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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Seuchen und tiefstes Elend setzten manch einer ehemals selbstbewussten Sippe ein schreckliches Ende. In den Straßen der Stadt, am Wegesrand, in den Häfen verendeten die Menschen wie Tiere. Das elende Jammern der maßlos Gequälten erfüllte die von zerstückelten Leichnamen grässlich sti n kende Luft. Es gab keinen Gott, zu den die Sieneser seit Jahrhunderten gebetet hatten, der der Not Einhalt gebot und den Schwachen die Erlösung schenkte. Diesen liebevollen Himmel s herrn aber nahmen die Florentiner für sich in Anspruch. In frommen Dankgottesdiensten machte der grausame Diktator Cosimo I. deutlich, dass der bestehende Gott, sein Gott war. Er, der auch Florenz unter seine brutale Gewalt mit menschenverachtenden Folterungen, heimtü c kischen Morden, geplanten und angekündigten Serienenthauptungen und demonstrativen Ve r bannungen gebracht hatte, dankte dem Gott Roms für die himmlische Unterstützung. Der mö r derische Überfall auf Siena brachte ihm noch weitere Genugtuung und Rache. Die gegeißelte Stadt hatte vor Jahren die Verbannten aus Cosimos Reich beherbergt.
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    „Ihr scheint euch mit eurer reizenden Tochter hier wohl zu fühlen, ehrenwerter Staatssekretär. Ist sie nicht ein wenig zu jung, um sie jetzt alleine zu lassen?“
    Die verwitwete alte Dame des Hauses Buondelmonti stellte sich am Arm ihres Sohnes, des Pfarrers aus Impruneta, dem Landgrafen in den Weg.“
    „Hochgeschätzte Gräfin, welche Freude erfüllt mein Herz, euch zu diesem bewegenden Anlass begrüßen zu dürfen. Ich fühle mich hochgeehrt, Don Alessandro“, wandte er sich auch an den Pfarrer, „mit euch gemeinsam in dieser prächtigen Sala del Mappamondo plaudern zu dürfen.“
    „Eine hervorragende Idee der Stadtoberen von Siena, Exzellenz, die ehrenhaften Personen von Florenz in den Palazzo dei Nove einzuladen.“
    Alessandro de’Buondelmonti verneigte sich vor dem Grafen.
    „Wie ist das Befinden des hoch verdienten Lorenzo del Senatore del Altobianco de’Buondelmonti, eurem wundervollen Sohn, meine Gräfin? Ich hoffe sehr, ich werde ihn ebenso wie euch, hier begrüßen dürfen?“
    „Mein Erstgeborener befindet sich bedauerlicherweise in einem Zustand nicht einwandfreier Gesundheit, hoch verehrter Picchena. Er ist ein wenig bettlägerig. Wir dürfen euch die alle r freundschaftlichsten Grüße übermitteln.“
    „Ich bin euch zu tiefem Dank verpflichtet, hochgeschätzte Gräfin de’Buondelmonti und bitte euch, dem ehrenwerten Lorenzo del Senatore meine besten Wünsche zur Genesung zu übe r bringen.“
    „Nun, verehrter Landgraf, es ist uns eine Ehre, mit euch die Gunst der Stunde nutzen zu kö n nen. Es ist ein guter Brauch, wichtige Handelsgeschäfte im Verborgenen zu tätigen. Wir kö n nen unsere Übereinkunft in aller Stille, unbeobachtet von der Florentiner Gesellschaft, übe r denken.“
    „Ich verstehe euch nicht recht, Landgräfin, was wollt ihr überdenken? Unsere Vereinbarung besteht. Ich denke, alle Verträge sollten eingehalten werden. Ich nehme an, ihr wollt mir da r über eine Versicherung abgeben.“
    Curzio Picchena hatte sich seit Tagen gefragt, was die alte Wachtel von ihm noch wollte. Sei t dem ihr ältester Sohn Lorenzo von der Schwindsucht befallen war, der zweite Sohn seit vielen Jahren die Priestertracht trug und ihre beiden Töchter sich unfähig für jegliches Geschäftsgeb a ren zeigten, hatte die energische Witwe das Geschäft der Buondelmonti wieder übernommen. Es war schwierig mit diesem garstigen Weib zu verhandeln, das hatte er längst erkennen mü s sen.
    Aus seinem Sessel betrachtete er den rundgesichtigen Alessandro, dessen kugelrunder Kopf aus dem Priestertalar wie ein Radieschen hervorlugte und ebenso rot leuchtete.
    „Verehrter Landgraf Picchena“, hub die alte Witwe erneut an, „ihr kennt den Fall besser, als ihn jeder andere kennt. Ihr solltet wissen, dass sich der Preis selbstverständlich mehr als verdre i facht hat. Die Bedingungen sind für euch schlechter geworden. Ich schlage euch, mein ehre n werter Herr, vor, neu zu verhandeln. Ein guter Handelsmann weiß, dass die Qualität den Preis beeinflusst .“
    ‘Alte Krämerseele’, ging es dem Grafen durch den Kopf, ‘du würdest deine schwarze Seele noch verschachern. Pass auf, dass dir nicht selbst das Fell über die Ohren gezogen wird.’
    Mit ruhiger Stimme antwortete er.
    „Euch meine verehrte Landgräfin de’Buondelmonti, ist seit jeher bekannt, dass die Verträge, die einmal abgeschlossen wurden, einzuhalten

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