Galileis Freundin (German Edition)
verlangt, aber lasst mich leben."
Der geknebelte Mörder spuckte Blut und rang nach Atem.
"Wo ist das Geld, du Hurensohn", rief Datini.
Der Verletzte streckte ihm seine fest geschlossene Faust entgegen. Noch jetzt musste der Übe r fallene die Finger mit Gewalt öffnen, um die zwei Taler herauszulösen. Desgleichen bei dem Getöteten. Daher waren beide so ungleich schwach gewesen, weil sie krampfhaft das w e nige Geld festhielten.
"Was hat euch der Mann noch mehr geboten?"
"Jedem noch weitere drei Taler, Herr, ich will sie nicht mehr haben."
"Du Hundesohn, du wirst sie auch nicht mehr bekommen . Sei froh, wenn du das alles überlebst. Ich werde dich dem Piero zum Fraße vorwerfen. Der wird wissen, was er mit euch zu tun hat."
" Lasst mich leben, Herr", jammerte die armselige Gestalt, "ich will euch zeigen, wer uns gedu n gen hat."
Das Gefährt befand sich kurz vor der Ausfahrt aus dem Wald auf die Straße nach Castel San Gimignano. In wenigen Minuten war der Schmied vor der Locanda Romana, hielt sein Pferd an und sprang von dem Wagen, zerrte den verletzten Mörder mit herunter. Der Strolch fiel mit seinem Gesicht in den Staub und schrie jämmerlich auf. Der Lärm in der Locanda übertönte auch dieses Geschrei. N och hatte niemand ihre Ankunft bemerkt.
"Du wirst sofort auf den zeigen, der euch gedungen hat. Wenn du fliehen willst, werde ich dir mit einem Schlag dein Genick brechen", fauchte der Schmied.
Der Mörder zuckte ängstlich zusammen, willig allen Befehlen seines neuen Herren zu geho r chen.
Datini trat gegen die schwere Tür der Locanda Romana und befand sich mit einem Satz mitten in der Kaschemme. Den gedungenen Täter hielt er an den Haaren fest. In dem finsteren Raum herrschte augenblicklich eine tiefe, erschreckte Stille. Zwielichtige Gestalten waren vor Angst und Entsetzen, andere vor Erstaunen plötzlich schweigsam.
Der wütende Schmied riss seinen Gefangenen an den Haaren hoch. Der drehte sich in die Ric h tung des Tisches, an dem sie das Komplott geschmiedet hatten. Checco hockte an der eichenen Platte wie versteinert. Er glaubte nun wirklich, dem Teufel zu begegnen, den Lei b haftigen zu sehen. Seine Augen fielen ihm vor Entsetzen fast aus. Sein Gesicht war noch dü n ner geworden. Er war nicht einer Bewegung fä hig. Der Mörder sagte kein Wort.
Datini bewegte sich drohend und langsam, sehr langsam auf den Tisch des Checco zu. Die Starre des Denunzianten hatte seinen Körper gelähmt. Mit stierem Blick hockte er auf seinem Stuhl. Welch armselige Ges talt voller Angst und Feigheit, dachte der Schmied.
Mit einem gewaltigen, plötzlichen Schwung warf Datini den Mörder dem Checco direkt auf den Körper. Checco sah das magere Haupt des anderen auf sich zufliegen. Er erkannte die G e fahr, doch er war unfähig, sich zu bewegen. Dann krachten die beiden Köpfe aufeinander. Knochen schlugen hart auf und Schädel schienen zu splittern. Blut spritzte über Tische, in die Bierkrüge und Weingläser und auf den Boden, den Drumherumsitzenden auf Strümpfe und die spitzen Lederschuhe. In einem Knäuel blieben Mörder und Auftraggeber auf der Erde li e gen. Datini hatte nicht genug. Er fasste den Checco bei den blutigen Haaren und zerrte ihn hoch. Der Mann glotzte seinen Bezwinger mit Entsetzen an.
"Wo ist das Judasgeld für die Tat, du Mörder", schrie ihn Datini an.
Dann ergriff er den Beutel von Checcos Gürtel und warf die Münzen wütend in die entsetzt schweigenden Menschen.
"Damit kann sich jeder bereichern, der gleiches tun will", schrie Datini. "Dieser Mensch", dabei schleuderte er seinen Arm symbolisch auf den Checco, "dieser Mensch ist unwürdig, unter uns zu leben. Er hat die Mörder gedungen. Dieser hier", fuhr er pathetisch fort und wies auf den überlebenden Mörder, "dieser hier ist sein williges Werkzeug. Die armselige und erbärmliche Gestalt ließ sich für ein paar Taler zum Mord anheuern. Gott hat sie bestraft. Sie werden Krüppel sein, für alle Zeiten."
Datini schaute stolz in der Runde umher. Er blickte jeden der Männer nacheinander in die A u gen. Die meisten senkten erniedrigt ihren Blick, andere hielten ihm stand und nickten ganz leicht. Der Schmied bewegte sich langsam hinaus. Als er an dem Ausschank vorbeikam, blieb er eine Weile stehen und schaute dem Duca verächtlich in die Augen ohne ein Wort zu sagen. Wie zwei Kampfstiere standen sich die Männer gegenüber. Keiner senkte seinen Blick. Keiner zuckte auch nur mit seinem Augenlied. Dann ging Datini hinaus. Er
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