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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Abkürzungen, die sie geritten war, die Staatskarosse überholt. Sie ließ ihr Pferd absatteln und pflegen und wartete auf ihren Vater.
    Curzio Picchena schaute ungläubig, als würde er seine Tochter nicht erkennen. Dann runzelte er überrascht seine Stirn, als er ihr gegenübertrat.
    "Um des Herren Willen, was machst du denn hier?"
    "Vater, Datini ist tot. Er ist verhört, gefoltert und enthauptet worden", rief seine Tochter voller Verzweiflung unter Tränen aus.
    Sie erzählte in schnellen Worten, was sie aus San Gimignano erfahren hatte. Der Landgraf hö r te sich die unglaubliche Geschichte seiner Tochter an. Es war zu spät zum Eingreifen. Es hatte auch keinen Sinn, nach San Gimignano zurückzufahren. Er erklärte seiner Tochter, dass er ke i nerlei Einfluss auf die Inquisition hätte, dass das Gericht der Kirche dem Sinne nach ein totalit ä rer Staat im Staate war, dass selbst die Medici nicht hätten eingreifen können. Er sprach lange mit seiner Tochter, konnte sie indes kaum besänftigen und schickte sie, unter der Begle i tung von zwei Soldaten des Vikars, zur Burg zurück. Ein Bote berichtete ihm die Geschehni s se.
     
    Trotz der frühen Morgenstunde hatten sich viele Bürger aus San Gimignano auf der Piazza versammelt. Datini, selbst nicht mehr fähig zu gehen, nicht einmal mehr fähig zu schreien, wu r de vor das Todesinstrument geschleppt. Der Richter verkündete das Urteil.
    "Im Namen der heiligen römischen Kirche ist dieser Mann für schuldig befunden der Ketzerei, der Verschwörung mit dem Teufel, des Mordes an einem harmlosen Wanderer und der schw e ren Körperverletzung eines zweiten Wanderers und des allseits bekannten und ehrenwerten Schmiedes und Mitgliedes der Gilde der Schmiede aus Castel San Gimignano, unseres Schmi e demeisters Checco. Das Gericht der heiligen Inquisition hat den Delinquenten befragt und di e ser hat gestanden. Datini wird dem Tode übergeben. Wir befehlen seine Seele dem barmherz i gen Gott. Möge der Herr ihn aufnehmen in sein ewiges Reich."
     
    Der Delinquent war nicht mehr fähig, auf seinen Beinen zu stehen. Die Glieder waren ze r schmettert. Doch seine Sinne waren wach. Er hing in den Armen der Wächter. Sein Haupt hielt er aufrecht, soweit es ging. Er schaute in die Gesichter der sensationslüsternen Zuschauer.
    Ihn schmerzte die Anklage, obwohl er sich unschuldig fühlte, ihn schmerzte es, sein Weib und seinen Sohn zurücklassen zu müssen. Ihn schmerzte das Unrecht dieser Welt. Am meisten j e doch schmerzte ihn die harmlose Dummheit seiner Mitbürger aus der Stadt, die er so gut kan n te. Nur diese Dumpfheit der vertrauten Menschen um ihn herum ließ es zu, dass ein so l ches Unrecht geschehen konnte.
     
    Die Wächter legten den Delinquenten zu Boden, schoben seinen Kopf in einen hölzernen Hal b ring. Beine und Körper wurden festgebunden. Datini erlebte jede Sekunde bewusst mit.
    Der Henker zog das lange Seil an. „Im Namen Gottes“, murmelte eine dunkle Stimme. Das scharfe Messer knirschte in seiner Führung. Es bewegte sich nach oben. Datini hörte ein plöt z liches Rauschen über sich. Die Menschen um ihn herum wirbelten durcheinander. Himmel war unten und Erde war oben. Er spürte seinen Hinterkopf rollend auf den Holzplanken aufschl a gen, dann wurde es dunkel um ihn herum.
    Die Menschen, die Zuschauer, die Gaffer, die frommen Leute, Heilsbringer und Sensation s süchtigen wandten sich entsetzt ab. Sie murmelten miteinander. Gott möge helfen oder ähnl i ches. Dann trotteten sie stumpfsinnig in ihr tägliches Leben.

 
Vergewaltigung
     
    „Ach ja“, stöhnte Nanini, und sie legte die alles umfassende Qual der Welt in diesen Seufzer, „es ist eine Last, Pater. Nun könnt ihr euch vorstellen, wie schwierig es für unsereins ist, einen solchen Wildfang zu bändigen.“
    Die Wissenschaften, die Kunst des Disputierens, Mathematik, und wie dies alles sich so nennt, sind für meine Ziehtochter das Teufelszeug, das diese Welt schnell durcheinander bringt. Die Ordnung in den Familien, in den Räten unserer Stadt und den Gemeinden wird durch Frauen, die zuviel denken, durcheinander gebracht und verwirrt.
    Pandolfini war erstaunt ob der weisen Worte von der Amme.
    „Sie ist alt genug, um verheiratet zu werden. Es wäre an der Zeit, der junge n Markgräfin einen Mann zu zuspre chen, den ihr der Landgraf ausgesucht hat. Dann wäre sie unter einer sicheren Haube. Glaubt mir, Pater Pandolfini, für mich ist diese Aufgabe, den Wildfang zu bändigen, zu

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