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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Geräusch. Das arme Wesen schrie zu Beginn entsetzlich. Es versuchte, sich unter den Schmerzen zu drehen und zu bewegen. Doch die Bewegungen wurden bald weniger und weniger. Muskeln, Gelenke und Sehnen konnten sich nicht mehr bewegen. Die Frau war gelähmt, die Gliedmaßen verstümmelt. Man ließ sie einfach so liegen.
    „Noch ein paar Tage“, sagte der mörderische Inquisitor, „wird sie so liegen bleiben. Dann wird sie tot sein. Wir überlassen es der Gnade Gottes, ob er sie in sein Reich aufnehmen wird. Der Inquisitor Roms wandte sich mit einem widerwärtigen Grinsen von der gefolterten Frau ab.“
    "Oh Gott", stieß Caterina entsetzt hervor. „Ich hatte so etwas gelesen. Doch ihr, Datini, schi l dert es so lebendig. Ihr habt es miterlebt. Wie furchtbar. Was ist mit euch? Was hat man mit euch gemacht?"
    "Die Fratze des Inquisitors fragte mich noch einmal, ob ich gestehen wolle. Ich fragte, was ich gestehen solle. Ich hätte doch niemandem etwas zuleide getan. Ein Folterknecht stieß mich gegen ein Gerät aus Holz und Eisen. Dabei zog ich mir die Verletzungen im Gesicht zu. Das Gerät, gegen das ich gefallen war, waren die Daumenschrauben. Man hatte es für mich vorg e sehen."
    Datini hob seine beiden Hände hoch. Er schaute schmerzerfüllt auf die Hände. Tränen rannen ihm über das Gesicht. An der rechten Hand war der Daumen in einem festen Verband. Die linke zeigte den kleinen Finger in einem schmutzigen Tuch.
    "Ich weine nicht wegen der Schmerzen, Gräfin. Ich weine, weil man mir meine Hände zerstört hat, die Hände, mit denen ich meine Arbeit verrichte. Ich kann noch den Hammer schwingen, kann noch das Eisen halten und drehen, aber nicht mehr so fest und so flink wie ehedem. Sie zerstören meine Arbeit. Das ist es, was man will. Daran könnt ihr erkennen, was der Sinn meiner Folter ist."
    Er betrachtete erneut seine Finger und ließ die zerquetschten Hände in seinen Schoß sinken.
    „Es ist nicht die schlimmste Qual, die ich erlitten habe. Aber man hat mir den größten Teil me i ner Fertigkeiten genommen. Man tat es im Namen Gottes."
    Der Schmied schaute mit geröteten Augen dem jungen Mädchen ins Gesicht. Caterina erfuhr eine Wärme in ihrem Herzen, die sich dem gefolterten Mann zuwandte. Sie hatte keine An t wort. Vielleicht hatte das Gespräch dem schweren Mann ein wenig Trost bedeutet. Versprechen konnte sie nichts, und vielleicht hatte sie den Mann noch einmal gequält, als sie seine Schilderungen forderte. Doch in ihrem Herzen entstand gleichzeitig ein unendlicher Hass gegen alle diejenigen, die vorgaben, den Menschen und Gott zu dienen, die aber doch nur ihr eigenes Glück und ihre eigene Lust befriedigen wollten .
    Nach einer Weile verabschiedete Datini das Mädchen.
    "Ich danke für Euer Zuhören . Geht jetzt. Die Leute werden sonst au f merksam. Geht wieder durch den Hinterausgang."
    Ihr Blick verriet Leid und Verständnis. Sie wusste nichts zu sagen. Zu groß und zu entsetzlich waren die Schmerzen, von denen sie bei den Schilderungen ihres Freundes erfasst wurde. Sie nickte und wandte sich ab. Der Trubel der Straße umfing sie schnell.
    
    Datini packte in seinen Pferdekarren Werkzeuge und Nägel, neue Scharniere und ein metall e nes Gartentor. Er gebot seinem Lehrling die Schmiede ordentlich aufzuräumen und zu putzen. Er würde den Rest des Tages dafür nutzen müssen.
    Datini fuhr mit lautem 'Hüah, hüah' einen Bogen um die Schmiede, schwenkte nach Osten in Richtung Colle di Val d'Elsa und bog nach wenigen hundert Metern nach links in den grün b e waldeten Weg ein.
    In weniger als einer Stunde würde er die Burg Picchena erreicht haben. Dann könnte er all sein Leid, seine Schmach und die ungeheuerliche Bedrohung durch die Inquisition dem Herren von Picchena und Vertrauten am Hofe der Medici, darlegen.
    Er fragte sich nicht mehr, ob es richtig gewesen sei, dem jungen Mädchen die grauenvollen Dinge aus den Verhören und der Folter zu schildern. Es hatte sich gezeigt, dass es richtig g e wesen war. Der Erfolg gab ihm Recht . Er hatte eine Audienz bei dem Landgrafen. Das war die beste Möglichkeit, seine Verfolgungen durch die Inquisition abzuschütteln und endlich wieder in Frieden leben zu können. Datini ließ seinem Pferd die Zügel ein wenig lockerer. Der Gaul freute sich über das bisschen Freiheit und lief den ersten Teil des Weges in leichtem Galopp. Durch den dichten Wald des großen Herrschaftsgebietes der Picchena fielen einzelne Sonne n strahlen glitzernd zwischen den

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