Galileis Freundin (German Edition)
endeten in der unerfüllten Sehnsucht nach dir. Mein Leben in der mörderischen Enge dieses riesenhaften P a lazzo ist reich an irdischen Gütern und beladen mit Schmuck und goldenen Ketten. Diese Ke t ten sind die klirrenden Fesseln um meinen Hals. Mein Leben ist arm an Liebe und Zuneigung. Meine Sehnsüchte schwingen täglich hinaus in den Palazzo, in dem du deinem Herrn dienst. Was habe ich all die vielen Tage ertragen in der Sehnsucht nach dir."
Caterina streichelte mit zarten Fingern über das Antlitz des jungen Mannes.
"Du bist die Erfüllung meiner Sehnsucht, dich liebe ich. Lass mich niemals wieder alleine. Geh nicht fort Giorgio, geh nicht fort."
Die Sterne des Himmels funkelten strahlend durch das offene Fenster.
Er erhob sich leise. Der gefährliche Weg für die Gräfin führte erneut durch die Korridore und Treppen und wieder zurück. Sie nahm sich vor, einem der Diener den Auftrag zu geben, die Scharniere mit einem Öl zu versehen.
Ihre schwebenden, wie von leichten Flügeln getragenen Bewegungen durch den Palazzo wi e sen die beiden Buondelmonti Schwestern am nächsten Morgen auf die glückliche und fröhliche Stimmung ihrer Schwägerin hin.
"Das hat dir gut getan, meine Liebe, heute Nacht, so scheint es."
Laudomia und Ginevra, die sich nur gemeinsam zu bewegen schienen, erfreuten sich ob des Erfolges ihres Bruders.
"Das solltest du des Öfteren haben", gurrten sie.
"Ja, meine Freundinnen, genau das ist es, was ich brauche. Ich muss es öfter haben."
Sie lachte die beiden vertrockneten, alten Mädchen herzlich und offen an.
"Das ist es, was auch ihr braucht. Ihr könntet euer Leben sehr ändern und mehr Freude an der Liebe des Lebens haben", meinte sie herausfordernd.
Ihr war es recht gleichgültig, ob die Schwestern ihre Bemerkung verstanden.
"Die Liebe macht den Menschen glücklich", strahlte sie, "auch und besonders die Liebe, die man zwischen den Beinen spürt."
"Zet", entrüsteten sich beide mit aufgeworfenen Lippen. Sie drehten sich ob dieser obszönen Bemerkung abrupt um und verschwanden in den langen, mit Ahnenportraits geschmückten Fluren des Palazzo.
Die korrekte Erfüllung des Ehevertrages und die liebevolle Begegnung mit dem Pagen des Großherzogs in derselben Nacht machten für die junge Gräfin die Erfüllung ihrer wahren Liebe zu einem einfachen Spiel. Eine erneute Schwangerschaft stellte kein Problem dar. Wenn sie denn kam, so war es das Kind des Buondelmonti. Wenn sie nicht kam, genoss sie über eine längere Zeit ihre wahre Liebe. Der Wunsch der Familie, der Wunsch der Schwestern nach g e nügend männlichen Nachfolgern kam Caterina entgegen. Sie konnte den Pagen so oft in ihrer Kemenate lieben, wie sie es wünschte.
Als unbefriedigenden Ausgleich müsste sie ab und an mit dem kranken Lorenzo das Bett teilen. Schwach, wie er war, verkürzte der Buondelmonti die ihm verbliebene Zeit mit seiner Gema h lin nach eigenem Wunsch auf ein Mindestmaß. Das Verhältnis zwischen ihr und den Schw e stern Lorenzos erlebte zusehends eine fröhliche Aufwertung. Das Verständnis zwischen der Braut und dem Gemahl interessierte letztlich niemanden. Es interessierte den Grafen nicht. Es interessierte die Gräfin nicht. Sie erfüllte ihre vertraglichen Pflichten, um sich ihrer wahren Li e be hingeben zu können. Eine von Liebe gesegnete Nacht mit Giorgio, nach der sie mit rot geränderten Augen und ein wenig müde zum Morgenmahl erschien, erkannten die Damen des Hauses als aufopferungsvolle Leistung für die Familie der Buondelmonti. Niemand kam auf die Idee, den Gemahl nach seinen Gefühlen zu fragen. Er lebte sein bescheidenes Dasein und g e noss den Zuspruch von Caterina, Laudomia und Ginevra. Vor allem schätzte er die Liebe seiner hübschen Knaben. Nahezu peinlich waren die Schwestern bemüht, die häufiger werdenden Eskapaden ihres Bruders zu verbergen. Die Gemahlin zeigte Verständnis.
Bald war der erstarkten Sippe der Buondelmonti ein weiterer Knabe geboren. Mit einem L ä cheln quittierte die Mutter die dunklen Haare und die ausgeprägte Nase des Kindes, die einem Giorgio Salvori alle Ehre eingebracht hätten.
Die Tage nach der Geburt ihres zweiten Sohnes erschienen Caterina unerbittlich lang. Sie saß gelangweilt an dem Fenster und beobachtete das Hin-und Herlaufen der Menschen vor der Kirche Santa Trinita, in der Hoffnung, ihr Geliebter würde ihr wie am ersten Abend ein Ze i chen geben. Jeden Anlass nahm sie wahr, im Palast der Medici zu erscheinen, um ihren
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