Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission

hatte.
    Er würde weiter ein Cyborg bleiben müssen, bis er genug verdient hatte, um neu anzufangen.
    Das Summen einer heranrollenden Robot-Gangway riss ihn aus seinen Gedanken. »Kein Bedarf«, sagte er barsch. Die Robot-Gangway rollte zurück, nur um zehn Sekunden später wieder auf ihn zuzukommen.
    »Verdammt noch mal, ich sagte –«, schrie Starafar und sah finster zu dem stupiden Roboter hinüber.
    Auf der obersten Stufe der Gangway stand ein schmächtiger Mann von etwa vierzig Jahren. Er trug einen hellgrünen, gut geschnittenen Anzug und lächelte Starafar freundlich an.
    »Guten Tag, Captain«, sagte er. »Mein Name ist Shilai, und ich habe eine Bitte.«
    »So?«
    »Ich bin der Beauftragte der Regierung für Pirateriefragen«, fuhr Shilai unberührt fort, »und ich suche erfahrene Piloten für die Verteidigung unserer Handelsrouten. Der Sold ist gut. Sind Sie interessiert?«

*
    Die symirusische Flotte hatte nach einem Tag bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt. In wenigen Stunden würden sie die Peripherie des Systems Oea erreichen, schätzte Clou. Noch immer war Trigger in eine Phalanx feindlicher Kriegsschiffe eingebettet, und Clou konnte beim besten Willen nicht sagen, auf wessen Seite er denn nun letztlich stehen würde, wenn es zu der unvermeidlichen Raumschlacht kam. Sollte er seinen ursprünglichen Auftrag zu Ende bringen und sich bei der Verteidigung von Oea heldenhaft opfern? Oder sollte er Nnuddz gehorchen, auf dessen Gehaltsliste er durch unvorhergesehene Umstände gelandet war? Das aber hieß, Quint zu enttäuschen und Oea zu verraten. Beide Gedanken behagten Clou überhaupt nicht.
    »Was ist eigentlich die höchstmögliche Geschwindigkeit, die du mit dem Antrieb jetzt erreichen kannst?«, fragte Clou und nippte an seinem kalt gewordenen Koffeinkonzentrat.
    »Ich habe es noch nicht ausgetestet«, sagte Trigger zögernd. »Soll ich mal?«
    »Komm bloß nicht auf krumme Gedanken«, warnte Clou ihn, »dies ist weder der richtige Ort noch der geeignete Zeitpunkt dafür.«
    »Ach so. Ich dachte schon, deine nächste Frage lautet ›Können wir die Flotte abhängen und Oea rechtzeitig erreichen, um Shilai vor den Symirusen zu warnen?‹ Nein, können wir nicht. Vorausgesetzt, die Symirusen knallen uns nicht beim ersten unerwarteten Manöver ab, dann gewinnen wir bestenfalls ein paar Stunden, und die reichen nicht aus, eine Abwehr aufzustellen.« Trigger klang frustriert.
    »Du kennst mich aber gut«, brummte Clou.
    »Du hast mich programmiert, vergiss das nicht. Wir haben mehr gemeinsam, als dir vielleicht lieb ist, Boss«, feixte das Schiff.

*
    Quint runzelte irritiert die Stirn. Die fremdartige Beschriftung auf den Kontrollen vor ihm machte ihm ein wenig zu schaffen. Nach dem ersten Tag an Bord fiel ihm die Arbeit aber schon viel leichter. Die Tatsache, dass Nnuddz ihn aufgrund seiner Kenntnis des Systems Oea für die Brückencrew seines Flaggschiffs ausgesucht hatte, entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Der Schwere Kreuzer Nnikkg war das Schmuckstück von Nnuddzs Flotte. Kein anderes Schiff hatte so viele Raketenwerfer, Torpedorohre und Energiegeschütze wie die Nnikkg. Die geballte Feuerkraft des Kreuzers reichte aus, eine Großstadt in dampfende Schlacke zu verwandeln.
    Nnuddz saß hinter ihm im Sessel des Kommandanten und starrte gebannt auf den Computermonitor, der in den Boden der Brücke eingelassen war. Ein dichtes Knäuel von Himmelskörpern in der Mitte des Schirms zeigte ihr Ziel an, das System Oea mit seinen dreiunddreißig Planeten und nicht weniger als einhundertfünf Monden.
    Nnuddz nahm ein kleines Mikrofon von einer Ordonnanz entgegen und steckte es sich an den Kragen seiner Uniformjacke.
    »Lieutenant, bitte stellen Sie Verbindung zu allen Schiffen der Flotte her«, befahl er dem Kommunikationsoffizier.
    »Jawohl, Senator. Sofort.«
    Der Lieutenant salutierte zackig und legte eine Reihe Schalter an seinem Switchboard um. »Sie können jetzt sprechen, Senator.«
    Nnuddz räusperte sich, und das knackende Geräusch wurde in alle Schiffe übertragen. Auf jeder Brücke, in jedem Mannschaftsquartier, in jeder Pilotenkanzel schalteten sich verborgene Lautsprecher ein und übertrugen die Stimme des Senators laut und deutlich in jeden Winkel. Die Gespräche der Soldaten untereinander verstummten.
    »Soldaten! Brüder! Söhne von Symirus! Endlich ist der Tag gekommen, an dem wir die ehrenvolle Tradition vergangener Tage wieder auferstehen lassen dürfen. Unser Feldzug gegen die