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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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entspannte ihn. Einige seiner Freunde meditierten, andere joggten durch die regennassen Parkanlagen der Hauptstadt. Gonzales hingegen schwamm, wenn er seinem Geist eine Pause gönnen wollte.
    Beim Schwimmen dachte er über die Zukunft nach. Seine Zukunft, die Zukunft seiner Partei, Kerians Zukunft.
    Er hatte viel erreicht in den letzten Wochen und Monaten. Vehement hatte er sich in der Öffentlichkeit für die Rechte der Bürger eingesetzt. Viel zu lange hatten die Kerianer in einer totalitären Gesellschaft leben müssen. Der Tod des Königs, so bedauerlich seine Ermordung auch sein mochte, war Gonzales und seinen Gesinnungsgenossen wie eine Befreiung vorgekommen. Auch, wenn sie es nicht in der Öffentlichkeit auszusprechen wagten – das Attentat auf König Vandrow war das Startsignal für die Demokratiebewegung gewesen, die Geburtsstunde der Kerianischen Liberalen Front, wie die Partei nun hieß.
    Immer wieder hatte er bei der Interimsregierung demokratische Reformen angemahnt, stets hatte er in jedem Interview die Rechte des Individuums betont. Manchmal konnte man glauben, die Kerianer müssten erst zu freien Menschen erzogen werden, so ungewohnt kam einigen von ihnen das Konzept des sogenannten ›mündigen Bürgers‹ vor. Leute wie Kiergaard würden ihn nie verstehen, dachte Gonzales bitter.
    Aber das Volk hatte der KLF ihren Einsatz gedankt. Mit einer überwältigen Mehrheit hatten sich die Kerianer kürzlich bei einer Umfrage der Ishiyama Consulting Corporation dafür ausgesprochen, die Wahl durch eine Online-Stimmabgabe im Anschluss an die zentrale Wahlkampfveranstaltung zu entscheiden. Die Interimsregierung hatte sich dem Druck der Öffentlichkeit beugen müssen und den Vorschlag angenommen. Heute Abend nun war es endlich so weit; in einem finalen Rededuell würde sich die Zukunft des Reiches entscheiden.
    Gonzales war zuversichtlich, dass die Weichen im Sinne der Demokratie gestellt werden würden. Schon jetzt lag seine Partei nach den vertraulichen Prognosen der Ishiyama Consulting Corporation mit Abstand an der Spitze. Es konnte eigentlich nichts schiefgehen.
    Derart motiviert tauchte Gonzales erneut in die Tiefen des Meeres hinab. Unter ihm breitete sich ein atemberaubendes Panorama aus: Korallenriffe, wohin man auch sah. Bunt gemusterte Fische tummelten sich zu Hunderttausenden im warmen, von Sonnenlicht durchfluteten Wasser …
    Das schrille Wecksignal der Kommunikationskonsole schreckte ihn aus seiner Träumerei. Fluchend riss er sich die Holobrille und die Ohrhörer vom Kopf. Schlagartig war der endlose Ozean verschwunden und er befand sich wieder in seiner spartanisch eingerichteten Zweizimmerwohnung, einen Meter über dem Teppich auf einem unsichtbaren Suspensorfeld schwebend.
    Gonzales rieb sich die Augen, sprang zu Boden und schlurfte zu der Kommunikationskonsole hinüber. Das Wecksignal hatte er selbst programmiert, um sich daran zu erinnern, sich rechtzeitig für die Wahlveranstaltung vorzubereiten.
    Sein virtueller Urlaub war vorbei.
    »Showtime«, murmelte er und verschwand gähnend im Badezimmer.
    *

    Katachara klopfte seine Pfeife aus und steckte sie in die Jackentasche. Es machte sicherlich keinen guten Eindruck, rauchend in der heutigen Sendung aufzutreten. Und einen guten Eindruck wollte er auf jeden Fall machen.
    Alles lief nach Plan. In weniger als einer Stunde würde auf dem fernen Kerian die Podiumsdiskussion mit den Spitzen der zur Wahl stehenden Parteien beginnen, mit welcher der Wahlkampf seinen krönenden Abschluss finden würde. Katachara würde sich per Satellitenverbindung live in die Sendung einschalten und die Diskussion als Hologramm moderieren.
    Alles verlief exakt nach Plan. Seine Nachrichtenagentur hatte es verstanden, das Ansehen der derzeitigen Premierministerin in der Öffentlichkeit durch gezielte Streuung von Gerüchten und Halbwahrheiten in den Schmutz zu ziehen. Niemand glaubte im Moment noch ernsthaft daran, dass Tonya Delanne in ihrem Amt bestätigt werden würde.
    Delanne hatte es ihm aber auch wirklich zu leicht gemacht. Dadurch, dass sie als junge Offizierin vor fünfzehn Jahren ein Verhältnis mit Clou Gallagher gehabt hatte, und indem sie jetzt, da der gleiche Mann als mutmaßlicher Mörder von König Vandrow steckbrieflich gesucht wurde, viel zu lange gezögert hatte, die Aufklärung des Mordes und die Verhaftung des Hauptverdächtigen voranzutreiben, hatte sie ihr Schicksal ganz in Katacharas Hände gelegt. Es hatte nur ein paar geschickte

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