Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Kamera zu suchen.
»Ah, Faulckner«, Tonya lächelte müde, »da sind Sie ja. Sind wir schon auf Sendung?«
»Gleich«, Faulckner schraubte die Kamera auf ihrem Gestell fest und setzte sich die Vorrichtung auf sein rechtes Schlüsselbein. »Was gibt’s denn Neues?«
»Der Admiral ist tot«, sagte Thiram Philco, der Erste Offizier, ernst.
»Außer dem Offensichtlichen?«, setzte Faulckner hinzu. Die Kamera erwachte surrend zum Leben.
»Unmittelbar vor seinem vorzeitigen Ableben hat Admiral Boros mich zu seiner Stellvertreterin befördert und in meinen alten Dienstrang erhoben«, sagte Tonya.
»Glückwunsch«, murmelte Faulckner geistesabwesend. Sein Einsatz auf Bulsara wurde ja von Tag zu Tag besser! Bei seinem letzten Besuch hier die Sache mit Gallagher, dann die Verhandlungen, gestern die Schlacht und jetzt das hier … Die Kamera zoomte näher an den leblosen Körper des Admirals heran. Die Wunde selbst war ziemlich klein, dachte Faulckner. Man sah nicht viel von der tödlichen Verletzung. »Können Sie ihn mal umdrehen?«, fragte er Philco.
Der Erste Offizier starrte ihn entsetzt an.
»Den Admiral?«, ergänzte Faulckner ungeduldig. »Den, der da liegt?«
»Faulckner, ich rede mit Ihnen«, erinnerte Tonya ihn.
»Was ist denn?« Der Reporter drehte sich gereizt zu ihr um. Warum hielt sie ihn denn nun schon wieder von seiner Story ab? »Paragraph elf des Kooperationsvertrages zwischen Ihrer Regierung und der SNA besagt, dass Sie mich bei Dreharbeiten unterstützen müssen.«
Tonya verschränkte die Arme vor der Brust. »Können Sie auch bis Paragraph einundvierzig zählen?«
Faulckner stutzte. »Einundvierzig? Wieso einundvierzig?«
»Ich habe mich inzwischen schlaugemacht«, lächelte Tonya, »die Verträge, die Sie so gerne zitieren, sind bilateral. Das heißt, auch Sie müssen mir helfen, wenn es die Umstände erfordern.«
»Ich sehe nicht …«
»Haben Sie in letzter Zeit Ihre Nachrichten gesehen?«, fragte Philco.
»Die SNA-Nachrichten?« Faulckner runzelte die Stirn. Nein, hatte er nicht, musste er gestehen. Auf Bulsara war der Empfang ziemlich schlecht gewesen, was an dem heftigen codierten Funkverkehr der Schiffe im Orbit gelegen haben mochte. Bei den Drobarianern hatte er auch keine Gelegenheit gehabt, die Nachrichten zu sehen. So, wie der Erste Offizier die Frage gestellt hatte, musste etwas geschehen sein, von dem Faulckner hätte wissen sollen.
»Kerian steht in der Presse derzeit in einem sehr schlechten Licht da«, erklärte Tonya. »Dank Ihrer heldenhaften Berichterstattung weiß jetzt jeder, dass wir es waren, die die Schlacht um Bulsara begonnen haben. Und seit dem Wechsel an der Spitze der SNA ist der Ton der politischen Berichterstattung deutlich schärfer geworden.«
»Wechsel?« Faulckner vergaß für einen Moment Admiral Boros und schaltete die Kamera ab, während zwei Sanitätsoffiziere den Leichnam von der Brücke schleppten.
»Nach dem Selbstmord von Sir Percy Thorne hat ein Drobarianer namens Katachara den Laden übernommen«, sagte Tonya. »Und ich habe den Verdacht, dass er in dieser Sache etwas voreingenommen ist. In den Kommentaren, mit denen Ihr Film unterlegt war, hat man es so dargestellt, als habe sich die drobarianische Flotte todesmutig in die Schlacht gestürzt, um Bulsara und die irdischen Schiffe aus der Umklammerung der bösen, bösen Kerianer zu befreien.«
»Und, war es etwa nicht so?«, fragte Faulckner trotzig. »Ich fand es auch mutig von den Drobarianern, sich da einzumischen.«
»Das ist nicht der Punkt!« Tonya wurde allmählich wütend. »Der Punkt ist, dass Kerian in den Nachrichten schlecht wegkommt. Und jetzt zeige ich Ihnen etwas, was mich wirklich wütend werden lässt.«
Sie griff zu einem zerknitterten Briefumschlag, der neben dem Sessel des Kommandanten auf dem Boden lag. »Lesen Sie das. Ohne Kamera!«
Faulckner zog den Briefbogen aus dem Umschlag und überflog kurz den Inhalt. »Das ist sehr deutlich.«
Tonya riss ihm das Papier aus der Hand. »Ich habe nicht vor, diesen Befehl auszuführen. Wir sind Berufssoldaten, keine Mörder. Wir kämpfen gegen andere Armeen, nicht gegen Zivilisten.«
»Ich glaube kaum, dass der König für Ihre Befehlsverweigerung Verständnis haben wird«, wandte Faulckner ein. »Er hat immerhin einen – aus seiner Sicht – legitimen Anspruch auf Gehorsam.«
»Ich denke nicht, dass der König sich über die Lage hier vor Ort im Klaren ist«, sagte Tonya traurig. »Ich muss mit ihm reden, ehe er von dem,
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