Galileis Freundin (German Edition)
sich Giorgio Salvori nicht doch dem Palazzo nähe r te. Wie häufig hatte sie ihre Sehnsüchte hinausgeschickt in die leeren Straßen der dunklen Stadt mit ihren Herzenswünschen? All ihr Sehnen, alle ihre Wünsche waren klein und unerfüllt geblieben.
Giancarlo de’Medici
Müde und enttäuscht trat sie einen Schritt vom Fenster zurück. Es war Zeit, sich schlafen zu legen. Mit einem letzten Blick auf die Finsternis der Piazza Santa Trinita entdeckte sie sch e menhaft eine dunkle Gestalt hinter der Säule der Gerechtigkeit. Der Mensch hatte übles vor, weil er sich als Einbrecher einschleichen wollte. Oder, oder..... er hatte das Liebste vor, was ihr in den Sinn kam. Es war nicht zu erkennen, mit wem sie es zu tun hatte. Ihr Körper bebte. Ihre A u gen, ihre Sinne mussten ihn erahnt haben, ihn, den sie so sehr herbeisehnte.
Vorsichtig bewegte sie sich näher an das Fenster heran. Sie durfte sich nicht zu offensichtlich zeigen. Vielleicht war ein Beobachter darauf angesetzt, sie und ihr Verhalten zur nächtlichen Zeit zu kontrollieren. Vielleicht wollten die Schergen ihrer beiden Schwägerinnen sie in eine Falle locken, um sie einer unehelichen Tat zu bezichtigen. Anschließend würde sie in Schimpf und Schande auf die Straße gejagt werden. Die vertragliche Zeugungspflicht für einen Nac h folger im Hause des Gemahls wäre längst erfüllt.
Wenn der geheimnisvolle Beobachter etwas mehr aus dem Dunkel der Säule der Gerechtigkeit heraustreten würde, so dass sie ihn besser erkennen könnte. Plötzlich machte die Gestalt einen kleinen Schritt zur Seite. Der Mann trat für einen Augenblick sichtbar neben die Säule, bis er kurz darauf wieder verschwand. Dieser göttliche Augenblick aber, dieser kurze Moment, hatte gereicht. ‘Giorgio Salvori’ erkannte Caterina. Das Herz der jungen Frau schlug hämmernd gegen ihre Brust. Ihre Schläfen pochten. Ihr geliebter Mann war gekommen, sie zu sehen. Sie zögerte nur einen kurzen Moment.
Wenn sie ihn jetzt alleine ließ, wenn sie ihm in dieser Sekunde nicht ein Signal ihrer Liebe schenken würde, könnte er in seiner Hoffnungslosigkeit zurückkehren, seine Träume begraben und niemals wieder versuchen, sie wieder zu sehen . Blitzschnell handelte sie. In die dunkle Nacht hinein gab sie Handzeichen in der Hoffnung, dass er sie verstand. Aus dem dunklen Raum heraus beobachtete sie mit klopfendem Herzen die Piazza. Nach einer Weile löste sich die Gestalt aus der Dunkelheit und ging langsam nach links. Er überquerte schnell den Platz und hielt sich dicht an einer Hauswand, bis er ihren Blicken entschwunden war.
Die junge Frau des Buondelmonti öffnete zögernd die Tür ihres Schlafgemaches. Eine Weile lauschte sie in die Flure des geräumigen Palazzo. Es herrschte nächtliche Stille. Niemand rührte sich. Sie schloss leise die Türe hinter sich. Mit einem gequälten Quietschen bewegten sich die Scharniere. Lauschend stand sie still, ob das Öffnen und Schließen der Tür gehört worden war. Auf Zehenspitzen huschte sie den Südkorridor entlang. Dunkelheit umschloss sie. Doch sie kannte den Weg. Sie war ihn öfter gegangen, wenn sie in den rückwärtigen Teil, den Bereich des Gartens, gehen wollte, um dort ungestört zu lesen. Den Stand der Wäschetruhen, die in dem Flur ein Hindernis auf ihrem Weg sein könnten, kannte sie gut. Am Ende des Korridors spendete ein Fenster ein wenig mehr Licht. Eine schwere Eichentür, mit blank geputzten, aber scheuernden Scharnieren versperrte dort ebenfalls den Weg in den Garten. Ein runder, starker Eisenriegel verschloss die Tür. Sie zog den Riegel langsam zurück. Das metallene Geräusch schien geeignet, das ganze Haus aufzuwecken. Sie drückte die schwere Klinke hinunter, hielt sie fest und zog die Tür langsam auf. Es schien ihr unendlich lange, bis sich die Tür in ihren Angeln bewegte. Vorsichtig schloss sie das Tor wieder hinter sich. Über die steile Treppe huschte die flinke Frau über die steinernen Stufen in das untere Stockwerk. Wieder befand sich hier eine schwere, verschlossene Tür. Das Scheuern von Metall auf Metall beim Öffnen lief die Steintreppen hoch und verfing sich an dem oberen Tor, als wollte es dort einen Durchgang suchen, um alle Bewohner von ihrer Absicht zu informieren. Mit sehr viel Vorsicht zog sie das Tor langsam auf. Auf dieser Seite des Palazzo befanden sich keine Schlafräume. Hier konnte sie niemand so leicht hören. Mit Bedacht schob sie die Tür zu und stand im Torbogen zum Garten. Wie eine
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