er sich glücklich, seine Segel geborgen zu h a ben. Die Wellen schlugen weiterhin von allen Seiten gegen den Rumpf des kleinen Fischerbo o tes. Die „Santa Lucia“ ächzte und stöhnte, sie fand keine Orientierung. Die Beplankung und die Aufbauten jammerten wie ein Heer von geschlagenen Soldaten ihr trauriges Unglück he r aus.
    Ein mächtiger Brecher warf das gequälte Boot auf die Backbordseite und tauchte die Besa t zung in die tobenden Wellen. Sie hielten sich fest und jeder kämpfte um sein Leben. Allmählich richtete sich der Segler wieder auf. Der Schirokko hatte einem mächtigen Mistral das Feld räumen müssen, dem verfeindeten Bruder aus dem Norden, der plötzlich und mit Macht aus dem Flusstal der Rhone in die Weiten des Meeres stürzen konnte, dann aber alles, was sich ihm in den Weg zu stellen wagte, hinweg riss und nicht Tod noch Teufel fürcht e te.
    Bool wich dem mächtigen Mistral aus und lenkte seinen kleinen Rahsegler vor dem Sturm her. Doch der reißende Wind war schneller. Er überholte sie, hüllte sie ein in ein schreiendes, wildes Ungetüm, das nur Angst und Entsetzen hinterließ. Furcht befiel den jungen Fischer. Wann würde er zurück auf das Festland bei Livorno oder irgendwo sonst an der italienischen Küste aufschlagen? Wie weit war er draußen gewesen? Wie viel Stunden war er unterwegs gewesen? Wie viel Meilen hatte er schon vor Beginn des Infernos zurückgelegt? In seinem Kopf tobten die Gedanken ebenso, wie die Wogen des Meeres hin-und hersprangen. Aber auch diese G e danken fanden keinen klaren, eindeutigen Weg, der ihn zu einer Entscheidung hätte führen können. Irgendwo, an der Küste seiner Heimat wieder aufzuschlagen, war seine größte B e fürchtung, so versuchte er, sein Schiff dem Sturm zu entreißen.
    Wo war Elba, wo Korsika und Sardinien? Wo befanden sich die vielen anderen kleinen Inseln in dieser Wasserwüste? Kein Lichtschimmer, kein Zeichen eines Lebens war dort draußen au s zumachen. Nichts, an dem er sich hätte orientieren können. In diesem brodelnden Kessel fühlte er sich wie ein Knabe in einem Kampf der Männer mit Schwertern und Degen. Er stand au f recht neben dem Steuer seines Seglers und hielt die Holzpinne eisern fest.
    Wer weiß, wie viel Stunden der Kapitän im Kampfe mit den Ungeheuern der See verbrachte? Waren es Stunden oder Tage? Der leichte Schimmer eines aufsteigenden Lichtes verbreitete sich über das Firmament. Die Streifen eines Lichtkegels wurden breiter. Es war mehr wie ein graues Band, das sich über die tosende See ergoss . Die Sonne war nicht zu sehen, vielleicht war es zu früh, vielleicht würde sie niemals mehr wiederkommen. Die beleuchteten Wellenkämme nahmen den tosenden Wogen ein wenig ihre entsetzliche Gefahr.
    In dem aufsteigenden Licht eines weiter fortgeschrittenen Morgens und in der sich beruhige n den See erkannte der Fischer weit am Horizont, nach Südwesten, die Umrisse einer Insel. Die Landmarken waren ihm bekannt, umso erschreckter stellte sich ihm die Wahrheit dar. Das war die Isola di Gorgona. Das musste Gorgona sein. Sie waren nah, sehr nahe dem Abgrund gew e sen. Er ließ sich von der Distanz zu der Insel nicht täuschen. Es hätte wirklich nicht viel g e fehlt, und sie wären in der Nacht ein Opfer des nahen Landes geworden. Umso dankbarer war er seinem Schöpfer, der ihn vor diesem Untergang bewahrt hatte.
    Jetzt war die Zeit des Bool gekommen, den Passagieren seinen kräftigen Arm zu reichen, um sie sicher in das von ihnen erwünschte Ziel zu bringen. Der Ritt über das mittelländische Meer begann von neuem. Hoffentlich mit weniger Sturm.
    Das Unglück war knapp überstanden, als die Menschen sich wieder stark und kraftvoll fühlten. Sie vergaßen die grausamen Stunden, wandten sich der neuen Zeit zu. Der Wind flaute ab. Der Steuermann befestigte seine Pinne mit einer Leine und schaute nach den Gästen, die sich seiner Kunst anvertraut hatten. Die drei lagen erbärmlich auf den Planken, so als hätte sie jemand oder ein gütiges Schicksal dorthin geworfen.
    Einseitig war die Blickrichtung des Fischers. Für alle hatte er Sorge zu tragen. Wer konnte es ihm verdenken, dass die Herrin seine Blicke mehr fesselte als der junge Mann neben ihr? Ihre Konturen verfolgte er mit seinen Augen, glitt mit gefühlvollem Blick über ihre Beine, die Hü f ten, den Busen und die Arme, kehrte zurück zu ihrem Busen und verharrte dort eine Weile, den schönen Körper

Weitere Kostenlose Bücher