Galileis Freundin (German Edition)
sein. Reich, geehrt, behütet durch die Sippe der Buondelmonti und geschützt durch den Segen der Kirche.“
„Ein großes Entgegenkommen“, lächelte Alessandro hinterlistig. „Der Preis allerdings, die Mitgift, hoch verehrter Staatssekretär ist leider gestiegen, auf das Dreifache.“
„Ich stimme euch, Landgräfin Buondelmonti zu, die Bedingungen unseres Vertrages haben sich geändert. Der Vertrag ist ungültig. Der Vertrag ist aufgelöst.“
Curzio Picchena hatte sich ruhig erhoben. Mit eiskalter Stimme fügte er hinzu:
„Wer wird schon einen schwindsüchtigen, alten Mann heiraten? Meine Tochter hat ausreichend Vermögen, ihr Leben glücklich mit ihrem Kind in Picchena zu verbringen.“
„Seid nicht gleich so verletzt, Landgraf.“
Die Witwe Buondelmonti hatte sich nervös erhoben, fasste den Graf am Ärmel und zupfte ihn wieder zum Sessel.
„Wir werden doch wohl noch ein Angebot machen dürfen. Verehrter Staatssekretär. Das Do p pelte des Preises wäre uns die Sache schon wert. Bedenkt den Schutz, den eure Tochter für alle Zeiten genießen wird.“
„Und den Segen Gottes für eine ehrenwerte Ehe und für ein zuvor uneheliches Kind. Die Mutter Kirche nimmt das Kind in ihren Schutz auf.“
„Für das Doppelte des vereinbarten Preises, Don Alessandro“, fauchte Picchena, „ihr seid also bereit, das Kind meiner Tochter gegen Geld zu taufen? Ohne diese Mitgift nicht!“
„ Wo ist denn da etwas Falsches d ran?“ fragte der Bruder des Lorenzo unschuldig.
„Falsch ist eure Politik, Don Alessandro, „Geld gegen Seele. Das ist nicht mein Weg, verehrte Gräfin. Ich verzichte.“
„Nun ja, hoch verehrter Staatssekretär. Beruhigt euch. Wir sind einverstanden. Wir beabsichti g ten von vornherein euch unser Einverständnis mit der Mitgift auch unter den vorhandenen ne u en Bedingungen mitzuteilen, nicht wahr, mein Sohn Alessandro?“
„Ja, natürlich, meine geehrte und geliebte Mutter. Einverstanden.“
Ein listiges Lächeln lag auf dem Gesicht des Pfarrers.
Curzio Picchena entdeckte in den Augen des Don Alessandro einen glühenden Funken, der ihn wie ein Pfeil in den Schädel traf.
‘Du wirst schon sehen, was du und deine Tochter davon habt’, verkündete dieser teuflische Blitz.
Ein gespanntes Raunen wogte über die viele Tausend Köpfe umfassende Menge, die sich im Forum vor dem Palazzo dei Nove versammelt hatte. Vier Schläge tönten von der Uhr am To r re della Mangia. Livrierte Diener sperrten die Rennstrecke ab. Die eingesperrte, brodelnde Masse im Innenraum drohte überzukochen. Auf engstem Raum pressten sich Jung und Alt, Mann und Frau, die fanatischen Anhänger der Contrada aneinander. Feindselig gestimmte Gruppen stimmten Siegeslieder an, riefen Schmährufe gegen den Gegner.
Auf ein Zeichen des Golfaloniere zogen zwanzig berittene Soldaten auf prächtigen Schimmeln über die Via del Porrione in das Forum. Begleitet von dem erlösenden Beifall und den bege i sternden Jubelrufen der Zuschauer beschleunigten die Reiter ihr Tempo, um nach eineinhalb Runden auf der Rennbahn im Galopp den Foro über die Via del Porrione zu verlassen.
Fanfarenklänge erfüllten den Platz, als zum Auftakt in einem farbenprächtigen Zug die Gilden der Stadt Siena ihre Aufwartung machten. Eine endlos scheinende Aneinanderreihung von waffenstarrenden Rittern, gepanzerten Soldaten, bunt gekleideten Fahnenschwenkern und Armbrustschützen demonstrierte den Stolz der ehemaligen Metropole.
In einer prunkvoll ausgestatteten Loge nahm der Gonfaloniere Platz. An seiner Seite beehrte er den Staatssekretär mit seiner Tochter aus Florenz. Von den mit weißen Tüchern ausgelegten Tribünen vor dem Palazzo dei Nove bewunderten die Ehrengäste die unruhig tänzelnden Rennpferde, die nacheinander im Zug der Contrada vorgeführt wurden. Anfeuernde, begeiste r te Rufe der fanatischen Anhängerschaft bejubelten ihren Fantino, der ihre Ehre ins Ziel tragen sollte. Grafen und Gräfinnen im Geleit von Edelmännern und Hofdamen verliehen an den a u ßenstehenden Tribünen dem Fest seinen farbenprächtigen Schmuck. An anderen Stellen schauten Frauen und Bewerberinnen aus vergoldeten Zirkuswagen zu. Aus den Fenstern der Palazzi lehnten sich die edlen Damen und die Töchter der reichen Handelsfamilien. Auf den Balkonen sah man Fürsten und Marquise mit Federhüten und goldenen Halsketten. Junge Bu r schen und Kinder hingen in Bäumen und auf Dächern und feuerten die Fantini an .
Martialisch und waffenstarrend,
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