Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
»Los, Trigger. Hol ihn vom Himmel.«
»Das sagst du so«, protestierte das Schiff, »ich kann ihn nicht orten und nicht anvisieren.«
»Okay, dann eben visuell.« Clou schaltete die Computerunterstützung der Bordkanonen aus und legte die Daumen auf die winzigen Joysticks, die in der Oberkante des Steuerknüppels eingebettet waren. Als er sicher war, Karechadi im Fadenkreuz zu haben, drückte er ab.
Die beiden Schiffe rasten jedoch viel zu schnell aneinander vorbei, als dass Clou eine Chance gehabt hätte, den Drobarianer zu treffen.
Mehrere Male hetzten die beiden Schiffe kreuz und quer über den Raumhafen und feuerten dabei aus allen Rohren aufeinander, ohne jedoch den entscheidenden Treffer zu landen. Stattdessen landeten Querschläger und verirrte Geschosse in den Gebäuden des Raumhafens und entfachten Brände, wo sie auftrafen. Schließlich wurde es Clou zu bunt. »Trigger, wir haben doch noch eine von diesen Raketen mit Hitzesensor, oder?«
»Ja, Boss. Warum?«
»Weil die Wärme des Triebwerks nicht von dem Scrambler getarnt wird«, überlegte Clou, »und Karechadis Jagdmaschine an diesem Wintermorgen die heißeste Wärmequelle am Himmel sein dürfte.«
»Der Gedanke ist nicht abwegig«, stimmte Trigger ihm zu.
In dem Moment signalisierte die Kommunikationskonsole ein ankommendes Gespräch. Trigger stellte den Anruf durch, und Karechadis Gesicht erschien auf dem Sekundärbildschirm. »Geben Sie auf, Gallagher«, zischte der Drobarianer, »in weniger als fünf Minuten ist Verstärkung hier. Sie haben keine Chance.«
»Was Sie nicht sagen«, entgegnete Clou ungerührt. Er wollte nicht herausfinden, ob Karechadi bluffte oder ob er tatsächlich noch einen Komplizen erwartete. Ein erfahrenerer Kopfgeldjäger hätte erst angegriffen, wenn das Team in voller Stärke eingetroffen war. Karechadi war aber entweder dumm oder gierig oder beides.
»Ergeben Sie sich jetzt?«, drängte der Drobarianer. »Wie lautet Ihre Antwort?«
»Meine Antwort«, Clou legte einen Kippschalter um und machte die letzte thermosensitive Rakete scharf, »kommt sofort«.
Er drückte den Feuerknopf.
Fauchend verließ das Geschoss die Lafette unter Triggers rechtem Stummelflügel. Für einen Moment hing sie reglos in der Luft, dann richtete sie sich auf die Jagdmaschine aus.
Sekundenbruchteile später blühte über dem verschneiten Raumhafen von Pudro Casti eine Miniatursonne auf.
*
»Whow! Hast du das gesehen, Tonya?«
Keine Antwort.
»Tonya?« Besorgt sah Clou sich um. Sie waren doch zusammen ins Cockpit gestürmt, oder nicht? Der Platz neben ihm war jedoch leer.
Clou sprang auf und rannte nach hinten, ohne sich weitere Gedanken um das Schicksal des Drobarianers zu machen.
»Tonya!«
Er fand sie in der Wohnkabine, unmittelbar hinter dem Cockpit. Sie hatte sich nicht rechtzeitig anschnallen können, als Trigger und Karechadi ihre Hetzjagd über dem Raumhafen begonnen hatten. Bei einem der gewagten Wendemanöver musste sie mit dem Kopf an eine scharfe Kante gestoßen sein. Sie blutete stark.
»Tonya«, flüsterte er sanft und nahm sie behutsam in den Arm. Sie sah ihn durch halb geschlossene Augen an.
»Es tut weh«, murmelte sie leise.
»Trigger!«, brüllte Clou, »zum Krankenhaus! Sofort!«
»Schon unterwegs, Boss.«
Clou drückte Tonyas zitternden Körper an sich.
»Nur einen Moment noch«, flüsterte er und strich ihr zärtlich über die Stirn.
*
»Scheiße«, brummte Starafar. »Zu spät!«
Er kreiste über den rauchenden Ruinen, die den Raumhafen von Pudro Casti säumten. Fettige schwarze Rauchschwaden stiegen von den brennenden Gebäuden und dem zerschossenen Raumschiff auf. Irgendwo heulten Sirenen, und zwei armselige Löschzüge der Flughafenfeuerwehr kämpften verzweifelt gegen die wütenden Flammen an.
Gallagher und Karechadi hatten ganze Arbeit geleistet. Das Wrack der drobarianischen Jagdmaschine hatte sich in eine Lagerhalle gebohrt und diese in Flammen aufgehen lassen, und überall auf dem Raumhafen waren Geschosse und Laserstrahlen eingeschlagen und hatten für zusätzliches Chaos gesorgt. Kollateralschäden, zweifelsohne.
»Schade eigentlich«, sagte er mit einem abwesenden Lächeln. Starafar startete durch und ließ den brennenden Raumhafen schnell hinter sich. Hier gab es nichts mehr für ihn zu tun.
Aber so lange Gallagher noch lebte, würde er ein Ziel vor Augen haben, schwor Starafar sich.
Eines Tages würde er ihn finden …
Epilog
Raymon Cartier seufzte. Er schaltete die Nachrichten
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