Galileis Freundin (German Edition)
zählen. Im Zweifel steht Christina zur Kirche. Die Kirche ist, wenn es um euren Fall geht, die Inquisition. Die Inquisition, Galileo, hat eure Vernichtung geplant. Seht ihr nicht, wie sich das Halsband in all den Jahren enger und enger um euren Hals gelegt hat und noch legt? Die Professoren von Pisa, die euren Ruhm nicht vertragen können, der Dominikaner Tomasso Caccini mit seiner Predigt in Santa Maria Nove l la, Pater Niccolò Lorini, der eure Ideen öffentlich „ im Gegensatz zur heiligen Schrift stehend“ erklärt, und nicht zuletzt Kardinal Bellarmin, Gott hab ihn selig, hat die Weichen für eure A n klage längst gestellt. Die Wachhunde warten nur darauf, euch zu zerfleischen.“
Galilei lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schaute in das Firmament. Er dachte lange nach. Als der Mond untergegangen war, hatte sich eine tiefe Dunkelheit über das Land gelegt. Der leichte Sommerwind rauschte in den hohen Steineichen. Am Himmel flackerte Tausende und Abertausende Sterne.
„Macht es Sinn, die Wahrheit zu verbergen? Kann ich den Mantel des Schweigens über Tats a chen decken? Es ist doch Wahrheit, Curzio. Die Erde ist rund und sie kreist um die Sonne, so, wie die anderen Planeten auch. Was, Curzio Picchena, was ist an dieser Tatsache denn so b e drohlich für die Kirche? Nichts, gar nichts. Und wenn es denn so wäre, was würde es an dieser Tatsache ändern, wenn ich Galileo Galilei, nunmehr diese Tatsache verleugnete, mein Schüler aber vor dergleichen Frage, wie ich stehen würde? Soll er auch diese Tatsache verleugnen? Sollen alle diese Nachfolger, alle diese Sternenforscher die Tatsache verleugnen? Werden wir bald nur noch die Meute von Menschen auf der Erde dulden, die geduckten Hauptes, quasi Steine suchend herumrennt, weil sie nicht wagt, in den Himmel zu schauen? Nein, Curzio Pi c chena, die Wahrheit lässt sich nicht durch Gewalt unterdrücken. Die Lüge lässt sich nicht mit Gewalt aufrecht halten.“
„Galileo“, Curzio setzte zu einem letzten Versuch an, „dann geht wenigsten zurück nach P a dua, an die Universität oder nach Venedig, dort denkt man freier, bis dorthin reicht der Arm der Inquisition nicht.“
„Ihr wisst , Curzio Picchena, ich bin von Padua nach Florenz zurückgekehrt. In meine Heimat. Das war mein Wunsch. Die Erde dreht sich um die Sonne, in Venedig wie in Florenz, sogar wie in Rom, das werden auch meine Gegner erkennen müssen. Die Flucht, wohin auch immer, ist kein Ausweg. Der heilige Vater, Urban VIII., hat mich über die kanonische Rechtsprechung des Heiligen Offiziums informiert, als er noch Kardinal Maffeo Barberini war. Für die Rech t sprechung dieses Gerichtes, Curzio Picchena, gibt es keine Grenzen. Dieses Gericht ist für j e den Menschen dieser Erde zuständig, gleichgültig, wo er sich befindet, welcher Nationalität er ist oder welcher Religion er angehört. Die Emissäre des heiligen Offiziums würden mich überall aufspüren. Welcher Herrscher könnte mich über all die Zeit ob Tag und Nacht schü t zen? Dann müsste ich schon eingekerkert sein. Und noch mein wichtigster Grund, um nach Rom zu reisen und dort meine Erkenntnisse darzulegen und meine Theorien zu erklären“, Gal i leo hob leicht seine Stimme an und schaute dem Staatssekretär in die Augen, „was für ein Mann wäre ich, wenn ich mein Lebenswerk selbst verleugnen würde? Glaubt mir eins, Pi c chena, eher würde ich sterben, als meine Forschungsarbeit zu verleugnen.“
Er schaute sinnend über den klaren nächtlichen Himmel.
„Nein, nein, Curzio, es ist entschieden, ich kläre die Sache bis zum Ende.“
Curzio Picchena legte Galileo eine Hand auf die Schulter. Der alte Mann wusste in diesem Moment, welch schweren Weg sich der Forscher vorgenommen hatte. Er ahnte, mit welch unbarmherziger Macht die Wachhunde des Glaubens das ketzerische Abweichen des Astron o men verfolgen und ahnden würden.
„Ich werde, wenn ihr in Rom seid, versuchen, über unsere Botschaft und unsere Mittel s männer ständig Informationen zu erhalten. Ich werde die Großherzogin, Christina von Lothri n gen, bitten, ihren Einfluss in Rom geltend zu machen.
Curzio Picchena, nahm das Glas zur Hand und nickte Galileo zu. Der Astronom griff ebenfalls zu seinem Glas und lächelte.
„Ich werde die Herren überzeugen, Curzio.“
„Galileo, ich bin mit euch, wenn ihr in Rom seid.“
Der Schmied Datini
„Die Welt ist voller Wunder, schönes Fräulein“
Der Händler, mit scharf geschnittener Nase und dunklem
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