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Galileis Freundin (German Edition)

Galileis Freundin (German Edition)

Titel: Galileis Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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rief sie dem verhassten Medici zu.
    "Nun, ich sagte bereits, ich nehme die Stelle des Pagen Salvori ein, ehrwürdige Gräfin, Cater i na Picchena. Ihr werdet doch wohl gerne einen Kardinal aus Rom gegen einen einfachen Pagen eintauschen?"
    "Was heißt das eintauschen? Ich verstehe nicht."
    Sie rang nach Luft. Sie hatte für einen Augenblick die Sinne verloren.
    "Sagt mir, was ihr hier wollt?"
    "Ich will das gleiche wie der Giorgio. Nichts anderes, nichts mehr und nichts weniger. Ich de n ke, dann wisst ihr schon, was ich will?"
    "Und was wollte Giorgio hier, wenn er denn hier wäre?"
    In ihrem Gesicht spiegelte sich blanker Hass .
    "Ich denke, er wünschte sich eure Liebe. Aber so schnell will ich nicht sein. Ich denke, wir sollten ein wenig plaudern, uns verabreden in meine Gemächer im Palazzo Pitti."
    Carlo machte einen kleinen Schritt auf seine ersehnte Liebhaberin zu.
    "Und was, meint ihr, bin ich, eure Eminenz?"
    Sie hob ihr Kinn an. Ihr Mund war schmal geworden.
    "Nun, für ein Schäferstündchen werdet ihr schon gut sein", entgegnete ihr der Kardinal, "warum sollten wir uns nicht einmal gemeinsam der Liebe erfreuen?"
    "Eminenz, es würde euch, des Kardinals der heiligen Römischen Kirche und des Bruders uns e rer Durchlauchtigsten Hoheit, besser geziemen, wenn ihr solche Anwandlungen nicht an die Gattin des Lorenzo del Senatore Altobianco richten würdet."
    "Na, meine junge, schöne Freundin, nicht gleich so förmlich. Lassen wir die hohen Herren, dort wo sie hingehören, in den Palazzi. Hier sind wir unter uns. Kommt Caterina", der Kardinal stürzte sich auf die Frau, "ihr habt es schon mit einem Abt gekonnt", habe ich mir sagen lassen, "und mit einem Pagen und mit einem schwindsüchtigen Grafen. Das ist nur das, was ich weiß. Ich weiß nicht, wie viel Bauernlümmel dazugehören? Ein Kardinal wird euch doch nicht zu g e ring erscheinen?"
    Trotz ihres Zorns fand sie ihre Fassung wieder. Sie wusste , dass sie überlegt und vernünftig handeln musste . Sie dachte einen kurzen Moment nach, wie sie dem Ansinnen des Giancarlo am ehesten begegnen sollte. Sie könnte sich auf der Stelle umdrehen, und fortlaufen. Das sähe aus wie eine Flucht, die aber für den hohen Mann eher wie eine Einladung aussehen könnte. Sie könnte ihm ein verächtliches 'Nein' entgegenschleudern. Das würde ihrer Eitelkeit entsprechen, könnte aber den Bruder des Großherzogs zu weiteren Versuchen animieren. Sie entschied sich für eine ironische Version der Ablehnung, die allerdings an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen würde.
    "Nein, Eminenz", entgegnete sie, "nicht zu gering könntet ihr mir erscheinen, keineswegs. Aber zu hoch und zu weit fort. Ihr seid zu weit weg von mir. Gestattet mir, dass meine Liebe zu Gott es nicht zulässt , dass ein Kardinal sich an mir versündigt."
    Zornig fügte sie hinzu "geht in ein Kloster, dort werdet ihr genügend willfährige Nonnen fi n den, die euch mit Freuden zu Diensten sein werden. Ich bin sicher, ihr kennt bereits jetzt gen ü gend Gottesdienerinnen, die den Dienst an euch und mit euch für einen Dienst an Gott erac h ten, wie ein Gebet oder ein Fasten. Mich aber lasst in Ruhe."
    Caterina duldete keinen weiteren Widerspruch des Kardinals. Sie drehte sich auf der Stelle um, lief aus dem Park hinaus, den verblüfften Medici hinter sich lassend. Er rief tief verletzt und zornig "Gräfin, das werdet ihr bereuen."
    'Nichts werde ich bereuen', dachte sie und lief immer schneller. Sie beeilte sich, aus den grünen Gärten herauszukommen. Ihr Weg führte sie an der Ponte Santa Trinita vorbei zurück zu dem Palazzo. In den belebten Straßen konnte sie langsamer gehen. Die Gefahr, von Giancarlo de’Medici verfolgt zu werden, erschien ihr unter den vielen Menschen geringer.
    Sie blieb an einer Häuserwand stehen und dachte darüber nach, was geschehen war. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Es war keine Ausnahme, dass der geile Kardinal einer Frau nac h stellte.
    Aber ihr Giorgio? Giorgio Salvori, hatte er sie verraten? Hatte er ihre Liebe verkauft gegen das Ansehen bei Hofe, vielleicht gegen eine Beförderung? Hatte er ihr gemeinsames Glück aufs Spiel gesetzt? Was war in den Pagen gefahren, dass er sie kaltherzig verraten konnte. Konnte das Giorgio gewesen sein? Hätte er es fertig bringen können?' Ihre Enttäuschung ließ keinen Spielraum für klare Gedanken. Es durfte nicht wahr sein, was sie ahnte. 'Hatte Giorgio sie d i rekt an den Kardinal verkaufen wollen, wie eine Straßenhure

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