Galileis Freundin (German Edition)
irgendwoher.
"Ich bin unschuldig, ich will hier raus. Ich kann das erklären, dass ich unschuldig bin."
"Gib endlich Ruhe Kumpel. Schone deine Stimme für die Schreie auf der Folterbank. Hier ist jeder unschuldig. Und doch hat man noch niemanden freigelassen."
Valerio brach unter Schluchzen auf der Bank zusammen. Er fiel zur Seite und heulte wie ein Kind. Nach langen Stunden der Verzweiflung, die für ihn wie Tage vergingen, wurde die Tür aufgerissen. Zwei Wärter packten den armen Teufel unter den Armen und zerrten ihn einen langen Gang entlang. Die Schritte hallten von den Wänden wieder. Das Stöhnen und Schluchzen des Gefangenen lief an den kalten Decken und Wänden entlang und kehrte immer zu seinem Ausgangspunkt zurück. Es schien ihm, als würden viele Gefangenen die gleichen, angsterfüllten Laute von sich geben.
Sie langten in einem großen Raum an. In der Mitte drohte ein breiter und langer Tisch. An seiner Kopfseite befanden sich vier Sessel aus Holz, die mit roten Seidenkissen mit den in Gold bestickten Wappen seiner Henker belegt waren. Auf seiner Seite des Tisches sah er zwei einf a che Stühle. An den kahlen Wänden flackerten in eisernen Halteringen stinkende und brennende Kienspane. Über den Sesseln an der Stirnseite demonstrierte ein einfaches Kreuz an der Wand das Leiden des gütigen Gottes . Dem Kreuz gegenüber prangte ein farbenprächtiges, großes Gemälde. Es zeigte den in den Himmel auffahrenden Gottessohn.
Die Wärter, die ihn hierher geschleppt hatten, verließen den Raum. Sie blieben wohl wachsam vor der Tür stehen. In dem Raum selber bedrohten ihn zwei stumpfsinnige Wärter, mit Streitäxten in den Fäusten .
Die Türe unter dem Kreuz öffnete sich. Drei, in rote Umhänge eingehüllte Männer betraten den Raum. Zwei weitere in Mönchskutten gekleidete kamen hinterher. Die drei Richter setzen sich in die Mitte an den Tisch. Die Mönche daneben. Sie hatten die Aufgabe, das Geschehnis mitz u schreiben.
Tödliche Angst bekroch den Delinquenten, als er die gestrengen Richter mit undurchdringl i cher Miene sah. Die Überzeugung seiner Unschuld schwand dahin. Er fragte sich, wie groß sein Vergehen sein würde. Ein Mönch bedeutete ihm, sich zu setzen.
Der Richter in der Mitte begann mit metallener Stimme.
"Seid ihr der Valerio Chiarenti da San Gimignano?"
Valerio war beruhigt, seinen Namen in dieser fremden, kalten Welt zu hören. Gleichzeitig fuhr ihn erneut ein kalter Schauer über den Rücken. Man hatte ihn als Valerio verhaftet und als so l cher wurde er verhört. Kein Irrtum wegen seiner Identität. Man hatte gewusst , dass er in Fl o renz weilte. Man hatte gewusst , wo er sich aufhielt. Hatte man ihn seit langer Zeit erwartet?
"Ja, Herr", antwortete er. "Ich bin derjenige den ihr benannt habt."
"Seid ihr, Herr Valerio, vor ein paar Tagen mit einer Handelskarawane aus dem provenzal i schen Marseille in Florenz eingetroffen?"
"Ja, Herr, das bin ich." Valerios Stimme zitterte wie Espenlaub. Seine Worte trugen die vibri e rende Unsicherheit über den mächtigen Tisch an die Ohren der gestrengen Richter.
"Herr Valerio, ihr seid ein Arzt aus San Gimignano, stimmt das?"
"Ja, Hochwohlgeboren, das bin ich und möchte dorthin wieder zurückkehren."
Valerio glaubte in den Augen der Richter ein zynisches Lächeln zu entdecken. "Halten sie me i ne Rückkehr für widersinnig?" fragte er sich.
Der Richter fuhr mit seiner Befragung fort.
"Herr Valerio, was hat euch nach Florenz geführt? Warum haltet ihr euch hier auf?"
"Herr, die Karawane endete hier. Ich wollte nicht alleine durch die unsicheren Wege und Wä l der der hohen Toskana ziehen. So ging ich mit bis nach Florenz. Von hier aus erhoffte ich eine sichere Wegbegleitung in die Stadt meiner Väter, San Gimignano, zu erhalten."
Die Fragen und die Antworten gingen eine Weile hin und her. Der Richter schien meist nach belanglosen Einzelheiten zu fragen, die nichts mit einer eventuellen Mittäterschaft zu tun ha t ten. Bereitwillig antwortete der angsterfüllte Delinquent auf alle strengen Fragen des Gerichtes. Valerio gewann Vertrauen zu seinen Richtern. Er war überzeugt, wenn er nur die Wahrheit sagen würde, wäre er bald wieder frei.
"Habt ihr eine Ahnung, Valerio, warum ihr hier zur Befragung bestellt worden seid?" der I n quisitor starrte ihn kalt an.
"Herr, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich bin unschuldig. Ich weiß demnach nicht, warum ich hierher geladen worden bin."
"Seltsam,. dass er nicht weiß,
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