Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Kiergaard. Sicherlich die beste Lösung für Kerian, was meinst du?«
Tonya kämpfte gegen den Kloß an, der sich in ihrer Kehle zu formen begann. »Angenommen, wir finden ihn … und entscheiden dann, was wir tun?«
Mors kratzte sich am Kinn. »Das wäre eine Überlegung wert. Es würde uns im Ernstfall Zeit sparen. Wir könnten das Ass aus dem Ärmel ziehen, wann immer wir es bräuchten.«
»Lässt sich das erledigen, ohne Aufsehen zu erregen?«
»Ich werde meine besten Leute darauf ansetzen«, sagte Mors zuversichtlich.
Als Tonya schließlich nickte, rollte eine Träne über ihre Wange.
Kapitel 3: Die Suche beginnt
»So eine Scheiße aber auch!«, fluchte Raymon Alejandro Cartier und streifte die Asche seiner Zigarre am Rand des marmornen Aschenbechers ab, der neben ihm auf der Luftmatratze inmitten seines Swimmingpools ruhte. Der Pool war die neueste Bereicherung der luxuriösen Villa, welche sich Cartier vor einem halben Jahr auf dem sonnenverwöhnten Planeten Hokata geleistet hatte.
Eigentlich brauchte er gar kein Luxusdomizil. Eigentlich hatte sich Cartier in seinem engen, verdreckten Büro auf dem kleinen Asteroiden ganz wohl gefühlt, auf dem sein Unternehmen, die Cartier Construction Company, ihren Hauptsitz hatte. Er hatte direkt bei seinen Ingenieuren gearbeitet und durch die schmutzige Panorama-Fensterscheibe seines Büros das geschäftige Treiben unten im Hangar beobachten können. Cartiers Psychotherapeut hatte das anders gesehen. Cartier hatte ein anstrengendes Jahr gehabt, hatte er festgestellt. Zunächst die gewaltsame Entführung durch symirusische Geiselnehmer, dann der Stress bei der Konsolidierung und dem Ausbau seiner Firma und nicht zuletzt die hohen Dosen an Alkohol und Koffein, mit denen er seinen inneren Motor zu schmieren pflegte. »Wann hatten Sie zuletzt Urlaub?«, hatte ihn sein Therapeut gefragt. »Urlaub?«, hatte Cartier verblüfft entgegnet.
Eine Woche später hatte er zögernd das Haus auf Hokata gekauft. Es war warm, die Seevögel zogen hoch über seiner Insel ihre Kreise, die Sonne schien, das Meer war ruhig und Cartier hatte schlechte Laune.
Entgegen den strikten Anweisungen seines Therapeuten hatte Cartier mit seiner Firma Kontakt aufgenommen. Der Anwalt, der in seiner Abwesenheit die Geschäft führte, war ein fähiger, besonnener Mann und machte seine Sache sehr gut. Trotzdem wurde Cartier das Gefühl nicht los, er würde in seinem Unternehmen dringend gebraucht.
Dabei hatte der Tag so gut angefangen. Die Nachricht, dass sich die kerianische Regierung von einigen ihrer Beteiligungen an diversen Unternehmen trennen wollte, hatte ihn aufhorchen lassen. Eine schnelle Recherche ergab, dass auch die Aktienpakete, welche der König an den Rüstungsunternehmen Terrkel Motors, Torrgat Heavy Industries und Henson & Harkwand gehalten hatte, zum Verkauf standen. Cartier hatte sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf dem schnellsten Wege ein seriöses Angebot zu erstellen, und nicht zuletzt weil er Tonya Delanne von früher kannte, hatte er sich konkrete Hoffnungen gemacht, den Zuschlag für die Aktien zu erhalten.
Cartier hatte bereits angefangen, sich auszumalen, wie reich ihn dieser Deal unter dem Strich machen würde. Die Cartier Construction Company hatte schon seit den Tagen seines Vaters, des Firmengründers, Aktien der fraglichen Betriebe besessen. Es hatte seine Vorteile, wenn man mit seiner Werft Teilhaber eines Rüstungsunternehmens war; Cartiers Vater hatte dadurch Einblicke in Entwicklungen und Prototypen von Schiffen und Ausrüstung bekommen, die ihm geholfen hatten, die Leistungen seiner kleinen Werft zu optimieren. In den letzten Jahren, in denen Cartier nun die CCC zu einem florierenden Konzern mit Zweigwerken in den Systemen Symirus und Oea ausgebaut hatte, hatten sich die Beziehungen mit anderen Firmen, insbesondere Terrkel Motors, intensiviert. Nachdem im vergangenen Jahr sowohl Janine Terrkel als auch der alte Bryant Harkwand bei einem Attentat auf Kerian ums Leben gekommen waren, hatte sich Cartier auf die sternschnuppenartig fallenden Aktien gestürzt und so seinen eigenen Anteil an Terrkel Motors und Henson & Harkwand auf je neunundvierzig Prozent gebracht. Von Torrgat Heavy Industries, dem größten Raumschiffantriebsbauer der Galaxis, gehörte ihm inzwischen ein Drittel. Und in allen drei Fällen war der jeweils einzige andere noch verbliebene Großaktionär der kerianische Staat.
Als nun die Nachricht verbreitet wurde, dass die staatlichen
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