Galileis Freundin (German Edition)
Durchlauchtigste Hoheit, Ferdinand II. und seine hoheitliche Familie ausgela s sen?"
„Herr, er hat nichts gegen das hohe Herrscherhaus gesagt, er hat niemanden aufgehetzt......“
Valerio wollte kleinlaut einlenken, als der Inquisitor mit Speichel vor dem Mund und starrem Blick dem Medikus dazwischenfuhr.
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"Herr Valerio hat der Mönch euch angedeutet, dass er den Granduca ermorden will?" Der I n quisitor hatte beide Hände auf den Tisch gelehnt und seine Brust wie ein aufgeblasener Pfau weiter nach vorne geschoben "Nein, Herr, das hat er nicht. Das hat er bestimmt nicht. Ich denke er war sehr weit von einem solchen Gedanken entfernt."
Der Inquisitor machte eine wegwerfende Handbewegung, drehte sich um und wollte gerade den Raum verlassen.
Valerio sah mit einem Male in aller Klarheit die Folterinstrumente vor sich. Der schreckliche Raum, in dem die gequälten Schreie der vielen Menschen wie arme Seelen zu hingen schienen, versetzte ihn in eine panische Angst.
"Halt, ihr Herren, haltet ein", rief er den Inquisitor und seine Richter zurück.
Valerios Gesicht hatte einen irren Ausdruck angenommen.
"Gebt mich frei, und ich will euch die volle Wahrheit sagen."
Der Inquisitor drehte sich um, schaute mit prüfendem Blick auf den Delinquenten und forschte in dessen Gesicht, ob er wirklich bereit sei, die Wahrheit im Angesicht der Folter von sich zu geben. Die Augen des Arztes flackerten unruhig. Seine Lippen zitterten, selbst die Haut auf den Wangen schien sich gelöst zu haben und flatterte wie in einem Sturmwind.
"Nun, denn, Herr Valerio, "so gesteht im Angesicht des Herrn. Sagt uns die Wahrheit und nichts als die Wahrheit."
Der Inquisitor lächelte herausfordernd.
Valerio kannte nicht mehr sein Tun, er wusste in diesem Moment nichts von seiner unglaubl i chen Anschuldigung. Was er in seinem Leben wie den Untergang der Welt hasste , war die A n drohung der Folter, die Ankündigung des unendlichen Schmerzes.
Die Richter nahmen an dem langen Tisch wieder Platz.
"Herr, er, der Mönch Girolamo, hat mir auf unserer Reise von den Katharern berichtet. Er schien den Glauben dieser Häretiker achten zu wollen. Er verstand das Tun der Ketzer und bedachte mit Drohungen die heroischen Taten der Mutter Kirche und ihrer Helfer. Herr, er hat noch mehr erzählt. Girolamo hat das Leben der Medici "sündhaft" genannt. Er hat ehrwürdige Herren aus der römischen Kirche, wie Priester und Äbte, Bischöfe und Kardinäle der Hurerei und eines unwerten Lebens bezichtigt. Er hat sogar die Inquisition des Unrechts gegen die Menschheit bezichtigt. Herr, ich bezeuge, das hat er alles gesagt."
"Hat er gesagt, seine durchlauchtigste Hoheit müsse entfernt werden?"
Valerio schaute ihn mit gläsernen Augen an. Schon längst war er nicht mehr Herr seiner Sinne. Ein Wächter machte ihn mit ein paar Klatschern ins Gesicht wach. Der Inquisitor ließ ihn das Geständnis unterschreiben. Dann brachten ihn die Wärter in einen Nebenraum, in dem eine Bank mit weichen Polstern stand auf die man ihn legte.
Der geschundene und gequälte Mann spürte die Wärme des Raumes und die Weichheit seiner Polster. Er schlief sogleich ein und erholte sich nach ein paar Stunden. Als er erwachte, wurde ihm die Schand e seines Tuns bewusst . Er setzte sich auf und begann zu weinen. Seinen ehrlichen Freund, den Mönch Girolamo, hatte er verraten. Er hatte das Leben des Dominik a ners der Vernichtung preisgegeben, um das seinige zu retten. Valerio fiel in sich zusammen. Er hätte sich verstecken mögen. Er hatte noch nicht einmal gekämpft. Er hatte aus Angst, leiden zu müssen, den Freund verraten. Durch die roten Vorhänge an den Fenstern fiel warmes, ruhiges Licht. Der Arzt beruhigte seine Sinne. Er suchte seine Zuversicht zurück z u gewinnen. Er wusste nicht, wie lange er bereits in diesem Raume weilte.
Die Tür wurde aufgestoßen und einer der Wärter erschien erneut. Valerio zuckte zusammen, seine Leiden schienen wiederzukehren.
Der Wärter lachte.
Durch mehrere Räume und Flure wurde der Gequälte in einen Audienzsaal geführt.
Der Kardinal erschien in einer roten Robe, bestickt mit Perlen und mit Edelsteinen. In einem wachen Moment erkannte der Arzt den Bruder des Medici Herzogs, Giancarlo, Kardinal der heiligen römischen Kirche.
Giancarlo nahm an einem schweren Eichentisch Platz. Lange starrte er den leidenden Arzt an. Er musterte ihn von oben bis unten, entdeckte seine zitternden Knie und die flatternden Hände. Mit einem zynischen Lächeln
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