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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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antworten, diese Antwort war gleich die Anklage. Bei den schnell aufeinander folgenden Fragen, war dem Deliquenten nicht die Möglichkeit gegeben, eine Frage erschöpfend zu beantworten.
    "Herr", begann er von neuem, "Herr ich glaube das, was in der Heiligen Schrift steht."
    "Und er glaubt an eine Schöpfungsgeschichte, die aus dem Chaos entstand. Wer hat ihm diese Schöpfungsgeschichte eingegeben?"
    "Niemand Herr, es sind so gewisse Gedanken."
    "Will er sagen, dass er selbst, aus eigenem Erkennen eine neue Schöpfungsgeschichte erfunden hat?"
    "Nein, Herr..."
    "Dann hat ihm also doch jemand die abartige Schöpfungsgeschichte eingegeben?"
    "Nein, Herr, ich meine ja, ich hab einmal jemand darüber reden hören."
    "Aha, er hat sich mit jemandem darüber ausgetauscht. War das der Teufel persönlich, der ihm sagte, er müsse das glauben, und er hat ihm die vielen Arbeiten dafür gegeben? Hat er seine Seele dafür verkauft und Gott abschwören müssen? Hat er die Sakramente dafür verleugnen müssen und das Kreuz zertreten müssen?"
    Er passte jetzt genau in die vorgefertigte Form einer Ketzervorstellung der Kirche. Er erwies sich als Ketzer mit Teufelsverschwörung und kämpfte gegen die Kirche. Das war Grund g e nug, ihn zu foltern um noch weitere Verschwörer ans Tageslicht zu holen, ebenso zu bestrafen und möglichst zu vernichten.
    "Der Delinquent wird zur Folter geführt, bis er gesteht."
    Datini erstarrte. Entsetztes Unverständnis malte sich in sein Gesicht.
    „Was hatte er getan, was sollte er getan haben? Was erwartete ihn jetzt?“
    Zwei Männer fassten ihn an den Armen und schleppten ihn einen langen Gang entlang. Sie gi n gen eine schmale Steintreppe hinunter bis in einen weiteren Gang in den unterirdischen Gewö l ben. Von weitem erschauerte Datini als die Schreie der Gefolterten an sein Ohr drangen. Sein Rücken spannte sich, die Muskeln verkrampften sich. Folter! wurde es ihm auf einmal klar. Was er immer nur über andere gehört hatte, sollte mit ihm geschehen. Plötzlich und unerwa r tet, ohne Schuld, ohne irgendeine böse Tat wurde er in den Folterkeller gezerrt.
    Eine schwere, eichene Türe wurde aufgerissen, eine finstere Höhle erwartete ihn. In dem feuchten, dunklen Raum war kaum etwas zu erkennen. Seine Augen mussten sich erst an das Unsichtbare gewöhnen. Die Unsicherheit, die Bodenlosigkeit wurden durch das unheimliche Zwielicht noch vergrößert. Er war ein Ertrinkender in der grausamen Welt des Fassungslosen. Wie in einer schweren Welle, die ihm den Boden unter den Füßen wegriss , taumelte er in eine unendliche Tiefe. Er stürzte über Steine. Die Henker rissen ihn wieder hoch. Sie schlugen ihn brutal gegen eine steinerne Wand. Datini knallte mit dem Kopf gegen einen scharfen Vo r sprung. Über den Nacken spürte er sein warmes Blut laufen. Er wischte sich mit der Hand über den Hals und griff sich an die Augen. Die blutverschmierten Finger verwischten sein Gesicht. Die zähe Flüssigkeit verklebte seine Augen.
    Deutlicher nahm er langsam die Umgebung wahr, die ihn starr werden ließ. Auf finsteren, e i sernen Mordgeräten quälten sich zuckende Leiber, eingesperrt in Zangen und auf Nagelstühlen. Auf einer beweglichen Bank wand sich ein schwerer Mann, der an den ausgestreckten Händen und Füßen gefesselt war. Ein hölzernes Rad, von zwei stöhnenden Folterknechten gedreht, zerrte den Körper auseinander. Die zum Zerreißen angespannte Haut wurde von den Schergen solange überdehnt, bis sie mit einem hässlichen Knall platzte. Gelenke brachen knirschend, Knochen sprangen mit einem Knall auseinander. Eine junge Frau war am Hals mit einem eise r nen Ring auf einer Bank gefesselt, die Hände seitwärts festgebunden. Im Mund steckte ein scheußlicher Knebel. Ihre Füße waren am Ende der Bank wie angenagelt. Das Weib wand sich, versuchte vergeblich den Knebel auszuspucken. Zwei der Knechte rissen ihr die Kleider vom Leibe und pressten ihre Beine auseinander. Der erste drang gierig in ihr Geschlecht. Mit einem tierischen Stöhnen ließ er von ihr ab und der zweite bemächtigte sich des Weibes, „wir machen dir noch einen Engel, du Hexe. Dann weißt du wenigstens, wie das ist, mit Engeln zu schlafen. Es wird Zeit für dich.“
    Ein dritter Folterknecht ließ von einem Gequälten in der eisernen Jungfrau ab und schlurfte wollüstig herbei.
    "Ich hatte heute noch kein Vergnügen", rief er krächzend und stürzte sich auf die Gefesselte.
    "Willst du einmal spüren, was ein rechter Kerl ist?"

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