Galileis Freundin (German Edition)
Widerstand gegen die Polizeigewalt. Untergrabung der militärischen Autorität.“
Mit einem Male wurde ihm die Tragweite seines Handelns bewusst . Noch mehr als das. Ihm schien, er war einem Komplott zum Opfer gefallen.
„Ihr seid ein destruktives Element“, hieß das Urteil für ihn. „Ihr könnt euch die Bedeutung in den nächsten fünfundzwanzig Jahren überlegen.“
Frains blieb noch eine Weile in einem Verlies. Es schien sich niemand so recht für das Urteil und für die Art der Strafe verantwortlich zu fühlen. Nach ein paar Tagen hieß es für ihn, am morgigen Tag würde er auslaufen können.
„Was das auch immer bedeutet?“ sagte er sich. „Vor allem weiß ich nicht, warum das ganze ist? Was hatte ich bei dem Besuch der Puttane mit dem Militär zu tun? Wann habe ich mich mit dem Militär geprügelt ?“
Es waren zu viele Fragen, die er nicht beantworten konnte. Er würde sie niemals beantworten können. Frains wurde in der Nacht mit verbundenen Augen und mit Knebel im Mund an einen anderen Ort verbracht. Am nächsten Morgen wurde er auf ein Schiff verfrachtet. Mit Entsetzen erkannte er, auf einer Galeere gelandet zu sein . Noch immer war sein Mund mit einem Knebel verstopft. An die anderen Ruderer geleint, beschritt er die Brücke auf die Galeere. Mit Schlägen wurde er auf seinen Platz, eine harte Holzbank, gestoßen. Eine Eisenkette schloss sich um seine Füße. Die Galeere legte ab. Frains ergriff unter Peitschenschlägen das fünfzehn Meter lange Ruder. Er tauchte den Riemen ins Wasser und versuchte ihn gegen seine Brust zu ziehen.
So, wie die bei Tage nicht sichtbaren Sterne am Firmament, so schien eine unendliche Reihe von mörderischen Ruderschlägen auf ihn zu warten.
In ihrer Auberge in der Rue de la Croix d’Or schaute Caterina den armseligen Landstreicher entsetzt an.
"Fahre er nur fort. Schnell berichte er, was geschehen sein soll. Weiß er den Namen?"
"Frains, so habe ihr Geliebter geheißen. Aber ein Haudegen sei er gewesen. Ein Tunichtgut, ein Herumtreiber, der überall sein Leben verdiente. Auch in der Toskana sei er gewesen. Nur ve r jagt habe man ihn dort, weil er mit starker Hand den Pagen eines Kardinals erschlagen habe , wegen seiner Fürstin. Doch meine kleine traurige Bedienerin in meinem Gasthof kannte den Hallodri zu gut. Ihre Liebe im Bett habe er immer haben wollen. Aber niemals habe er irgendetwas dafür zahlen wollen. Ein Haus gemeinsam mit ihr für das Geld der Fürstin zu erstehen, sei ihm dann doch zu komisch vorgekommen. Er habe lachend sich an ihre Brust geworfen und ihr geantwortet: "Warum soll ich mit einer Maid mich begnügen, wenn ich, der Lebenssorgen verlustig, mich um viele schöne Frauen bemühen kann."
Er habe es ge sprochen und sei dann abgereist, d ie Fürstin in der Stadt Marseille zu besuchen. Er wollte das Geld von ihr holen, doch sei er niemals bis heute zurückgekehrt. Seit vielen T a gen stehe sein kleines Haus in der Stadt Aix nun leer.“
Der Halunke endete seine Sprache und schaute stolz in der Runde umher, als habe er allen e i nen großen Gefallen getan.
"Hinzufügen muss ich noch", fuhr er mit viel Stolz dann fort, " dass mich die traurige Maid in ihre Kammer führte, wo ich das Leid in ihren Armen mit ihr teilte."
"Dank sei dir gesagt, du unglückseliger Botschafter, auch will ich dich zusätzlich entlohnen, ist mir doch die Nachricht einiges wert.“
Caterina schaute ihn an und legte ihm zwei Sous in die Hand. Der Spitzbube bestellte daraufhin gleich einen neuen Krug Wein und ließ sich seine Freude nicht mehr nehmen. Er wechselte die Seite an dem Tisch und gesellte sich einigen Burschen zu, die ein paar Mägde in den Armen hielten.
Caterina saß aufrecht am Tisch und blickte in eine unendliche Leere. Wie ein Feldherr nach der ersten verlorenen Schlacht gab sie die Order für die weitere Strategie. Während ihre Ku m pane traurig und erschreckt auf den blank gescheuerten Tisch starrten.
"Morgen will ich einen zuverlässigen Boten nach Aix senden, der mir Erkundungen einholt. Dann wollen wir sehen, was wir weiterhin tun werden."
Es war ein grausiges Spiel, das ihre Träume mit ihr in der Nacht spielten. Die Verzweiflung trieb sie in die unmöglichsten Gedanken. Sie wollte sich umbringen, sie wollte sich rächen, den Bösewicht verfolgen und ihn töten lassen. Doch von alledem, was hatte sie davon? Die Geister umhüllten sie, fraßen ihren Magen auf und drangen in ihre Eingeweide. Ihr Kopf schien ihr in der Nacht zu bersten.
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