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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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lieb, Mutter."
    Kein Mensch befand sich in ihrer Nähe. Caterina spürte, wie die Liebe und das Verständnis ihres Sohnes, seine Bereitschaft, sie zu verteidigen, die letzten hohen Mauern um ihre G e fühlswelt zertrümmer te n. Der Schutzwall, den sie sich aufgebaut hatte, den sie wie eine Verteidigungswand vor sich her getragen hatte, brach unter den sanften Worten ihres Kindes wie ein Blatt Papier zusammen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie drückte den Knaben an ihre Brust und schluchzte ohne Hemmnisse in den Armen des kleinen Marzial. Er erhob sich und streichelte seiner Mutter über die so schönen Haare, die er immer bewundert und geliebt hatte. Seine Hände glitten über ihre feuchten Wangen und der Knabe tröstete seine Mutter über die schwersten Minuten hinweg.
    "Mutter ist es Vater, der dich so leiden lässt ? Wird er nicht kommen? Hat er dich alleine gela s sen, wo du dich so auf ihn gefreut hast?"
    Caterina konnte unter ihren Tränen nicht sprechen. Sie nickte nur und war froh, nicht mit Worten die unaussprechliche Tat ihres geliebten Mannes und seines Vaters ausdrücken zu müssen. Es war nicht notwendig in einzelnen Worten zu erklären, was ihr zu Ohren gekommen war. Er drückte erneut den Kopf seiner Mutter an seine kleine Brust und tröstete die unglückliche Frau über die grausamen Ereignisse hinweg.
    "Mutter ich bin doch bei dir. Wir zwei werden immer zusammenhalten. Ich werde dich immer beschützen."
    Caterina war in diesem Augenblick ihrer höchsten Trauer und Enttäuschung von den wahren Worten ihres Sohnes überzeugt. Er war das einzige, was ihr geblieben war. Sie blickte ihn an. Die Tränen versiegten. Ihr Blick suchte sich mühsam einen Weg durch die kleinen Tropfen der Enttäuschung und der unglücklichen Erkenntnis. Welch grausames Schicksal hatte sie ereilt? Welch furchtbaren Sinn hatte das Leben ihr aufgebürdet?
    "Marzial Curzio, du wirst dereinst ein starker Mann werden. Was auch geschehen mag, bleibe ein sauberer Mann, der die Wahrheit nicht verleugnet. Behalte deinen Charakter und verkaufe deine Seele nicht für ein paar Skudi . Gib dich nicht auf für das Ansehen bei Hofe. Bleibe ehrlich und korrekt. Marzial, mein Sohn, dieses Leben ist nur ein winziger Teil unseres Daseins. Str e be das höhere göttliche Leben an. Folge der Wahrheit deiner inneren Stimme.
    Und nun höre, mein Sohn, folge nicht den falschen Priestern und den Angstmachern einer in sich unsauberen Kirche. Zuviel Schmutz haben all diese gierigen Pfaffen und die so genannten starken Männer auf sich geladen. Hilf der Welt, einen sauberen Weg zu gehen.
    Auch dein Vater, mein Sohn, ja auch mein einst geliebter Marzial Frains, gehört wohl diesen schändlichen Lügenmäulern an. Ich habe es nicht rechtzeitig erkannt. Ich war blind, mein Sohn. Es ist in der Welt schwierig, den rechten Menschen für den rechten Weg zu sehen."
    Sie schaute dem Knaben in die Augen. E in leuchtender Funke zeigte ihr das Verständnis de s Sohn es . F ür dieses eine Ergebnis hatte sich ihre Flucht, die mörderische Reise gelohnt. Sie hatte ihrem Sohn einen Funken der Anständigkeit, der Treue zu sich selbst mitgeben können. Dieses Ziel war ihr höher und wertvoller, als noch die vor kurzer Zeit so ersehnte Ruhe in den Armen des Franzosen.
    Sie richtete sich auf, atmete die Frische der See in ihre Brust. Sie schüttelte die Enttäuschung eines würdelosen Landstreichers von sich ab. S ie würde weiterkämpfen. Nicht ein geiler Abt, nicht ein unehrlicher Lehrer, nicht der zynische Kardinal Giancarlo, auch nicht ein unfähiger Großherzog, eine gierige Nonne oder ein Frains aus der Stadt Aix ein Provence sol l ten Zugriff auf ihr Leben haben.
    "Nicht ihr werdet mir mein Leben stehlen. Ich lasse es nicht zu, von euch zerstört zu werden . Ich en t scheide, auch in dieser schweren Stunde, dass ich mein mir ehrenwertes Leben leben werde."
    Sie wischte mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht. Die Spuren ihrer E nttäuschung verschwanden. Sie griff ihren Sohn fest bei der Hand.
    "Komm mein Sohn, wir wollen das Leben in Angriff nehmen."
    Sie schaute ihm tief in die Augen. A n ihrer Seite war ein stolzer Picchena, der bereit war, jeden Kampf mit der Welt aufzunehmen.
     
    "Gräfin Picchena, ihr habt solch unendliches Leid durch die Männer erfahren. E s ist an der Zeit, die richtige Entscheidung zu treffen. Gebt euch dem Manne hin, der euch liebt und der immer treu zu euerer Seite stehen wird."
    "Wer, mein lieber Valerio, soll mein Mann sein?"

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