Galileis Freundin (German Edition)
dann in der Tiefe versanken. Valerio fühlte einen leeren Kopf, als kreisten in seinem Schädel nichts sagende Sternbilder, die sich w e der selbst noch den Menschen auf dieser Erde etwas zu sagen hatten. Bilder und Erlebnisse wischten schemenhaft durch seine Sinne. Die Leere seines Kopfes wechselte mit schmerzhaften Situationen aus seinem Leben.
"Etwas ist anders", dachte er. "Girolamos Schmerzen sind beendet, meine dauern ewig an. Wie kann ich mich von meinen Qualen befreien?“
Nach wenigen Tagen war Valerio nach San Gimignano zurückgekehrt. Als er durch die Stad t tore zog wurde ihm von dem Gonfaloniere ein prächtiger Empfang bereitet. Die Boten des Großherzogs hatten seine Ankunft vermeldet. Der Granduca persönlich, so hieß es, wünschte dem Herren Valerio, dem Retter des Staates, einen ehrenhaften Empfang.
Weniger als um seine Praxis sorgte sich Valerio um die Rückkehr der Markgräfin Caterina Picchena. Er hatte einen Boten nach Livorno in die Osteria des alten Weibes gesandt.
"Fragt nach dem Bool. Fragt nach, ob der Fischer bereits zurückgekehrt sei. Findet alles he r aus, um den Aufenthalt der Caterina Picchena ausfindig zu machen. Kommt mir nicht ohne Nachricht zurück. Eilt euch, ich werde euch gut entlohnen", hatte sein mündlicher Auftrag g e lautet.
Der Bote war mit Neuigkeiten zurückgekehrt. Das alte Weib hatte ihm gegen einen fürstlichen Lohn verraten, dass der Bool längst zurückgekehrt sei und mit seinem Schiff wieder dem Fischfang nachging. Der Verbleib der Frau sei ihr unbekannt. Das war alles, was der Bote zu berichten wusste .
Der Arzt sandte den Boten weiter nach Picchena. Caterina in Florenz, das konnte er sich nicht vorstellen. Wenn sie schon zurückkehren würde, dann doch eher in ihr väterliches Stammhaus. Aus der Burg kehrte der Bote ebenso mit mageren Nachrichten zurück. Man habe ihn nicht eingelassen. Eine Bedienstete habe ihn an der Tür abgewiesen. Man wisse nicht, wo die Herrin geblieben sei. Und im Übrigen solle man sie endlich in Ruhe lassen.
An einem frühen Morgen machte er sich selbst auf den Weg nach Picchena. Sein Herz schlug den Takt eines verliebten Jünglings, als er hinter der Kapelle zum Tor der Burg einbog. Mit seiner Reitgerte klopfte er gegen das Portal. In der morgendlichen Herbstsonne ruhte die Burg schweigend in den Armen des dichten Waldes. Niemand rührte sich. Die Mauern um das A n wesen schützten vor jedem Blick. Zurück an der Pforte schlug er mit seinen Fäusten gegen das Tor. Im Rhythmus des Taktes einer Galeere begehrte er Einlass . Am Rande des Weges setzte er sich. Irgendjemand würde irgendwann in Erscheinung treten. Er war bereit, den ganzen Tag zu warten. Doch es dauerte nicht allzu lange . Ein Hofknecht öffnete das Tor und schaute nach dem Rechten. Gerade beabsichtigte er wieder das Tor zu schließen.
„Sagt an, junger Freund“, sprach ihn der Wartende an. „Ihr kennt mich doch sicher noch. Mein Gesicht und mein Name sind euch doch bekannt.“
„Ja, Herr, ihr seid der Medikus aus San Gimignano. Die Gräfin, wenn ihr die sucht, die ist nicht in ihrer Burg. Wir wissen nichts von ihrem Verbleib.“
Dem Valerio war die Antwort ohne vorherige Frage zu schnell, zu eilfertig gegeben.
„So weiß sicher jemand in euer Burg ein wenig mehr über die Markgräfin. Die Kammerdien e rin oder der Verwalter. Ihr werdet den treuen Medikus eures Hauses nicht ohne weiteres die Tür vor der Nase verschließen. Lasst mich ein und besorgt mir die Kammerzofe.“
Schnell hatte er längst seinen Fuß in die Tür gestellt, zog mit seinen Händen das Portal auf und betrat den Hof mit der breiten Treppe. Im Empfangsraum wartete er. Der Bursche hatte sich bereit erklärt, die Zofe zu informieren. Durch das große, geöffnete Fenster, schaute der Besucher in den ein wenig verwilderten Park des Anwesens „Niemanden sonst hatte ich erwartet. Seid mir herzlich willkommen, Valerio Chiarenti da San Gimignano“
Wie ein Blitz schaute sich der Wartende um.
„Ich verneige mich vor der Leistung eurer Rückkehr über die See. Mein Herz ist beruhigt und betört zugleich, Markgräfin Caterina Picchena.“
Valerio verneigte sich tief vor der glanzvollen Erscheinung.
„Seid mir willkommen, Valerio. Es sind viele Tage vergangen, da wir uns unter anderen Geg e benheiten verabschiedet haben. Darf ich annehmen, dass es euch zwischenzeitlich gut ergangen ist?“
„Schnell ändern sich manchmal die Zeiten und die Menschen erfahren eine noch stärkere Ve r
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