Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
die nach symirusischen Maßstäben bequemen Ledersessel, die in einer Ecke des Zimmers vor einem Kamin standen, in dem das Hologramm eines Holzfeuers flackerte.
»Möchten Sie mir Ihren Gefährten nicht vorstellen?«, fragte Nnallne.
»Sie kennen ihn bereits. Raymon Alejandro Cartier.« Clou deutete auf seine Begleiter.
»Cartier!« Nnallne sprang wie elektrisiert auf. »Mister Cartier, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schrecklich leid es mir tut, was meine Landsleute Ihnen angetan haben. Ich versichere Ihnen, dass die symirusische Regierung, deren Vertreter ich bin, die Aktionen einiger Renegaten der Freien Volkspartei auf das Schärfste verurteilt und …«
Cartier winkte ab. »Kein Problem. Ist ja vorbei.«
Nnallne setzte sich wieder. Dann runzelte er die Stirn. »Wenn Sie doch ein freier Mann sind, warum sind Sie dann auch verkleidet?«
Clou seufzte. »Weil es auf Kerian Leute gibt, die Ray dazu bringen möchten, ausschließlich für Kerian zu arbeiten und nicht mehr für Planeten wie Trusko VII.«
»Ich verstehe. Wenn die Cartier Construction Company nicht mehr den gesamten Markt beliefern würde …«, Nnallne rang nach Worten, »das wäre ja furchtbar.«
»Von gewissen Einschnitten bei der Preisgestaltung mal gar nicht zu reden«, murmelte Cartier. Clou strafte ihn mit einem vorwurfsvollen Seitenblick.
»Solange Ray auf Kerian ist, ist er in Gefahr. Er muss dringend wieder zurück in seine Firma. Sein kerianischer Anwalt führt zwar die Geschäfte in der Zwischenzeit, aber der Druck der kerianischen Regierung auf den armen Mann dürfte inzwischen ziemlich groß geworden sein. Ray muss wieder an seinen Schreibtisch, ehe sein Stellvertreter irgendetwas unterschreibt, was er besser nicht unterschreiben sollte«, erklärte Clou.
Der Symiruse nickte. »Und darum sind Sie zu mir gekommen?«
Clou hob die Hände in einer Geste der Kapitulation. »Botschafter, wenn es einen anderen Weg gäbe, ich würde ihn gehen. Aber uns fehlt die Zeit. Als ich hörte, dass Sie hier sind, sah ich unsere einzige Chance, Ray von hier fortzuschaffen.«
Nnallne blinzelte überrascht. »Wie denn?«
Clou und Cartier wechselten einen Blick. »Im Diplomatengepäck«, sagte Clou.
*
Clou und Jedrell sahen dem symirusischen Shuttle mit dem diplomatischen Kennzeichen hinterher, während es zu einem kleinen Punkt am Himmel zusammenschrumpfte und schließlich verschwand.
»So, das wäre erledigt.« Clou atmete auf. »Jetzt kommt der schwierigere Teil.«
»Der ›Rest‹, von dem Sie sprachen, Sir?« Jedrell grinste.
»Richtig. Und es ist keine Untertreibung, wenn ich Ihnen sage, dass es kein Spaziergang wird.«
Jedrell zuckte mit den Schultern. »Wenn es einfach wäre, könnte es ja jeder tun, Sir.«
Clou musterte seinen Kameraden prüfend. Jedrell war jünger als Clou, aber manchmal hatte Clou den Eindruck, einen viel älteren Mann vor sich zu haben. Jedrell strahlte einen Fatalismus aus, der es so erscheinen ließ, als habe er mit seinem Leben schon abgeschlossen und sehe dem Tod gelassen entgegen. Clou hatte zwar keine Angst vor dem Sterben, aber er liebte sein Leben und wollte es noch eine Weile weiterführen.
»Commander, ich persönlich habe in dieser Angelegenheit keine Wahl. Wenn ich den Auftrag nicht ausführe, werde ich standrechtlich erschossen und meine Tochter von ihrem Entführer umgebracht.« Clous Gedanken irrten wieder zurück zu Debi und Becky. Er seufzte schwer. »Falls Sie allerdings Bedenken haben, steht es Ihnen frei zu gehen. Ich werde keine Meldung machen.«
Jedrell verzog keine Miene. »Ich danke Ihnen für Ihr Angebot, Sir, aber ich habe nicht vor, davon Gebrauch zu machen. Wie lautet unser Auftrag?«
»Wir sollen den König töten.«
Jedrell hätte um ein Haar laut gelacht. »Sir?«
»Das ist mein Ernst, Commander. Präsident O’Reilly hält den Zeitpunkt für gekommen, den König selbst ins Fadenkreuz zu nehmen. Nachdem wir das Kriegsministerium auf ein provisorisches Komitee von pensionierten Generälen reduziert haben, hat König Vandrow das Kommando über die Flotte persönlich übernommen.« Clou verschränkte die Arme vor der Brust. »Damit ist er unser nächstes Ziel.«
Jedrell runzelte die Stirn. »Wenn der König stirbt, nimmt Kronprinz Felder seinen Platz ein. Ich sehe nicht, was uns das nützen soll.«
»Auch daran hat O’Reilly gedacht«, sagte Clou bitter. »Sein Befehl schließt die königliche Familie mit ein.«
»Sir!« Jedrell wurde bleich, das konnte Clou selbst durch
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