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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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die schwarze Schminke sehen.
    »Ja, Commander, ich frage mich auch, ob unser Präsident noch alle Brennstäbe im Reaktor hat«, Clou schürzte die Lippen, »aber wie ich schon sagte, ich habe keine Wahl in dieser Angelegenheit. Entweder stirbt die Familie des Königs – oder meine eigene.«
    *

    Debi Gallagher spähte durch ihr Nachtsichtgerät auf ein kleines Haus am Stadtrand von Amyam. Regen prasselte auf ihren blau-schwarz gemusterten Poncho, der sie bei Nacht fast unsichtbar werden ließ.
    Neben ihr regte sich Jack Dietrich. »Meine Beine tun weh«, murmelte der ältere Mann und fluchte leise. »Ich glaube, ich bekommen Rheuma.«
    »Kein Wunder bei dem Wetter«, flüsterte Debi zurück.
    Lange Minuten vergingen, in denen keiner von ihnen etwas sagte. Dietrich wusste auch so, worum Debis Gedanken kreisten.
    In dem baufälligen Haus, das sie observierten, vermuteten sie das Versteck, in dem Sethos Debis Tochter gefangen hielt. Anwohnern war aufgefallen, dass ihr teräischer Nachbar in letzter Zeit mehr Lebensmittel als sonst einzukaufen schien. Recherchen hatten ergeben, dass er in dem nahen Getränkeladen auch seit einigen Tagen nicht nur Bier, sondern auch Limonade gekauft hatte. Wenigstens lässt er sie nicht verhungern, dachte Debi finster und stellte sich vor, was sie mit Sethos machen würde, wenn sie ihn in die Finger bekam.
    Außerdem hinkte der Teräer, den sie beschatteten. Das war ein gutes Zeichen. Die Beschreibung, die sie von Sethos hatten, war nicht gut, aber in diesem Punkt eindeutig gewesen.
    Es war fast zu leicht, dachte Debi.
    In dem Haus ging ein Licht an.
    Debi griff nach ihrem Hochleistungsblaster und sah durch ihr Zielfernrohr.
    »Er kommt raus«, hörte sie eine Stimme aus dem Funkgerät in ihrem Ohr.
    »Nicht schießen«, ermahnte Dietrich seine Kollegin.
    »Ich weiß«, zischte Debi zurück. »Noch zu früh.«
    »Das meinte ich nicht.« Debi fühlte Dietrichs Hand auf ihrem Arm. Er drückte ihr Gewehr sanft nach unten. »Nicht schießen. Gar nicht. Befehl vom Chef.«
    Debi war zu schockiert und verwirrt, um ihrer Empörung laut Luft zu machen. Hatte sie richtig gehört? Dietrich konnte das unmöglich ernst meinen! »Was?«, würgte sie heiser hervor.
    »Befehl vom Chef. Wir sollen Sethos nur observieren, keinesfalls eingreifen«, Dietrich verzog das Gesicht. »Es tut mir leid, Mädchen. Vermutlich will er, dass uns Sethos zu seinen Hintermännern führt.«
    Eine dunkle Gestalt verließ hinkend das Haus. Gleich darauf folgte eine zweite Person, kleiner und zierlicher als die erste.
    Debis Augen füllten sich mit Tränen. Sie musste tatenlos zusehen, wie der teräische Terrorist mit ihrer Tochter in ein wartendes Hovercar stieg und davonbrauste, gefolgt von einem zivilen Polizeifahrzeug. Beide Fahrzeuge verschwanden Momente später in der regnerischen Nacht.
    »Wenn Becky was passiert, bringe ich O’Reilly eigenhändig um«, stieß sie hervor. Sie legte das Gewehr weg und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht.
    Dietrich stand auf und streckte sich. »Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.«
    *

    Religionen, dachte Clou, sind eine tolle Sache. Religionen verschaffen einer Zivilisation ein gewisses Gefühl von Sicherheit und Stabilität, meist noch bevor sich irgendeine Form von Regierung in einer jungen Kultur etabliert. Religionen sorgen für einen gewissen Wohlstand in einer kleinen Schicht der Bevölkerung und tun niemandem weh – außer einer ebenfalls kleinen Schicht der Bevölkerung, die als Ketzer oder Ähnliches gebrandmarkt werden. Die überwiegende Mehrheit akzeptierte normalerweise die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Religion der Gemeinschaft auferlegte.
    Ein großes Problem, mit dem sich die meisten irdischen Religionen konfrontiert sahen, als die Menschheit die Erde verließ und zu den Sternen aufbrach, war Gott. Im Zentrum der meisten Religionen hatte ein Gott gestanden oder gleich mehrere davon. Solange die Menschen keinen anderen Zivilisationen begegnet waren, hatten die Religionsgründer es leicht gehabt, ihre eigene Herkunft durch verschiedene Schöpfungsgeschichten zu erklären. Die Erkenntnis, dass es auch auf anderen Planeten Leben gab, hatte diese frommen Legenden dann relativ schnell ad absurdum geführt. Die Konzepte von Himmel und Hölle kamen ins Wanken und die großen Religionen, welche anfangs noch den Zug zu den Sternen mitfinanziert und Kolonien wie Drusa und Kerian mitgegründet hatten, verloren rapide ihre Gläubigen.

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