Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Kuradora fort und warf einen Seitenblick auf Faulckners Eskorte. »Kerachera hier ist zum offiziellen SNA-Berichterstatter unserer Flotte befördert worden. Um keine Kompetenzstreitigkeiten aufkommen zu lassen, möchte ich Sie bitten, die Auseinandersetzungen um Bulsara von anderer Stelle aus zu beobachten. Ich hoffe, wir verstehen uns.«
Faulckner hob beschwichtigend die Hände. »Gar kein Problem. Ich bin schon weg. Geben Sie mir mein Schiff, dann sind Sie mich sofort los, Sir.«
»Sehen Sie, das ist das Problem«, Kuradora kratzte sich am Kinn, »Ihr Schiff hat die Schlacht nicht so gut überstanden wie Sie. Ich glaube kaum, dass Sie in dem, was davon übrig ist, weit kommen würden. Wir haben inzwischen bei der irdischen Flotte angefragt, ob man Sie auf deren Schiffen dulden würde, aber die junge Dame, mit der ich gesprochen habe … Major Sverd, glaube ich … Jedenfalls sagte sie sehr deutlich, dass für Sie dort kein Platz wäre.«
Ein klarer Fall von Vertragsbruch, dachte Faulckner und machte sich eine mentale Notiz, den Fall aktenkundig werden zu lassen.
»Wir haben daraufhin bei den Kerianern gefragt und dort scheinen Sie willkommen zu sein«, ergänzte Kerachera.
Faulckner verzog das Gesicht. »Ich zöge es vor, wieder zurück auf die Planetenoberfläche zu gehen und bei den Kolonisten nach dem Rechten zu sehen.«
»Davon würde ich abraten«, sagte Kuradora schnell.
»Warum, wenn ich fragen darf?«
Kuradora dachte eine Weile nach. Dann seufzte er fauchend und entblößte seine nadelspitzen Zähne. »Wir können inzwischen den Funkverkehr zwischen den Kerianern und der Flotte entschlüsseln. Man lernt eine Menge interessanter Dinge dabei.«
»Zum Beispiel?« Faulckners Interesse wuchs.
»Zum Beispiel, dass der König von Kerian zu dem Entschluss gekommen ist, dass er, wenn er an die Bodenschätze von Bulsara kommen will, die Bevölkerung des Planeten nicht benötigt.«
*
Tonya faltete den Computerausdruck wieder zusammen und versuchte, ihn in den Umschlag zurückzustecken. Es gelang ihr nicht. Ihre Hände zitterten.
»Dafür«, sagte sie heiser, »dafür habe ich die Flotte gerettet?«
Admiral Boros sah mit ausdruckslosem Gesicht aus dem großen Panoramafenster der Kommandobrücke auf den grün und blau gemusterten Planeten hinab, der langsam unter ihnen rotierte.
Tonyas Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte sich verraten und betrogen. Sie hatte ihre Ideale zurückgestellt, um ihren Kameraden und ihrer Flotte – ihren Landsleuten – den Sieg zu ermöglichen. Jetzt aber wünschte sie sich zurück zu Curt Porter und den Soldaten der Legion Pegasus – und ihre sogenannten Kameraden wünschte sie ans andere Ende der Galaxis.
»Ist das alles?«, fragte sie erneut. Sie knüllte den Briefbogen und den Umschlag, auf dem das Wappen des kerianischen Königs prangte, zusammen.
»Das Kriegsministerium ist ausgeschaltet«, sagte Boros tonlos, »wegen dieser Explosion, Sie wissen schon. Der König hat selbst entschieden. Es gibt kein Zurück.«
»Wir reden hier von Völkermord«, protestierte Tonya. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn der König wirklich glaubte, die Situation vor Ort besser einschätzen zu können als die Befehlshabenden seiner Flotte …
Boros drehte sich zu ihr um. »Finden Sie nicht, dass Sie da etwas übertreiben? Wir reden von einer einzigen Kleinstadt mit nur wenigen Tausend Einwohnern. Sie können kaum von einem Volk sprechen.«
»In dieser Kleinstadt wohnen annähernd hundert Prozent der Gesamtbevölkerung von Bulsara«, rief Tonya.
»Die Gesamtbevölkerung von Bulsara hat sich dagegen aufgelehnt, dass ihr Planet zum Königreich Kerian gehört«, sagte Boros scharf, »und dafür wird sie den Preis zahlen, der auf Rebellion gegen den König steht. Ich habe schon auf mehr als einem Planeten Dörfer, Städte und Kontinente niedergebrannt, um die Ordnung, die wir repräsentieren, wiederherzustellen.«
»Ich kann diesen Schritt nicht gutheißen«, widersprach Tonya.
Das Gesicht des Admirals verfinsterte sich. »Vor wenigen Minuten erst sagten Sie mir, ihre persönliche Meinung über die Politik unserer Regierung in der Bulsara-Frage sei unerheblich, und nun benutzen Sie ihre Meinung als Argument, um einen Befehl infrage zu stellen?«
»Dieser Befehl ist moralisch nicht haltbar«, sagte Tonya trotzig und blinzelte eine Träne weg.
Boros lachte heiser. »Der Befehl kommt vom König persönlich. Von wie weit oben muss ein Befehl kommen, bis Sie ihn anerkennen,
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