Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Schuldzuweisungen ging. Nach dem Programm der MUK wurde gar nicht gefragt.
Kiergaard räusperte sich. »Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir die Art und Weise, wie Miss Delanne an die Regierung gekommen ist und sich nun an ihren Stuhl klammert, missfällt. Die tragische Ermordung unseres geliebten Königs war eine Gelegenheit, die von der Militärführung in Person von Admiral Delanne genutzt wurde, die Macht an sich zu reißen. Das Volk wird mit der Illusion von Freiheit und Demokratie abgespeist, aber auf simple rechtsstaatliche Fragen wie die lückenlose Aufklärung des Attentats auf König Vandrow bleiben uns Miss Delanne und ihre Clique bis heute die Antworten schuldig.«
»Der Erwerb von Freiheit und Demokratie ist kein Trostpreis, sondern eine gewaltige Errungenschaft«, widersprach ihm Xavier Gonzales. »Vergessen Sie nicht, dass wir bis vor Kurzem in einem totalitären Staat lebten, der vom König und seiner Familie beherrscht wurde.«
»Kerian ist seit seiner Gründung eine Monarchie gewesen«, entgegnete Kiergaard kühl, »und uns ist es dabei nicht schlecht gegangen. Anders als auf anderen von Menschen besiedelten Planeten gab es in unserer Geschichte niemals Hungersnöte oder Kriege.«
»Da muss ich widersprechen«, schaltete sich Tonya in das Gespräch ein, »es gab in den letzten Jahren durchaus bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen auf einer ganzen Reihe unserer Planeten, die nach mehr Autonomie und Unabhängigkeit gestrebt haben. Und die Methoden, die der König angewandt hat, um die Aufständischen unter Kontrolle zu bringen, waren zum Teil äußerst brutal.«
»Die Rebellen, von denen Sie sprechen, haben nur bekommen, was sie verdient haben«, antwortete Kiergaard kühl. Aus dem Publikum wurden Buhrufe laut; offenbar befanden sich einige Hundert Bewohner von den abseits liegenden Welten, welche die strafende Hand des Königs zu spüren bekommen hatten, in der Arena. Nervös versuchte er einen verbalen Befreiungsschlag. »Aber da Sie sie so vehement in Schutz nehmen, sind die Gerüchte, dass Sie die wirkliche Drahtzieherin hinter dem Anschlag auf König Vandrow sind, ja vielleicht wahr.«
Katachara ging zwischen die Streitenden, ehe die Diskussion in eine offene Konfrontation ausartete. »Miss Delanne wird später noch Gelegenheit haben, ausführlich zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen Stellung zu nehmen. Bleiben wir doch noch einen Moment bei den Zielen Ihrer Partei, Mister Kiergaard.«
»Gerne«, brummte Kiergaard.
»König Vandrow ist tot. Sein Bruder Dvoria ist seit der unglücklichen Weldrak-Affäre im Exil und von der Thronfolge ausgeschlossen worden. Vandrows Cousin Srani ist im letzten Jahr bei den Unruhen auf Drusa ums Leben gekommen. Kronprinz Felder und seine Gemahlin sind ebenfalls unter mysteriösen Umständen verstorben. Die gesamte Dynastie ist somit ausgelöscht. Ihre Partei setzt sich doch für die Wiederherstellung der Monarchie ein – wen um alles im All wollen Sie eigentlich auf dem Thron sehen, wenn das Volk sich für Ihre Politik entscheidet?«, fragte Katachara herausfordernd.
Tonya bemerkte, dass Kiergaard begann, nervös in seinem Sessel herumzurutschen. Sie wechselte einen verstohlenen Blick mit Xavier Gonzales. Der Führer der KLF nickte unmerklich. Auch ihm war nicht entgangen, dass Kiergaard die Frage unangenehm zu sein schien.
»Die Dynastie … also … Kerian ist ja bekanntlich aus einer irdischen Kolonie des einundzwanzigsten Jahrhunderts hervorgegangen. Die technische Durchführung lag in der Hand einiger multinationaler Konzerne und das Kapital war von Abkömmlingen von verschiedenen europäischen Adelsgeschlechtern mit einem Flair für Raumfahrt aufgebracht worden. Aus einer solchen Familie stammte schließlich auch unser Herrschergeschlecht ab.« Hatte Kiergaard zunächst noch nach Worten gerungen, so wurde er im Laufe seiner Erläuterungen wieder selbstsicherer. Allerdings wusste das, was er von sich gab, jeder Erstklässler.
Tonya biss sich auf die Unterlippe.
Kiergaard hatte Lampenfieber!
»Wir versuchen also, den auf der Erde verbliebenen Familienzweig nachzuvollziehen und aus den dort lebenden Verwandten denjenigen ausfindig zu machen, welcher der Krone von Kerian am ehesten würdig ist«, sagte Kiergaard triumphierend.
»Ich verstehe«, sagte Katachara ruhig. »Das ist aber doch sicher sehr schwierig, Mister Kiergaard. Immerhin haben sich die Begründer der kerianischen Dynastie vor gut vierhundert Jahren von der Erde verabschiedet. Ich
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