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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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fragte ihn die Markgräfin. "Ich sehe niema n den, der diesem Anspruch gerecht werden könnte. Ich sollte eher behutsam meinen Mann au s suchen. Und, mein l ieber Valerio, ich werde nicht nach Rang und Ansehen, nicht nach Geld und Wohlstand schauen. Der große Prachtpalazzo, die Villa auf dem Land und die vielen Fes t bankette werden keine Rolle spielen. Eher werden es die Herzensgüte und der stets lieb e volle Blick eines einfachen Menschen sein , der auch meinen Sohn Marzial ins Herz geschlossen hat."
    "Alles dies, Gräfin, bringe ich euch entgegen. Nehmt mich zum Manne."
    Sie schaute ihn betroffen an. Hatte sie doch geglaubt, dem eingebildeten Arzt deutlich genug gemacht zu haben, dass er nicht in einer hohen Rangordnung ihres Herzens stünde. Sie wollte ihn nicht verletzen.
    "Valerio, ihr seid ein wahrer Freund unseres Hauses. Ihr seid verständig für die Leiden meines Körpers und die Schmerzen meiner Seele. Doch versteht eines. Mein Herz entscheidet. Mein Herz aber hat den Zugang zu euch nicht gefunden. Valerio ihr werdet es nicht sein, den mein Herz für sich auserwählt."
    Mit offenem Mund stand ihr Begleiter vor ihr. Seine Enttäuschung konnte er nicht mehr ve r bergen. Die deutlichen Worte verstand er wohl, und deren tiefen Sinn hatte er erfasst . Für ihn war es vorbei. Er spielte in ihrem Leben keine Rolle. Hatte er doch durch die langen gemei n samen Wege, durch die Gefahren und letztlich durch die Enttäuschung, die sie gerade erst jetzt erlebt hatte, die Hoffnung genährt, eines nahen Tages sein Bitten und Flehen erhört zu bekommen . Jetzt hatte sie ihn in aller Deutlichkeit dieses möglichen Sinns seines Lebens b e raubt.
    "Ich werde in Kürze abreisen. Mit dem Pferd über Land", stieß er hervor.
    Die Gräfin Picchena schaute ihn an und nickte langsam.
    "Ich mit meinem Sohn werde dem Fischer Bool auf seiner Überfahrt die Treue halten. Er braucht die Hand, auch wenn es die Hand einer schwachen Frau und eines Knaben ist, um glücklich wieder die Gestade der toskanischen Heimat zu erreichen."
    Sie machte nicht den Versuch, ihn noch einen Augenblick länger zurückzuhalten. Sie schaffte eine Klarheit, die ihm schmerzlich, aber deutlich genug, ihre wahren Gefühle zeigte. Die do p peldeutigen Worte konnte er wohl verstehen. Doch glaubte er noch nicht das, was er mit seinen Ohren aufgenommen hatte.
    "Valerio, bleibt mein Freund", fügte Caterina hinzu. " Lasst unsere gemeinsame Welt nicht in Scherben gehen. Wir wollen auch gemeinsam vereinbaren und uns in die Hand versprechen, dass unsere Reise in die Provence nur ein Teil unseres Lebens ist. Nicht die Fürsten und nicht die Kardinäle bei Hofe sollten an unseren Abenteuern teilhaben, versprecht mir das."
    Seine Abhängigkeit von ihr war noch immer unerklärlich , und er nickte willig.
    "Es gibt keinen Grund für mich, Gräfin, darüber zu reden. Es ist auch mein Interesse, diese Geschichte schweigend mit ins Grab zu nehmen. Wir waren in Rom, zum heiligen Jahr. Ihr habt mein Wort."
    "Das zeigt eure Ehre und euren Ch arakter, Valerio. I ch schätze euren treuen Sinn hoch ein ."
    Er nickte ernst, drehte sich um und bereitete seine Abreise vor.

 
Girolamo der Katharer
     
    Als Gast einer Handelskarawane zog Valerio über Genua und Rapallo nach Florenz. Der erste Teil des Weges sollte sie von Marseille bis nach Monaco bringen. Tuche aus Avignon transpo r tierten die Händler über Marseille bis in das Fürstentum. Dort sollten die Stoffe abgeladen und Olivenöl bis nach Genua und Rapallo mitgenommen werden.
    Zwar produzierten die Bewohner der Orte an den Hängen entlang der Küste von Genua bis nach Rapallo selbst genügend Olivenöl, doch die Lagerhäuser der beiden großen Handelsfam i lien der Boglio und der Pessia aus Rapallo wurden selbst bei guten Ernten mit dem Öl aus M o naco und anderen Gebieten aufgefüllt.
    Für die reichsten Handelshäuser galt der Grundsatz, die Lager gefüllt zu lassen. So und nur so konnte der Preis für die Ware bestimmt werden. Es konnte Öl zurückgehalten werden oder zu niedrigeren Preisen auf den Markt geworfen werden, um die Konkurrenz zu treffen. Meist tauschten diese Händler ihr Öl gegen Getreide, vor allem gegen Weizen aus der Po-Ebene, ein. Den Weizen ließen sie in den eigenen Mühlen malen. Das Mehl wurde in den Bäckereien der Sippe gebacken und über eigene Verteilerwege in den Städten verkauft. Um den Weizen prei s günstig einkaufen zu können, wurde das Olivenöl als Währung auf den verschiedensten W

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