Galileis Freundin (German Edition)
schwer geworden. Ich glaube, meine Caterina beschäftigt sich zuviel mit den gelehrten Büchern. Sie hängt den Reden des Galileo Galilei an, der in Ungnade bei der Kirche geraten ist. Mit einem reichen Herrn aus Florenz verehelicht, würde sie Kinder zeugen und eine gute Mutter sein. Sie ist eine hübsche Frau. Verzeiht mir Pater, wenn ich euch das so einfach sage. Jeder aber kann es sehen, unsere Caterina ist eine reife Frau geworden. Ihr schöner Körper ist zu schade als dass sich nur ihr Kopf betätigt.“
„Und der betätigt sich weiß Gott genug“, Pandolfini erinnerte sich an ein schwieriges Gespräch mit der jungen Gräfin, das er erst soeben geführt hatte.
„Die Frauen hingegen, Pater Pandolfini , “ fuhr Nanini mit ihren klugen Reden fort, „sollten rechtzeitig dafür Sorge tragen, dem Manne zu gefallen. Ihr Körper muss der fruchtbare Boden sein, in den der Mann den Samen für die Fortpflanzung legt. Ihr Körper muss der wu n derbare Kelch für den Akt der immer neuen göttlichen Schöpfung sein. Das hat mich vor la n ger Zeit Monsignore Alberto gelehrt, der Pfarrer meiner Heimatgemeinde im Lande Friaul. Die Markgräfin Caterina täte besser daran, sich den Pflichten ihres Leibes zu widmen, als sich mit Astronomen und Philosophen zu beschäftigen.“
Pandolfini gefielen diese Worte sehr wohl. Mit Genuss dachte er an die wohlgestalteten Formen seiner jungen Schülerin. So, wie die Amme an die Aufgaben des Leibes der jungen Frau eri n nerte, so wuchs unter seinem heiligen Kleide die männliche Bestätigung der Pflichten einer Frau. Die Amme schwatzte sonst viel dummes Zeug, dem niemand so recht Glauben schenken konnte, doch hierin hatte sie wohl Recht .
„Auch meine Meinung, hoch verehrte Nanini, ist gebildet wie die eurige. Ich kenne den Körper dieser jungen Gräfin nicht.“ Bei diesen Worten spitzte die Betreuerin des Mädchens ihre Li p pen und nickte, als wolle sie eine nicht gestellte Vermutung bestätigen. „Ein Lehrer, ein Mönch gar, so wie ich“, ereiferte sich mit roten Wangen der Lehrer, „darf nicht den Reizen seiner Schülerin erliegen. An den Verstand hab ich mich stets zu richten. Die geistigen Kräfte, sind es, die ich zu bilden habe .“
Bei seinen Lehrstunden suchte Pandolfini genügend Raum zwischen sich und seine Schülerin zu legen. Lehrte er sie im Unterricht den Klang der Noten, die Technik des Lautenspieles, blieb er einige Schritte von ihr entfernt, um nicht dem sinnlichen Duft ihres goldenen Haares zu ve r fallen. Die Versuchung setzte ihm jedoch so sehr zu, dass er oft nicht den notwendigen Abstand wahren konnte. Welch Wunder, eines Tages verfiel er seiner eigenen Lüsternheit.
Der junge Mönch näherte sich Caterina, um ihr die richtigen Griffe an der Laute zu demo n strieren. Er beugte sich über die Rundungen des schönen Körpers, griff links und rechts neben ihrem schlanken Hals vorbei und zeigte ihr die Griffe auf der Laute. Die Berührung ihrer zarten Haut, die körperliche Nähe ließen sein heißes Blut unter der Mönchskutte wie einen feurigen Springbrunnen empor schnellen. Der Duft ihres weichen Haares, ihr Gesicht neben dem seinen und die Signale des jungen und doch so vollen Busen an seinen Armen und Händen, ließen ihn die Kontrolle über sich und sein Gelübde vergessen. Mit seinen zittrigen Händen erfasste er die Brüste seiner Schülerin. Seine Wangen suchten ihr Gesicht. Ermutigt von ihrem Schweigen, fuhr er gierig über die zarten Rundungen, stöhnte unartikulierte Laute.
Blitzartig schlug ihm das Mädchen ins Gesicht und wies ihm die Tür.
"Verschwindet, Pandolfini", befahl sie zornig. „Ich bin nicht eure Hure, die ihr wie ein geiler Bock befallen könnt. Schert euch von dannen. Ihr habt mein Vertrauen und das Vertrauen me i nes Vaters missbraucht . Ich will euch niemals wieder sehen . Raus aus unserem Haus." Wütend wies sie ihm die Tür.
Wie ein geschlagener Hund schlich der junge Pater aus dem Zimmer und kehrte außer Atem zurück in sein Kloster. Dort begab er sich in seine Zelle und grübelte über seine Schmach nach Er erkannte die Gefahr, in der er sich befand. Niemals würde er, als Lehrer, in die Villa Pi c chena zurückkehren können. Niemals aber auch würde er, als Lehrer, von einer der anderen reichen Familien beauftragt werden. Sein Abt würde ihn in eine verlassene Gegend verbannen. Er sah sein Leben an einem gefährlichen Abgrund. Seiner Schande war er sich bewusst . Doch nicht die Tat war das Übel. Schlimmer war die
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