Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
vermutlich vor Gericht stellen und zu ein paar Jahren Zwangsarbeit verurteilen. Wenn nicht, würde er sich sicherlich für Ppertts und Ttojjs Ermordung rächen wollen. Möglicherweise drohte ihm in beiden Fällen die Todesstrafe, dachte er zerknirscht.
Der Wärter führte ihn zu einem kleinen, komfortablen Büro und ließ ihn allein. Kerachera setzte sich. Er griff hungrig nach ein paar Früchten, die auf einem kleinen Beistelltisch in einer Schale standen. Als der Kommandant eintrat, schluckte Kerachera das angebissene Obst in einem Stück herunter.
»Ich denke, das gehört Ihnen.« Der Kommandant griff in die oberste Schublade seines Schreibtisches. Er zog Keracheras Translator heraus und gab ihn ihm zurück. »Ich habe ihn für Sie aufladen lassen. Sie haben das gute Stück bestimmt schon vermisst.«
Kerachera zischelte eine Antwort in das kleine Gerät. Die Übersetzung erfolgte sofort. »Sie sagen es, Sir.«
»Zunächst einmal das Wichtigste. Wenn diese Unterhaltung vorbei ist, sind sie ein freier Mann. Es gibt weder Zeugen noch Aufzeichnungen über Ihre Gefangennahme. Sie waren, was uns betrifft, nie hier.«
»Vollkommen klar.« Kerachera nickte. Das klang ja gar nicht so übel. Nur – wo war der Haken?
»Meinen Namen brauchen Sie nicht zu wissen. Ihnen muss genügen, dass ich zu der gleichen Partei gehöre wie Ppertt. Keine Angst, ich will den Idioten nicht rächen, im Gegenteil. Er hat mir von Ihnen erzählt, bevor er Sie anheuerte, Kerachera. Ich bin davon überzeugt, dass Sie sein Mörder sind«, fuhr der Kommandant fort.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Spielen Sie nicht den Unwissenden. Ich sagte ja, ich tue Ihnen nichts. Ich bin in einer Art sogar froh, dass Ppertt nicht mehr im Rennen ist. Er und ich waren harte Konkurrenten, was die Führung der Partei angeht. Er wohnte allerdings sehr zentral in Gllall, während ich … Sie sehen es ja. Wer da die besseren Karten hatte, dürfte Ihnen klar sein, ja?«
»Kommen Sie bitte zur Sache, Sir.« Kerachera ahnte allmählich, worauf das Gespräch hinauslief.
»Der Kaiser ist inzwischen gekrönt und wird allgemein als Herrscher akzeptiert. Mit jeder Sekunde, die Sseggi II. im Amt ist, verliert unsere Partei mehr Anhänger. Ein paar unserer Gegner konnten wir bereits selbst beseitigen, aber wir sind da ja, zugegeben, strenggenommen Dilettanten.«
»Okay.« Jetzt war für Kerachera alles klar. Die Opposition gab ihm eine zweite Chance. »Wo finde ich Sseggi?«
»Es geht nicht um den Imperator«, beeilte sich der Symiruse zu sagen. »Es geht um Gallagher. Beseitigen wir den einen, vernichten wir den anderen.«
*
Professor Bbeqq streifte seinen Mundschutz ab und seufzte. Die Tür des Kreißsaales war noch nicht hinter ihm zugefallen, als Clou auf ihn zustürmte.
»Und?«, fragte der Söldner aufgeregt.
»Na ja«, der Arzt zog sich die Gummihandschuhe aus. »Das war das erste Mal, dass ich einen Menschen zur Welt gebracht habe. In meiner Funktion als Leibarzt des Imperators habe ich es normalerweise eher mit Verdauungsstörungen oder Haushaltsunfällen oder so zu tun, wenn ich ehrlich –«
»Doc«, unterbrach Clou ihn ungeduldig. »Wie ist es gelaufen?«
»Tja, äh«, Bbeqq kratzte sich am Kopf. »Soweit ganz gut. Ich kenne mich bei Menschen nicht so gut aus wie meine Kollegen im MediCentre, die, wie Sie sicher wissen, so ziemlich jede Lebensform von beinahe jeder Krankheit heilen kön–«
»Doc«, knurrte Clou. In seinen Fingern juckte es bereits. Seine rechte Hand wanderte tiefer, dorthin, wo normalerweise sein Blaster hing.
»Mutter und Kind sind wohlauf«, sagte Bbeqq schnell und streckte Clou die schuppige Klaue hin. »Ich denke, ich darf Ihnen gratulieren, Mister Gallagher.«
*
Eine Robot-Gangway rollte zu dem steinalten Kompaktschiff, das in der hintersten Ecke des Raumhafens von Gllall gelandet war. Die Druckluke schwang zischend auf, und eine in einen weiten Kapuzenmantel verhüllte Gestalt erschien in der offenen Tür.
Der Fremde eilte mit großen Schritten zum Ankunftsterminal. Dort ließ er sich ein Visum ausstellen, wobei er den gefälschten Ausweis vorlegte, den ihm sein Verbindungsmann an Bord des Schiffes zugespielt hatte.
Auf dem Weg zur Taxizentrale kam er an einer Anzeigetafel vorbei, auf der Werbespots in einer Endlosschleife liefen, während am unteren Bildrand ein Tickerband mit den aktuellen Schlagzeilen durchlief. Er kannte nur wenige der komplizierten symirusischen Schriftzeichen, aber eine ganz bestimmte
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