Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Reden souffliert, ihm Waffen und Raumschiffe versprochen und, als das öffentliche Interesse an der Krise zugenommen hatte, die Werbeblöcke zwischen den Berichten seiner Reporter zu astronomischen Preisen unter konkurrierenden Schnellimbiss-Konzernen versteigert.
Dabei war es Katachara nicht auch nur eine Sekunde lang tatsächlich um die Unabhängigkeit eines kleinen Planeten in der Provinz gegangen. Nein, sein Ziel war in der ganzen Zeit ein anderes gewesen. Und jetzt, da der König tot war und die derzeitige Regierung sich von allen Seiten Anfeindungen ausgesetzt sah, war sein Ziel endlich in greifbare Nähe gerückt.
»Kerian«, sagte der Drobarianer leise und sein Stachelkamm legte sich eng an seinen kahlen, gelben Schädel.
Seine rechte Hand glitt über ein Sensorfeld in der Schreibtischplatte und inmitten seines abgedunkelten Büros erschien die Projektion einer Liste von Besitztümern des kerianischen Staates, welche ihm Rajennko gesandt hatte. Katachara scrollte die Liste durch und nickte anerkennend. Sein früherer Mitarbeiter hatte ganze Arbeit geleistet.
Der Drobarianer betätigte eine Taste an der Gegensprechanlage, die ihn mit seiner Vorzimmerdame verband. »Miss Ddweebb, könnten Sie mal kurz hereinkommen?«
Wenige Sekunden später stand die gedrungene, krötengesichtige Gestalt der symirusischen Sekretärin vor seinem Schreibtisch. »Ja, Direktor Katachara?«
»Miss Ddweebb, ich wünsche eine komplette Datenbank über alle auf dieser Liste aufgeführten Positionen. Logbuchzusammenfassungen aller aufgelisteten Schiffe. Grundbuchdaten für alle Grundstücke und Immobilien. Wirtschaftsauskünfte für alle genannten Unternehmen. Sie wissen schon … Was meinen Sie, wie lange wird das dauern?«
Miss Ddweebb schürzte die Lippen und wägte die Länge der Liste gegen den voraussichtlichen Arbeitsaufwand ab. »Wenn ich alles andere warten lassen kann, Sir, etwa einen Tag.«
Katachara nahm seine Pfeife aus dem Mund und begann, sie in seinem Aschenbecher auszuklopfen. »Besorgen Sie mir die hundert wichtigsten Daten bis morgen früh und wir unterhalten uns noch einmal über die Sache mit der Gehaltserhöhung, abgemacht?«
Die Symirusin lächelte breit. »Abgemacht, Sir.«
*
Rath Mors hatte noch keine Zeit gehabt, sich an seinen Schreibtisch zu setzen und sich von seinem Assistenten einen Kaffee einschenken zu lassen, da stürmte Tonya bereits in das Büro des Innenministers.
»Guten Morgen, Tonya«, sagte Mors, während er sie prüfend über den Rand seiner Lesebrille hinweg ansah. »So früh schon auf den schönen Beinen?«
Tonya rang sich ein flüchtiges Lächeln über sein beiläufiges Kompliment ab. »Rath, ich muss mit dir sprechen. Allein, wenn möglich.«
Mors nickte seinem Assistenten zu. »Zwei Kaffee also. Milch und Zucker für die Premierministerin?«
Tonya schüttelte den Kopf. »Schwarz.«
»Ich auch.« Der dunkelhäutige Mann grinste breit und entblößte ein perfektes, schneeweißes Gebiss. »Also, zweimal Kaffee, Crowley. Schwarz.«
»Kommt sofort.« Der junge Sekretär erschien wenige Sekunden später mit zwei dampfenden Tassen, von denen er eine vor seinen Vorgesetzten und eine vor der Premierministerin abstellte. Dann verbeugte er sich und schloss lautlos die Tür hinter sich.
»Rath«, sagte Tonya, »ich habe eine furchtbare Nacht hinter mir.«
»Und ich erst«, sagte Mors und nahm einen Schluck Kaffee. »Ruft mich doch gestern Abend noch dieser Gonzales an … Hast du eigentlich das SNA-Interview mit Kiergaard gesehen?«
Tonya nickte.
»Gonzales also«, fuhr Mors fort, »offenbar auch. Er hat uns für den Entschluss gelobt, die staatlichen Besitztümer zu privatisieren und daraus gleich abgeleitet, dass wir jetzt auf seiner Seite sind. Natürlich hat er ziemlich herumgetobt, dass das alles viel zu lange dauert und wir diesen Schritt schon vor einem Jahr hätten tun sollen und so weiter.«
Tonya versuchte, sich die nächtliche Unterhaltung zwischen Mors und dem Sprecher der Liberalen Front auszumalen. Xavier Gonzales war das genaue Gegenstück zu dem Erzmonarchisten Kiergaard; wenn es nach Gonzales gegangen wäre, hätten die Bürger von Kerian schon vor Jahrzehnten das Joch der Unterdrückung durch einen Alleinherrscher abschütteln und freie Wahlen durchführen sollen. Gonzales machte keinen Hehl daraus, dass er den Tod der Königsfamilie keineswegs bedauerte, und nörgelte ständig daran herum, wie langsam der Reformprozess unter Tonyas Regierung vonstattenging. Die
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