Galileis Freundin (German Edition)
‘Fleur de lys’, dem Lilienemblem der königlichen F a milie, lagen festgetäut am Quai de la Tourette. Feluken, venezianische Galioten und toskan i sche Barken tummelten in dem Hafenbecken oder lagen vor Anker. Ruderboote suchten sich verzweifelt einen Weg durch diesen undurc h dringlichen Wirrwarr.
Eine lange, sorgenvolle Reise mit vielen Unsicherheiten und dem Kampf gegen die Geister und Teufel des Meeres war zu Ende gegangen. Sie verließen bald das Schiff und schauten sich in dem belebten Hafen um. Das verwirrende Bild, das sich ihnen bei der Einfahrt in den Hafen gezeigt hatte, löste sich langsam auf. Sie erkannten allmählich einen logischen Sinn in den A k tivitäten. Außer den Handelsleuten, entdeckten sie viele Handarbeiter, die sich mit der Herste l lung von Tauwerk, Segeln und Fallen beschäftigten. Vor allen Dingen wurde aus dem span i schen Esparto, dem Spartgras, Tauwerk geflochten. Aus den trockenen, steinigen Hochflächen der spanischen Halbinsel und den Ländern Tunesien und Algerien wurde das besondere Gras eingeführt, das den Grundstoff für die Taue lieferte. Auch der heimische Hanf, der rund um die Stadt herum wuchs, wurde vielfältig genutzt für Tauwerk, Körbe, Schuhe und Segel.
Im Arsenal des Galères, der großen Werftanlage, warteten die vielen ruderbetriebenen Schiffe auf ihre Reparatur, andere wurden in den Außenanlagen und Hallen gerade fertig gestellt . An Ketten gefesselte Sträflinge, Kriegsgefangene und Sklaven tauchten die fünfzehn Meter langen Ruderblätter in das Wasser, um das flache Schiff voranzutreiben. Bei sehr viel Wind wurde zusätzlich ein Lateinersegel am Vorschiff genutzt. Doch bei Windstille und wenn im Seegefecht schnell operiert werden musste , trieben die Ruderer die Galeeren an. Bis zu sechzig Ruderer verbrachten ihr Sträflingsleben auf einer Galeere.
Nicht weit von der Kaimauer, dort, wo Seeleute übernachteten und wo sich gelegentlich F i scher mit ihren Huren vergnügten, fanden sie Unterkunft in der Auberge de la Croix d'Or in der Rue de la Croix d'Or, Unterkunft. Caterina bezog zwei Kammern in der zweiten Etage des Hauses. Eine Kammer für Valerio und Bool, die andere bewohnte sie mit ihrem Sohn Marzial Curzio. Sie signalisierte damit von vornherein, dass sie von niemandem des nachts belästigt werden wollte, andererseits konnten die beiden Männer, die direkt neben ihrer Kammer woh n ten, ihr und ihrem Sohn genügend Schutz bieten.
Das Leben in der Kaschemme der Hafenstadt Marseille glich dem in Livorno. Des Abends eilte die Fischerfamilie rechtzeitig zu dem Abendmahl , um nicht die dunklen Säuferstunden miterl e ben zu müssen. Viele Gäste hatte der Wirt zu versorgen. Nicht immer waren die Toskaner die bevorzugten Kunden der Bedienung und des Gastwirtes. Ungewollt gerieten sie dadurch in manch eine Auseinandersetzung und Streiterei der anderen Gäste.
An langen Tischen reihten sich die Fischer auf, wenn sie weinselig ihre Mühsal mit großen Mengen roten oder weißen Weins hinunterspülten. In einem wuchtigen Kamin neben dem Au s schank steckte ununterbrochen ein halber Ochse am Spieß, der von einem halbwüchsigen Kn a ben in leichter Umdrehung gehalten wurde. Von diesem Ochsen schnitt der Wirt mit einem langen Messer ein Stück ab, knallte es auf ein großes Holzbrett und stellte diese Gabe den A n gekommenen auf den Tisch. Jeder hatte selber zu zu sehen, sein Teil ab zu bek o m men . Er konnte sich mit einem Messer ein Stück abschneiden. Der Duft des bratenden Ochsen war den Seefa h rern beim Eintritt in das Gasthaus in die Nase gestiegen. Der Bratengeruch hielt die ganze Nacht an, stieg selbst in ihre Kammern, erfüllte die Zimmer aller Etagen.
Neben dem saftigen Ochsen ruhte auf einer Ecke der Theke ein großes Fass . Der Wein lief ohne Pause in die Krüge und Kelche. Neben dem Roten stand das Fass mit dem Weißen. Der Zap f hahn beider Fässer schien nicht einmal zugedreht zu werden. In großen metallenen Kelchen brachten die Mädchen das berauschende Getränk den Fischern und Seilern, den Händlern, Bauern und den Huren.
Über geheime Kanäle war der Markgräfin Picchena im vergangenen Jahr von einem reisenden Kaufmann eine letzte Nachricht aus der Provence zugespielt worden.
"...die Jahre der blutigen Gefechte, der Einsatz meines Lebens im Auftrag des toskanischen Granduca ließen mich nicht die Reichtümer anhäufen, meine geliebte Caterina, Dir ein Leben vor dem Kamin in einem fürstlichen Palast und mit vielen
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