Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
Vom Netzwerk:
nicht mehr um Datini gekümmert hatte. Er nahm sich vor, seinem alten Kumpanen die Stange zu halten und ihm einen neuen Auftrag zu geben. Das lange Geländer an der Terrasse musste ohnehin schon längst erneuert werden. Wenn schon, dann konnte es auch jetzt geschehen.
    Der Staatssekretär machte sich frohe Gedanken über seine Tochter. Sie spielte die Laute g e konnt, sprach französisch gut und war auch in allen anderen Wissensgebieten eine gelehrige Schülerin, wie er von ihren Lehrern erfuhr. Der alternde Graf war stolz auf Caterina , die ohne Mutter aufwuchs . Sie war zwar erst dreizehn Jahre alt, aber so langsam hielt er Ausschau, welcher Herr aus der Gesellschaft der Metropole für eine Heirat in Frage käme. Noch behütete er seine Tochter in der geschützten aber rauen Umgebung von Pi c chena. Hier konnte sie sich frei entfalten, hier würde sie alles Wissenswerte zum Leben lernen. Nach Florenz in seine Villa, kam sie nur ab und zu.
    Es war üblich, die jungen Damen des florentinischen Adels lange Zeit durch ihre Mütter und Väter von den heiratsfähigen Männern fernzu halten. Das Gerangel um die Töchter und der Tausch der ‘Ware Frau’ würde noch früh genug in das politische Geschäft eingebracht werden können. Eine Heirat war auch als politischer Akt zu sehen. Curzio Picchena, ein alter Fuchs auf diplomatischem Felde, bedachte diesen Umstand sehr wohl. Er wollte sich aber seine Freiheit für die Entscheidung zu einem Bräutigam nicht durch ein zu frühes Einleiten des Ve r fahrens nehmen. Lieber war es ihm, seine Tochter würde in der Obhut der guten Nanini eine freie Jugend erleben. Mit ihrer Bildung würde sie ihren Ehemann beeindrucken und vie l leicht sogar das Regiment des Hauses nach ihrer Hochzeit übernehmen können. Manche der Frauen in Florenz waren, auch wenn die Männer nach außen die bestimmenden Figuren für das gesellschaftliche Leben waren, die wahren Herrscherinnen in den Familien. Er traute seiner Tochter eine solche Rolle zu.
    In diesen Gedanken zeigten sich seine große Kenntnis der Höfe Europas, und das Verfahren bei den Vermählungen. Das florentinische Herrscherhaus hingegen demonstrierte allerdings gerade jetzt sehr deutlich die Schwächen eines über Jahrhunderte hinweg regierenden Geschlechtes. In diesem Jahre 1621 war ein Medici Großherzog, dessen Stärke nicht das politische Geschäft war. An die Führungsspitze eines Staates wie die Toskana mit ihren Adelsfamilien, die oft g e nug einen Handelskrieg gegeneinander führten, gehörte hingegen ein starker Herrscher, der in der Politik mehr als nur eine machbare Notwendigkeit sah. Florenz brauchte, schon allein um sich gegen den Kirchenstaat in Rom behaupten zu können, mehr Weisheit und eine starke und besonnene Durchsetzungskraft.
    Hübsch, vermögend und gebildet, dachte der kluge Staatsmann, als er seiner Tochter beim Lesen eines Buches zuschaute. Was will ein Mensch noch mehr? Er würde sich um die Zukunft seiner Tochter keine Sorgen machen müssen. Sie hatte alles das, was einen Menschen erfol g reich und glücklich machen könnte.
    Das Mädchen schaute aus ihrem Buch auf, lächelte, da sie sich von ihrem Vater beobachtet fühlte. Sie beide waren eine starke Gemeinschaft. Sie dachte an all die vielen Geschichten, die ihr Vater erzählt hatte, von seinen Reisen in die Länder Europas und sogar Afrikas. Eines T a ges würde er sie mitnehmen in die fremden Länder, nach Spanien, Frankreich und über die A l pen. Was würde sie dort alles erleben können? Wie schön würde die Welt sein. Wie schön w ä re es, freundliche Menschen kennen zu lernen, auf denen nicht nur der Fluch der Kriege lastete.
    Gedanken, die mehr oder weniger klar durch ihren Kopf gingen. Manchmal hatte sie einfach Angst davor, vom Vater in einem Kuhhandel einem Manne versprochen zu werden, den sie nicht lieben könnte. Sie wollte auf keinen Fall das Produkt einer Erwägung sein, die über das Glück der beteiligten Menschen die Vernunft einer politischen Ehe stellte. Zuviel hatte sie d a von gelesen, wie die Männer und Frauen der Adelsgeschlechter diesen politischen Einflüssen zum Opfer fielen. Wie sie das von anderen geplante Spiel mitzuspielen hatten, keineswegs aber dabei glücklich waren. Die Männer suchten sich nach einer unglücklichen Hochzeit ihre M ä tressen und gingen in die Bordelle von Florenz. Die Frauen verschrieben sich einem Liebhaber und wurden dafür enthauptet.
    „Welche eine verkommenen Welt“, dachte sie und ahnte , Vater

Weitere Kostenlose Bücher