Galileis Freundin (German Edition)
Ordnung gesorgt."
"Wie habt ihr das gemacht? Verratet mir, wie habt ihr für Ruhe und Ordnung gesorgt?"
"Nun, meine hochwerte Dame, ich bin dort in die Osteria hineinmarschiert und habe dem Pöbel klar gemacht, was florentinischer Frieden bedeutet. Ich drohte mit der Schließung der Spelu n ke. Das war recht einfach."
Frains d’Aix schlug sich mit seinen Fäusten auf die Brust und lachte dröhnend.
"Habt ihr auch danach gefragt, was wirklich geschehen ist?"
"Dazu, meine liebenswertes Prinzessin, war nicht die Zeit und nicht die Gelegenheit. Ich hatte einen Auftrag, den habe ich ausgeführt."
"Ohne nachzufragen, ob sich die Leute überhaupt etwas haben zuschulden kommen lassen?"
"Ich verstehe nicht, meine über alles geschätzte Fürstin...."
Caterina ging nicht weiter auf seine Fragen ein. Sie hatte erkannt, dass Frains Aufträge durc h führte, ohne lange nach dem Wenn und Aber zu fragen. Sie setzte das Gespräch an einer früh e ren Stelle fort.
"Mein Herr Frains aus Aix in der Provence, dort in Picchena hat sich mein Leben abgespielt. Dort bin ich aufgewachsen. Wenige, die in dieser wunderschönen Gegend der Toskana, viel höher, als hier unten in Florenz, zur Welt gekommen sind, hält es allzu lange draußen in der Fremde. Sie haben Sehnsucht nach ihrer schönen Heimat. Sie zieht es zurück zu den Me n schen, die sie lieben. Die Bauern und die Handwerker, die Händler, die Bäumefäller und vie l leicht sogar die Erzieherinnen und die Ammen, sie alle sind Menschen, die ehrlich miteinander umgehen können. Das formt die Menschen. Das lässt sie wieder zurückfinden in diesen liebl i chen Teil der Toskana. Lieblich ist er, obwohl die Natur ein wenig rauer ist als hier."
"Gräfin, das hört sich an, als würdet ihr nichts Schöneres und besseres erlebt haben, als die Menschen in eurem Teil der Toskana. Doch sagt an, sind die Menschen hier wirklich soviel schlechter, als die einfachen Menschen dort draußen auf dem Lande?"
"Hier gibt es Verrat und Betrug", entgegnete Caterina, "die Menschen sind machtbesessen, sie betrügen einander, sie beobachten einander, sie sind Verräter."
Bei dieser Rede erinnerte sie sich all der schändlichen Taten, von denen sie in Picchena und in den Städten rundherum erfahren hatte. Die Denunzierung des Schmiedes, die geifernde Amme Nanini, die kleinmütigen Bauern in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft.
"Sind die Menschen, die Handwerker und Händler, die Frauen und Männer in Florenz wirklich anders als auf dem Lande oder in den Städten um eure Burg herum?" wollte der Franzose wi s sen.
Eingedenk ihrer Erfahrungen und Erlebnisse antwortete sie.
"Ich glaube ihr habt Recht , Frains, sie sind alle gleich. Ob auf dem Lande oder hier in der Stadt Florenz. Volterra ist genauso feige wie Florenz, ich meine die Menschen. Sie haben keinen Charakter. Ob hier oder dort."
"Sie haben keinen Charakter? Was meint ihr damit?"
"Natürlich haben sie irgendeinen Charakter. Aber, wie sieht ihr Charakter aus? Sie sind nicht stabil. Sie haben nicht die Stärke, ihre Meinung durchzusetzen. Sie haben keinen Standpunkt. Sie haben letztendlich keine Ehre. Sie verkaufen sich. Das Geld, das Ansehen ist ihnen das Wichtigste. Nicht, was sie sich selbst bedeuten, ist ihnen das Wichtigste, sondern das, was sie in den Augen der anderen sind. Eine einzige Verräterbande. Selbst der, der sich edel findet, ist im nächsten Augenblick, wenn ein wenig Druck ausgeübt wird, ein Verräter. Er verkauft seine Haut für ein paar lumpige Skudi ."
Frains schaute der stolzen Frau aufmerksam in die Augen. Er suchte nicht nur die Schönheit. Er suchte ihren Standort , von dem sie soviel erzählte..
"Gräfin Picchena, wie seht ihr einen Soldaten, einen so wie mich?"
Caterina wollte ihm nicht ausweichen.
"Ihr habt einen Beruf. Diesen Beruf werde ich nicht lieben können. Wenn ihr aber euren Beruf ehrenhaft ausübt, mag das in Ordnung sein."
"Zu mir habt ihr damit noch nichts gesagt."
"Wie kann ich zu euch etwas sagen, mein Herr, wenn ich euch nicht kenne? Für jeden Me n schen sollten seine Aufrichtigkeit und seine Gradlinigkeit bedeutend sein. Ob er nun Soldat ist oder Kammerzofe. Lasst es gut sein. Nicht meine Meinung von euch sollte euch bedeutend sein, eher eure Meinung von euch selbst, wenn ihr denn eine habt. Oder, was meint ihr dazu?"
Der Gast an der rechten Seite des Franzosen lauschte dem Gespräch aufmerksam. Bei ihren letzten Worten beugte sie sich blitzschnell nach vorne und sprach den Botschafter
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