Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
zwischen den Mechanikern hindurch, die um die Fregatte herumschwärmten und sich die Anzeigedaten ihrer Instrumente zubrüllten, und schlug den Weg zu einer kleinen Tür ein, die im ältesten und schmuddeligsten Teil des Hangars direkt neben einer blinden Fensterscheibe in die Felswand eingelassen worden war. Am Türrahmen war eine kleine goldene Plakette mit den Buchstaben »R. A. CARTIER« angebracht worden, darunter ein billiges Plastikschild, auf dem das Wort »Privat« prangte. Clou schmunzelte, klopfte an die Tür und trat ein.
»Hallo, CeeGee!«
Hinter dem mit Blaupausen, Formularen, Zeitschriften und ungelesener Korrespondenz zugepacktem Schreibtisch, vor der mit Ablaufdiagrammen, Kalendern und Pin-up-Girls tapezierten Wand des engen kleinen Büros, die Füße auf eine Bierkiste gestützt und in der Hand eine teure, von der Erde importierte Zigarre aus Cartiers privatem Vorrat, saß ein Mann, den ein unbeteiligter Beobachter für das exakte Spiegelbild Clou Gallaghers hätte halten können.
Clou grinste breit und setzte sich auf den Besucherstuhl. Lange und intensiv starrte er den blonden Mann an, der ihm wie ein eineiiger Zwilling glich. »Ich fasse es einfach nicht«, sagte er kopfschüttelnd.
»Du bist spät dran«, sagte der zweite Clou, »wir waren für heute Morgen verabredet, schon vergessen?«
»Ich bin aufgehalten worden«, sagte Clou. »Du siehst gut aus.«
»Bilde dir bloß nichts ein«, lachte sein Gegenüber. »Ich sehe besser aus als du, alter Mann!«
»Kunststück«, schnaubte Clou, »bei dem Altersunterschied. Ist aber schön, dich wiederzusehen, Mad.«
›Mad‹ Ota Jedrell griff mit seiner rechten Hand an seinen Hinterkopf und löste eine kleine Haarklammer. Er zog die dunkelblonde Perücke von seinem Kopf und sein eigenes schneeweißes Haar, das er bis auf wenige Millimeter zurückgestutzt hatte, kam zum Vorschein. Dann fing er an, den künstlichen blonden Bart aus seinem Gesicht zu entfernen. Dabei schnitt er eine Grimasse. »Scheiße, tut das weh!«
Clou lachte. »Willst du die Maskerade schon beenden?«
Die Augen des jungen Mannes funkelten böse. »Ich war gerade kurz davor, einen sehr gut bezahlten Job anzunehmen, als ich deinen Anruf erhielt. Klar spiele ich gerne ein bisschen bei deinem Spielchen mit, wenn es darum geht, den Kerianern einen Denkzettel zu verpassen. Aber meine Zeit ist kostbar, Clou, und ich habe bisher noch kein Geld für meine Arbeit gesehen.«
»Schon gut, schon gut.« Clou hob abwehrend die Hände. Er hatte seinen alten Kameraden, den ehemaligen Elitesoldaten und jetzigen freiberuflichen Söldner, vor einer Woche von unterwegs angerufen und ihn angeheuert, ihm bei seinem Verwirrspiel zu helfen. Jedrell, der den Ruf eines Verwandlungskünstlers genoss, hatte sich als Clou verkleiden und wahllos Welten anfliegen sollen, um sich kurz sehen zu lassen und wieder unterzutauchen. Offensichtlich war der Plan aufgegangen, denn von allen möglichen Planeten wurde nun berichtet, dass Gallagher dort aufgetaucht war und seine Verhaftung unmittelbar bevorstand – selbst von Orten, die weder von Clou noch von Jedrell besucht worden waren.
Clou griff in seine Jacke und förderte das Bündel Geldscheine zutage, das er dem eltrebischen Drogendealer abgenommen hatte. Er zählte die Scheine durch und reichte Jedrell die Hälfte. »Zufrieden?«
Der junge Söldner steckte das Geld hastig ein. »Ich bin gerade zwischen zwei Jobs, sozusagen. Man muss nehmen, was man bekommt.« Er griff in die Bierkiste, die unter Cartiers Schreibtisch stand und reichte Clou eine Flasche. »Erzähl mir, mein Alter, wie ist es denn so, mal wieder draußen auf der Piste zu sein?«
Clou öffnete die Flasche und stieß mit Jedrell an, ehe er trank. »Es ist seltsam«, sagte er dann langsam, »aber nicht fremd. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich hätte nie anders gelebt … als wären meine Versuche, sesshaft zu werden, nur ein Traum gewesen. Weißt du, es gibt einfach nichts Aufregenderes, als mit einem schnellen Schiff unter dem Hintern von einem üblen Raumhafen zum nächsten zu düsen, immer am Rande der Legalität, immer den Behörden einen Schritt voraus. Wie in alten Zeiten. Aber andererseits vermisse ich meine Mädchen und kann es kaum erwarten, sie wiederzusehen. Dann ist Schluss mit dem Vagabundendasein und ich bin bei meiner Familie. In Sicherheit. Verstehst du, was ich meine?«
»Du wirst alt, Clou«, sagte Jedrell kopfschüttelnd.
»Möglich.« Clou sah den jungen Söldner
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