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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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würde es nie zulassen, sich nicht selbst über ihren künftigen Ehemann zu entscheiden.
    Und so träumte sie von der Liebe.
    Die Liebe war ihr etwas sehr Heiliges. Heiliger als vieles was sich sonst heilig nannte. Die Li e be, die sie in ihrem Leben erwarten wollte, sollte ihr die Erfüllung aller Träume und Wünsche bringen. Für die Liebe wollte sie sich aufheben, der Liebe wollte sie treu dienen. Den Mann, den sie einmal aus Liebe heiraten würde, den wollte sie, so wie er sie, für alle Zeiten gern h a ben und nur für ihn da sein. Sie stellte sich ein sehr schönes Leben auf der Burg Picchena vor. Mit vielen Kindern, die aus Liebe geboren würden. Eine Villa in Florenz sollte das Leben a b runden, in der sie ab und an mit der höfischen Gesellschaft den Kontakt halten würden. Den Kern ihres Lebens aber wollte die kleine Caterina, so stellte sie sich das Leben in ihren Trä u men vor, mit ihrem Manne und den vielen Kindern auf Picchena verbringen.
    Die Verse, zu denen sie immer wieder griff, hatte der große Renaissance Dichter Torquato Tasso verfasst . Die schöne Schäfergeschichte, ‘Aminta’ in der er die endlose Kraft der Liebe darstellte. Einige Zeilen gefielen der jungen Caterina besonders. Sie hatte sie auswendig gelernt. Immer wieder sagte sie sich diese Verse vor.
     
    "Ich folge Dir Sylvia, ich komme,
    in deiner Nähe zu sein,
    wenn du sie nicht verweigerst,
    und stürb zufrieden, wär ich nur gewiss , dass dich nicht stören wird,
    wenn ich dir folge, und
    dass dein Zorn mit deinem Tode auch erloschen.
    Sylvia, ich folge dir, ich komme."

 
Diskriminierung
     
    „Das Hämmern auf seinem Amboss ist leiser geworden. Die Esse spuckt nicht mehr unentwegt feurige Glut aus dem Schornstein. Das Tor zu seiner Schmiede steht offen. Nur noch selten hat die alte Berta den Teufel des Nachts aus seinem Hause fahren sehen. Die Heilige Römische Kirche hat ihn auf den Weg der Wahrheit zurückgeführt. Seine Seele kann gerettet werden. Unergründlich sind Gottes Wege. Allwissend seine Beschlüsse. Der Teufel hat sich von dannen geschlichen.“
    Nanini belehrte die vierzehnjährige Markgräfin auf ihrem Weg zum Markt nach Castel San Gimignano.
    „Das gerade mag Grund genug für mich sein, meinen Freund, den alten Schmied zu besuchen.“
    Caterina stellte sich den Vorstellungen der störrischen Nanini energisch in den Weg.
    „Ich glaube nicht den Gerüchten, deinen Weihegesängen, den vermoderten Weissagungen de i ner alten Berta. Mich kotzen deine unheilvollen Gesänge an. Ich will selber sehen, was dahinter steckt. Ich will mich selber überzeugen, wie es Datini geht. Nanini, die wehevollen Aussprüche von euch Weibern, mögen im Moment Befriedigung verheißen. Mach dir mit deinen Hexen aber auch Gedanken darüber, wie du über Menschen urteilst, sie zur Vernichtung treibst.“
    Die Amme war erschreckt stehen geblieben. Mit offenem Mund verstand sie die Wahrheit ihrer Welt nicht mehr. Sie schaute hinter dem Mädchen her. Ihre Schutzbefohlene hatte sich längst auf den Weg gemacht, war ihr in Castel San Gimignano davongeeilt.
    Den schnellsten Weg suchte Curzio Picchenas Tochter zu ihrem Freund, dem Schmied, Datini.
    Sie erschrak, als sie in der Werkstatt anlangte.
    Das Feuer in der Esse glühte eher spärlich als kraftvoll. Der Lehrjunge räumte mit traurigem Blick einige alte Eisenstücke zur Seite. Schon vor dem Tor hatte ihr der fröhliche Klang des Zuschlaghammers mit seinem gewaltigen „Ping, Ping“ auf dem Amboss gefehlt. Es war ihr alles zu geheimnisvoll. Caterina blickte verstört auf den Meister.
    Er stand an seinem Amboss . Eher zögernd als schaffend schmiedete er unsicher das Eisen. Se i ne Wangen waren eingefallen, Verletzungen im Gesicht und an den Händen zeugten von einer grausamen Behandlung. Der Blick des Schmiedes, wenn auch verdeckt durch geschwollene Augenbrauen, war ungebrochen und stolz. Es war der Blick eines ehrlichen Mannes, der den geraden und gerechten Weg kannte. Datini lächelte ein wenig, als er die kleine Gräfin wah r nahm.
    "Seid mir gegrüßt, mein Fräulein, sagte er liebevoll. „Allzu lange habe ich nicht das Vergnügen gehabt, euch begegnen zu dürfen. Es ist mir eine Wohltat, euch zu sehen. Doch schmerzt es mich gleichermaßen, dass ihr mich in diesem Zustand erleben müsst ."
    "Seid mir ebenso gegrüßt". Caterina stellte sich direkt vor ihn, so dass er seine Arbeit unterbr e chen musste . "Ich hörte von eurem Missgeschick und beeilte mich, euch zu treffen."
    In

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