Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
Alleinherrscher bei der Auslöschung jeglicher Opposition zu unterstützen. Moralisch einwandfrei war Sseggis Anliegen nicht unbedingt.
Andererseits kannte er Sseggi inzwischen recht gut. Clou war davon überzeugt, dass der Kaiser das Beste war, das den Symirusen hatte passieren können.
Wie einige andere Politiker dachten, wusste er seit dem Oea-Feldzug nur zu gut, und die Attentate, die sich jetzt häuften, ließen die Opposition auch nicht gerade sympathisch erscheinen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Debi.
In ihren Augen las er Zustimmung. Debi dachte dabei vor allem an Rebecca. Hier konnte das Kind schließlich nicht bleiben. Wenn Sseggi ihnen eine gesicherte Zukunft bot, mussten sie das Angebot annehmen. Mehr konnten sie nicht verlangen.
»Okay«, Clou nickte. »Der Vorschlag ist fair. Wir ziehen uns für eine Weile nach Symirus V zurück.«
*
»Okay«, sagte Trigger, »ich werde also ganz, ganz leise starten.«
»Mach keine Witze«, seufzte Debi. »Sie wird sich eben dran gewöhnen müssen.«
»Du bist leise genug«, beruhigte Clou das Schiff. »Mach dir keine Gedanken. Rebecca wird gar nicht merken, dass du fliegst. Nach ein paar Jahren wird sie gar nicht mehr landen wollen.«
»Na, das wollen wir ja wohl alle hoffen.«
»Immer noch Existenzängste?« Clou schnallte sich an, Debi verschwand in der Wohnkabine und setzte sich zu Rebecca.
»Kein Kommentar.« Trigger empfing die Startfreigabe des Towers und fuhr seinen Reaktor hoch. Nach wenigen Sekunden war er betriebsbereit, eine Minute später raste er bereits der Stratosphäre entgegen.
»Siehst du, ich war ganz leise. Sie hat noch nicht mal geweint«, sagte Trigger stolz.
»Vermutlich mag sie dich.«
Trigger machte eine Pause und sammelte seine Gedanken, ehe er fortfuhr. »Hey, Flieger?«
»Ja, Schiff?«
»Wir bleiben doch zusammen, ja?«
»Was dachtest du denn?«
Trigger durchbrach die äußersten Atmosphärenschichten und fegte wie ein blauer Blitz quer durch das symirusische System seiner neuen Heimat entgegen.
*
Schmerzen.
Zum ersten Mal nach langer Zeit spürte Starafar wieder Schmerzen. Er brauchte eine Weile, bis er die Gefühle, die ihn quälten, überhaupt als Schmerzen erkannt hatte.
Es war so lange her …
Wo war er eigentlich?
Er lief einen sandigen Strand entlang. Das Wasser umspielte seine nackten Zehen. Draußen, auf dem offenen Meer, brachen sich die Wellen an dem der Küste vorgelagerten Korallenriff. Er hatte die Hand um die Hüfte seiner Frau gelegt und …
Nein.
Er hatte keine Frau mehr.
In Wirklichkeit trug er eine schwere Metallrüstung und schleppte sich über ein von Bombenkratern verwüstetes Schlachtfeld. Der Himmel war so schwarz wie der verbrannte Boden. Der süßliche Gestank von Leichen lag in der Luft, sammelte sich unter dem eisernen Visier seines Helms und drohte, ihn zu ersticken.
Nein.
Er trug keinen Helm.
Er war ein Kind und spielte an einem steilen Hang. Sein Bruder rutschte aus, stürzte in die Tiefe und schlug hart auf dem steinigen Boden auf. Seine Körperteile spritzten beim Aufprall auseinander.
Nein.
Er war kein Kind.
Trugbilder, Erinnerungen, redundante Daten, die überhaupt nicht mehr in sein Bewusstsein gehörten.
Er war Starafar. Er war mit seinem Raumschiff verwachsen. Er war sein eigenes Raumschiff.
Er war …
Er lag im Sterben.
Seine Energiereserven waren restlos aufgezehrt. Zur Aufrechterhaltung des Betriebs entzog das Schiff dem Fleischbrocken, der früher einmal Starafars Körper gewesen war, von Minute zu Minute mehr Energie. Dabei wurden verschüttete Erinnerungen freigelegt, die Starafar längst vergessen zu haben glaubte. Mehr und mehr kam der Starafar zum Vorschein, der er vor so vielen Jahren einmal gewesen war. Er fand eine Persönlichkeit wieder, die er nicht mehr wiedererkannte, die ihm vollkommen fremd war.
Und doch war diese Person einmal er gewesen.
Starafar weinte.
Er wusste nicht, wann er das letzte Mal geweint hatte. Er konnte nicht sagen, weshalb er weinte. Seine verpasste Chance? Nicht die verpassten Gelegenheiten, Gallagher zu töten. Nein, die vertane Chance, sein Leben nach seinen eigenen Wünschen zu gestalten, war es, die ihn bedrückte. Man hatte ihn um sein Leben betrogen, ihn an diese teuflische Maschine anwachsen lassen. Niemand hatte je ernsthaft den Versuch gemacht, Starafar von seinem Raumschiff zu trennen. Man hatte ihm schon vor langer Zeit das Leben genommen.
Was geblieben war, war bloße Existenz.
Er hatte lange nach einem Grund
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