Galileis Freundin (German Edition)
seinem Reich, das gerade einmal vierzigmal dreißig Ellen bemaß. Die verehrten, go t tesfürchtigen Männer genossen besondere Rechte bei dem Duca. Vor allen Dingen, wenn er sie aus der finsteren Welt der Inquisitoren kannte. Es war ihm eine Ehre einen Pfaffen zu bewirten, schenkte ihm freies Bier aus und vermittelte ihm schnell eines der alten Mädchen, das an seiner Theke herumlungerte . Dafür konnte er sicher sein, nach der nächsten 'gazija', einem Stra f zug oder besser gesagt einem Beutezug des Vikars, schnell wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden. Es fand sich stets jemand, der seine Unschuld bewies und dafür sorgte, dass dieser Quell der eigenen Freuden nicht verschüttet wurde. Ein Araber hatte wohl einmal vor Jahren dieses Wort in der Kaschemme des Duca eingeführt. Seitdem war er stolz auf seine 'gazija' oder 'razia' und 'razzia', wie sie bei ihm genannt wurde. Sie waren ein Beweis für die Rechtm ä ßigkeit seiner Locanda Romana. Er konnte sich einen Schützer des Rechts nennen, g e schützt von dem herrschenden Recht.
Checco, der Schmied, hatte die Locanda Romana zu seiner Burg und zu seinem Palazzo g e kürt. Piero genoss die untertänigsten Ehrerbietungen des Checco, der ihn mit nützlichen Info r mationen versorgte.
Checco erreichte außer Atem die Locanda. Der schmächtige, krüppelige Freund des gehei m nisumwitterten Duca stürzte aus dem sonnenumfluteten Tageslicht in die dunkle Höhle der Unterversorgten. Er hielt sich am Rahmen der schweren Eichentüre fest und versuchte, sich zu orientieren. Bierdunst quoll ihm entgegen, ein wirres Sprachenspiel, der Gestank nach Schweiß, Bier, Wein und Erbrochenem, verschlug ihm den Atem. Checco fasste sich schnell. Er taumelte zum Schanktisch. Der Duca schlug vor ihm einen Krug weißen Toskaner auf, woh l wissend um die Bedeutung dieses Mannes. Hastig nahm der Vasall den ersten Schluck, holte tief Luft und schaute zu dem mächtigen Wirt auf. Wohl erst jetzt war ihm bewusst geworden, wo er gelandet war. Er nahm noch einen Schluck und spürte die Wirkung des schweren Weins. Es war ihm, als hätte ihn ein Geist verfolgt, oder der Teufel persönlich. Die günstige Möglic h keit, die sich ihm bot, wollte er schnell nutzen. Es war keine Zeit zu verli e ren.
"Piero", stammelte Checco ohne ausreichenden Atem, "zwei Leute, zwei Leute für mich. Du weißt schon, zu allem bereit."
Piero sah den Hass in den Augen des Freundes. Das konnte ein lohnendes Geschäft werden. Der Freund schien zu allem bereit zu sein. Der Duca spürte, dass jetzt die Stunde gekommen war, sich der Dienste des Onkels des Checco, dem großen Monsignore mit den hervorragenden Verbindungen zur Inquisition, zu versichern. Piero schob den Weinkrug noch näher an den Schmied heran. Checco ergriff ihn und nahm einen gehörigen Schluck. Der Duca schaute ihn an, ergriff seine Hand und spürte mit Befriedigung, wie die Finger seines verschworenen Freundes zitterten. Das war gut so.
Er wies mit einem leichten Kopfnicken auf zwei finstere Gesellen, die am äußeren Ende seiner Kaschemme einen trostlosen Eindruck hinterließen. Der heimtückische Schmied schlich ohne Zögern zu ihnen.
"Wozu seid ihr bereit?", drang er hastig in die Beiden.
"Was zahlst du, mein Freund?" Der besudelte Strolch grinste unverschämt in das hektische Gesicht des Schmiedes. "Du willst etwas von uns, also, was zahlst du?"
"Ihr wollt etwas von mir, also wie viel ", zischte Checco unruhig.
Die Diebe hatten die Unsicherheit des Schmiedes und seine Not erkannt. Der eine lehnte sich ruhig zurück und kostete seine Überlegenheit aus.
"Gut", murrte Checco, "zehn blanke Taler, für jeden von euch fünf."
Er hob dabei die beiden Hände und spreizte jedem der Tagediebe die fünf Finger ins Gesicht.
"Und was, mein Freund, ist die Aufgabe?"
Der erste Strolch erkannte die Höhe der Belohnung. Soviel Geld hatten beiden zusammen la n ge nicht gesehen.
"Eine Kleinigkeit, eine Kleinigkeit. Nur eine kleine Kleinigkeit", hastete Checco vorwärts, u n bedacht, dass seine Unruhe ständig die Forderung erhöhte.
"Nun gut", schwabbelte der Dieb. "Du sagst, eine Kleinigkeit. Also welche Kleinigkeit?"
Checco blinzelte unruhig in der Locanda umher. Er war sich seines Auftrages, den er zu geben hatte, nicht sicher. Er duckte sich über den Tisch wie ein Fuchs, legte beide Arme vor sich auf die schwere Eichenplatte, schaute die beiden fremden Vögel herausfordernd an.
"Ihr werdet einem Mann auflauern und ihn überfallen, in seinem
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