Galileis Freundin (German Edition)
eine Mal zuviel, Salvori. Ihr habt nicht nur versagt, ihr habt mich verraten. Ihr habt meine Liebe verraten. Ihr seid feige gewesen. Ihr werdet auch das nächste Mal feige sein."
Der Bursche wollte es nicht wahrhaben dass sie ihn verstieß. Sie schaute den jungen Mann, den sie viele Monate geliebt, und der sie so entsetzlich enttäuscht hatte, fassungslos an.
"Giorgio, warum hast du das getan?" fragte sie mit einem Male mit weicher und zärtlicher Stimme. "Warum hast du mich an den geilen Kardinal verkaufen wollen? Deine Arbeit als Page ist dir wichtiger, als die Liebe zu mir. Warum hast du das nur getan, Giorgio?"
Durch die von einem leichten nächtlichen Wind kaum bewegten Äste einer großen Platane fiel das fahle Mondlicht auf das Gesicht der Gräfin. Eine neue schmerzliche Sehnsucht nach dieser lieblichen Frau überfiel hemmungslos den Pagen. Er wurde sich seines Vergehens in vollem Umfang bewusst und bereute in dieser Sekunde nichts mehr als sein jämmerliches Versagen.
"Caterina, es war dumm von mir. Bitte verzeih mir. Ich verstehe mich selbst nicht mehr."
Wenn sie auch bis jetzt noch gehofft hatte, irgendein anderer Schicksalsschlag hätte den Pagen zu seinem unseligen Tun zwangsweise verleitet, so wusste sie es von nun an und unwiderru f lich. Ihr geliebter Giorgio hatte sie wirklich an den Kardinal de’Medici verraten. Aus Angst, bestraft zu werden, aus Angst seine Position als Page zu verlieren, hatte er dem Drängen des ekelhaften Kirchenfürsten nachgegeben. Die Enttäuschung der einsamen Frau verkrampfte ihr Herz. Er konnte sie nicht geliebt haben. Sie war ihm nicht mehr wert als eine Hofdame, die er am nächsten Tag gegen eine andere austauschte.
"Du verstehst dich selbst nicht? Mich hast du niemals verstanden, Giorgio. Wenn du mich auch nur ein wenig verstanden hättest, wenn du mich auch nur ein bisschen geliebt hättest, dann hä t test du für mich gekämpft. Die erste Attacke, mein Freund, hat dich aus dem Sattel geworfen. Gib dich den Zofen deines Herr n hin. Du suchst nicht die Liebe. Du suchst erotische Abente u er. Noch einmal, Salvori, was macht der Offizier mit dem Verräter unter seinen Soldaten?"
"Er würde ihn sicher sofort hinrichten lassen, Caterina, aber bedenke....."
"So warte auf deine Hinrichtung, Salvori, Verrat wird mit Hinrichtung bestraft, das sind deine Worte. Feigling. Nur noch Verachtung hegt mein Herz für ein kümmerliches Geschöpf, wie dich."
Sie wandte sich ruckartig ab und begab sich zurück in den Palazzo. Mit einem Lächeln kehrte sie an die Tafel zurück, wo sie der abenteuerliche Franzose mit offener Freude erwartete. In dem Herzen der verratenen und enttäuschten Caterina Picchena loderte die Flamme des Ha s ses.
Unbeobachtet und unbemerkt war der Zusammenprall der Gräfin Picchena mit dem Pagen und ihre Begegnung im Park nicht geblieben. Die Spione Giancarlos’ schlüpften zwischen den Bäumen und den lange Schatten werfenden Öllampen hindurch. Ihr Herr erwartete eine Nac h richt.
Neben den Franzosen gesellte sich an ihre Tafel, zur rechten, der Botschafter aus Rom, der jüngste Sohn der Familie Albizzi. Mal wandte er sich zur einen mal zur anderen Seite in seinen Gesprächen. Während er sich mit heftigen Worten zu seinen Tischnachbarn auf der anderen Seite wandte, hörte er sehr aufmerksam den Gesprächen zu seiner Linken zu. Seinen Spionie r auftrag nahm er sehr ernst, für seinen Auftraggeber die Absichten der Caterina Picchena zu erforschen. Den Soldat Frains d'Aix brachte der Kardinal als nützliche Bauernfigur in das Schachspiel, um seine Ziele besser verfolgen zu können.
"Eure Hochwohlgeborene", setzte Frains auch bald seine Rede fort, "berichtet mir mehr über die wunderschöne Burg in Picchena, nahe San Gimignano. Mir war es nur ein einziges Mal vergönnt, in dieses schöne Gebiet zu reisen. Ein Auftrag des Großherzogs hat mich mit ein paar Leuten in diese Gegend geführt. Ich sollte nachschauen, warum in einem Ort, und ganz besonders in einer Osteria eine unverständliche Unruhe herrschte. Die Aufgabe war bald erfüllt. Seitdem schlage ich mich weiterhin in Florenz durch, nehme mal diesen, mal jenen Auftrag an. Mein Leben ist der Kampf, ist die Ehre, ist der Kampf für die Ehre. Aber ich rede zuviel, sagt mir, wie sieht eure Burg Picchena aus?"
"Gestattet mir noch eine weitere Frage, mein Herr aus der Provence. Ihr sagt, ihr hattet die Aufgabe bald erfüllt. Wie habt ihr sie erfüllt?"
"Nun, ich habe mit meinen Soldaten für Ruhe und
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