Galileis Freundin (German Edition)
Wagen, auf dem Wege hierher. Er kommt mit seinem Pferdewagen alleine durch den Wald. Es gibt genügend Gelegenheit, euch zu verstecken. Er ist alleine mit seinem Pferd. Ihr seid zu zweit. Ihr schlagt ihm ein Eisen über den Schädel. Dann kommt ihr zurück. Das ist alles."
Mit unruhig flackernden Augen legte er sich zurück, atmete tief. Die unheildrohende Schwere seiner Worte machte ihm zu schaffen. Er setzte sich aufrecht. Es war raus, es war getan.
"Zehn blanke Geldstücke, zehn Taler. Fünf für jeden von euch. Entscheidet euch, jetzt, schnell", raunte er den Beiden zu.
"Fünfzehn", flüsterte der erste, gierig geworden.
Die glühenden Augen der beiden Strolche verrieten sie. Sie würden jede Tat für dieses Geld ausführen. Er brauchte nicht draufzulegen.
Schwerfällig erhob er sich. Seine spitze Nase leuchtete weiß wie ein Blumenkohl aus seinem dürren Gesicht.
"Wenn ihr nicht wollt..."
Den Rest seiner Ausführungen ließ er in der Luft hängen. Sie sollten sich danach sehnen.
"Ist ja, gut, ist ja gut", besänftigte der zweite, dem der Magen seit Tagen auf dem Boden hing. "Was müssen wir tun?"
Angesichts seines sicheren Sieges gönnte sich der Freund der Inquisition eine kurze Atempa u se. Seine wässrigen Augen sprangen von einem zum anderen.
"Zuerst das Geschäftliche. Für jeden von euch zwei Taler vorab, jetzt und hier. Wenn ihr e r folgreich wart, kommt ihr hierher zurück. Dann gibt es den Rest. Ich brauche ein Bewei s stück."
"Welchen Beweis?"
"Ich will den kleinen Finger der linken Hand", flüsterte er mit dünnen Lippen. Seine Stimme wurde immer schwächer, die Köpfe der Verschwörer steckten wie Aasgeier beratschlagend zusammen.
Die beiden Wegelagerer schauten sich entsetzt an. Die aufgerissenen Augen verrieten, noch nie einen Menschen umgebracht zu haben . Sie schüttelten beide den Kopf.
"Dann eben nicht", ihr Auftraggeber erhob sich.
"Halt", rief einer. Der Schmied setzte sich erneut.
"Also, was ist? Wenn ihr weiter so lange redet, will ich nicht mehr."
Die Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Der Hunger trieb sie zu ihrer Tat.
Checco schilderte ihnen sorgfältig, an welcher Stelle sie auf der Straße nach Colle links in den Wald abbiegen mussten . Wieweit es bis zur Burg Picchena war, wann der Schmied mit seinem Fuhrwerk aufgebrochen war, wie lange er dort wahrscheinlich zu tun hatte und wann er wah r scheinlich zurückkehren würde. Die beiden Wegelagerer hatten noch ausreichend Zeit. Checco gab jedem der beiden zwei Taler in die Hand und schickte sie los. Sie sollten nur anfangs krä f tig laufen, um rechtzeitig in den Wald zu gelangen.
Datini war nach der Anstrengung des Tages auf seinem Wagen in einen Dämmerzustand ger a ten. Erleichtert und beruhigt fuhr er auf seinem Pferdekarren durch den kühlen Wald zurück. Die Zeit war gut für den Schmied, die Zeit war schön und ruhig. Alle Zeichen schienen ihm Frieden und einen langen Lebensabend im Kreise seiner Familie zu verheißen.
Die Sonne stand immer noch hoch genug am Himmel, so dass der Waldweg trotz des dichten Laubdaches ausreichend beleuchtet war. Die Zweige bewegten sich leicht im Wind und ließen die weichen, abendlichen Sonnenstrahlen rötlichweiß glitzernd durch die Bäume fallen. Scha t ten und Licht wechselten schnell und ließen die Konturen verschwimmen.
Mit einem Male war Datini hellwach. Seine aufmerksamen Sinne hatten eine Veränderung fes t gestellt. Geräusche, die nicht hierher gehörten, Bewegungen, die nicht von den Bäumen k a men, ließen seine Aufmerksamkeit wachsen. Er verengte seine Augenlider und trieb sein Pferd an.
Plötzlich standen sie vor dem Wagen, mitten auf dem Weg. Zwei finster aussehende Gesellen, die freundlich erscheinen wollten, in denen er dennoch Strauchdiebe erkannte . Die beiden hoben ihre Arme und signalisierten Friedfertigkeit.
"Signore, nehmt uns bitte mit, wir haben eine lange Tagesreise hinter uns", rief einer der be i den.
"Wohin des Weges" fragte Datini zurück, ihr habt wohl kein Gepäck dabei?"
"Nein, Herr, man hat uns schon vor drei Tagen bestohlen. Seht unsere hässlichen Bärte. Wir hatten uns im Wald verirrt. Lasst uns aufsitzen, Herr, einen rechts neben euch und den anderen links."
Niemals würde er das tun, dessen war sich der Schmied sicher. Vielleicht waren die beiden harmlose, heruntergekommene Gesellen. Wenn aber nicht? Er hielt sich stets bereit, sich se i ner Haut zu wehren. Besser wäre es, überhaupt nicht anzuhalten, doch da rief er schon
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