Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
die den Fehler gemacht hatten, sich dem Drobarianer in den Weg zu stellen.
Kachetarek stand in der Waffenkammer und hatte bereits damit begonnen, eine matt glänzende drobarianische Rüstung anzulegen.
»Deine Rüstung?«, fragte Cartier überrascht. »Wie kommt die denn hierher?«
»War wohl von unserem lieben Senator hier eingelagert worden«, sagte Kachetarek durch das Translatormodul seines Helms.
Die Augen des Rechtsanwalts wurden groß. Pherson Kalep hatte noch nie einen Drobarianer in voller Rüstung gesehen. Die Panzerung machte den darin befindlichen Krieger nahezu unverwundbar.
Kachetarek schlüpfte in den Kampfhandschuh, der in einer gebogenen Klinge endete. Er vollführte eine Serie von Hieben gegen einen imaginären Feind. »Heute ist Zahltag für den Senator«, verkündete er grimmig.
*
Clou Gallagher erkannte sich selbst nicht wieder, als er sein Spiegelbild im Kanzelfenster des Cockpits sah. Seine Haare und Augenbrauen waren lang und schneeweiß, seine Haut war fast schwarz und auf seinem Kinn und seinen Wangen prangten dunkle Hornplatten, die gegeneinanderklickten, wenn er den Mund bewegte. Jack Dietrichs Make-up-Spezialisten hatten ganze Arbeit geleistet. Echter sahen richtige Teräer auch nicht aus.
Clou gähnte. Der Flug nach Kerian war lang, selbst bei hoher Überlichtgeschwindigkeit. Sein knallrot lackiertes Raumschiff flog auf Autopilot. Er hatte nichts zu tun.
Wie langweilig, dachte er.
»Wie lange dauert’s denn noch?«, fragte er ungeduldig.
»Anfrage kann nicht berechnet werden«, antwortete der Bordcomputer, »bitte spezifizieren Sie exakte Parameter.«
»Schon gut, vergiss es.«
Clou wünschte sich, mehr Zeit mit dem Programmieren des Computers verbracht zu haben. Wenn man die Robot-Persönlichkeit eines Raumschiffes mit den richtigen Plug-ins und einem lebendigeren Vokabular ausstattete, konnten Bordcomputer richtig gesellig sein.
Clou seufzte und ging in Gedanken noch einmal die Eckdaten seines neuen Lebenslaufs durch.
Lev Kalanis, das war sein neuer Name. Er war Teräer, fünfundvierzig Jahre alt und seit über zwanzig Jahren als Kopfgeldjäger tätig. Geboren auf Teräis, aufgewachsen auf Kellba III, einer kleinen Kolonie auf halber Strecke zwischen Teräis und Kastella.
Clou musste grinsen. Er und Jack zählten darauf, dass diese Biographie ihn relativ leicht durch die kerianische Einwanderungskontrolle bringen würde. Teräer genossen außerhalb von Teräis kein besonders hohes Ansehen. Die meisten Kerianer waren Rassisten oder hatten zumindest Vorurteile gegenüber anderen Rassen, insbesondere Teräern. Kopfgeldjäger wiederum wurden so ziemlich in allen Gegenden der Galaxis als Abschaum angesehen – nur das Gesindel, welches von ihnen gejagt wurde, war in den Augen der anderen noch schlimmer. Wenn also alles gut ging, würden die kerianischen Beamten Lev Kalanis einfach durchwinken und ihm keine weitere Beachtung schenken.
*
Cartier hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Bis sie endlich den Hangar erreicht hatten, waren sie nur einer Handvoll Symirusen begegnet, von denen nicht einmal alle bewaffnet gewesen waren. Bei seinem letzten Fluchtversuch auf Tlozzhaf hatten sich er und Kachetarek durch eine Armee von symirusischen Soldaten hindurchgeschlachtet.
»Kein Wunder«, entgegnete Kachetarek, als Cartier seine Bedenken äußerte, »denk daran, wo wir hier sind.«
»Im Hauptquartier der symirusischen Freien Volkspartei«, erinnerte Kalep.
»Genau«, stimmte der Drobarianer zu, »im Keller eines Bürohochhauses im Zentrum einer Großstadt. Hier sind mehr Parteifunktionäre als Elitesoldaten unterwegs. Gut für uns.«
Die Flüchtlinge sahen sich ratlos im Hangar um. Eigentlich handelte es sich eher um eine Tiefgarage als einen Hangar. Die meisten Fahrzeuge, die hier in ihren Parkboxen standen, waren nur für planetaren Nahverkehr geeignet.
»Was machen Sie hier?«, rief der Wärter der Tiefgarage, der aus seinem kleinen Büro neben der Ausfahrt herausgestürmt kam.
»Aussuchen«, sagte Kachetarek knapp und brachte den Symirusen mit einem Feuerstoß aus seinem Blaster zum Schweigen.
»Warum haben Sie ihn getötet?«, fragte Kalep ihn vorwurfsvoll. »Er hat uns nicht bedroht. Vielleicht war er gar nicht bewaffnet!«
»Vielleicht auch doch«, entgegnete Kachetarek. »Ich will hier weg, Anwalt. Sie auch?«
Kalep verstummte.
»Das da wird genügen«, sagte er und zeigte mit der rauchenden Mündung seiner Waffe auf einen kleinen Schnoeff-Stratogleiter.
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