Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
wohl etwas voreilig. Aber wir haben einen toten Monarchen, wir haben einen selbsterklärten Revolutionär und wir haben ein Motiv … Was fehlt noch?«
»Eine Verbindung zwischen diesen Punkten.« Gonzales klang ein wenig gereizt, fand Tonya. Das Bombardement von Anschuldigungen und Provokationen, das der Direktor der SNA über ihm ablud, zehrte an den Nerven des Politikers. Tonya fragte sich, was Katachara noch für sie in petto haben mochte.
»Richtig. Danke. Das war es, was ich vergessen hatte«, Katachara grinste und entblößte vier Reihen nadelspitzer Zähne. »Kennen Sie eigentlich jemanden namens Ota Jedrell?«
Gonzales dachte einen Moment lang nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Wieso?«
Das Hologramm des Drobarianers veränderte ein wenig seine Haltung, so als ob Katachara dort, wo er sich wirklich aufhielt, einen Bildschirm oder Unterlagen zu Rate ziehen würde. »Ota Tomás Jedrell, Spitzname ›Mad‹. Auch bekannt unter den Namen Carlo Delgado, Ludwig Meyer, James Conrad, Ker Turanos, Brian Sperber und Luc Hartwing. Geboren im Jahre 2486 auf Kerian. Von 2503 bis 2506 Besuch der Marineakademie, von 2506 bis 2509 Soldat des kerianischen Marinecorps. Mehrfach im Einsatz verwundet, ausgezeichnet mit dem ›Stern von Kerian‹, dem ›Bewahrer der Krone‹ und der ›Blutigen Sonne‹. Ein richtiger Kriegsheld.« Als Katachara fortfuhr, änderte sich sein Tonfall. »Im Jahre 2509 unehrenhaft aus der Marine entlassen. Seitdem unter falschen Namen im Untergrund lebend, zweifelhaften Geschäften nachgehend. Angeblich einer der bestbezahlten Auftragskiller und Söldner der neuen Generation.«
»Ich sehe nicht, was das mit mir zu tun hat«, unterbrach ihn Gonzales. »Ich dachte, ich wäre eingeladen worden, um über das Programm meiner Partei zu sprechen.«
»Dazu wollte ich gerade kommen«, lächelte Katachara. »Uns liegt da eine weitere Aufzeichnung vor, die von Interesse sein dürfte. Regie, bitte!«
Über der Bühne erschien ein weiteres Hologramm, welches das Innere eines abgedunkelten Geschäfts zeigte; es handelte sich offenbar um die Aufnahme einer Überwachungskamera.
»Dies ist ein Waffengeschäft, welches offiziell natürlich gar nicht existiert«, erläuterte Katachara. »Keine Regierung würde zulassen, dass mit Waffen wie denen, die Sie gleich sehen werden, offen gehandelt wird.«
Der Inhaber des Geschäfts huschte zur Tür und ließ einen jungen, hochgewachsenen Mann eintreten. Zusammen gingen sie zu der Verkaufstheke hinüber. Der Waffenhändler holte einen schweren Metallkoffer hervor und stellte ihn auf den Ladentisch. Der junge Mann ließ den Koffer aufschnappen und begutachtete die Bauteile, die er enthielt. Mit einigen geübten Handbewegungen schraubte er aus einigen unscheinbaren Rohren ein bedrohlich aussehendes Hochleistungsgewehr zusammen. Fachmännisch nahm er die Waffe auf und zielte damit in die Kamera.
»Stopp«, sagte Katachara.
Der Film wurde angehalten.
»Bei dieser Waffe handelt es sich um ein in Handarbeit gefertigtes High-End-Produkt der Firma Gabler Defense Services, Modell
Hyper Sniper 03A.
Nach Angaben des Herstellers existieren von dieser unerhört teuren Waffe lediglich fünf Exemplare. Vier davon werden von Scharfschützen einer kerianischen Anti-Terror-Einheit verwendet. Das fünfte ging seinerzeit beim Versand verloren … und wurde am Morgen nach dem Anschlag auf König Vandrow durch die Spurensicherung in der Nähe des Tatorts sichergestellt«, erläuterte der Drobarianer. »Der Käufer hat sich natürlich geschminkt, um sein Aussehen ein wenig zu verfremden, aber Sie werden sehen, dass man ihn durchaus wiedererkennen kann. Regie – vergrößern, bitte!«
Das Bild wurde einen Moment lang unscharf, dann erschien das Gesicht des jungen Mannes in einer Großaufnahme.
»›Mad‹ Ota Jedrell«, kommentierte Katachara.
Das Hologramm verblasste und wurde durch ein anderes ersetzt. Wieder sah man das Gesicht des jungen Söldners in einer Großaufnahme. Dann zoomte die Kamera etwas zurück und Tonya konnte erkennen, worum es sich diesmal handelte. Sie hielt gespannt den Atem an.
»Was Sie hier sehen«, sagte der Drobarianer ruhig, »ist ein Mitgliedsausweis für den
Verein für den Demokratischen Aufbruch
– eben jene Bürgerrechtsbewegung, aus der im vergangenen Jahr die Kerianische Liberale Front hervorgegangen ist.«
Das Dokument war ausgestellt auf den Namen James Conrad, aber das Foto des Inhabers zeigte ganz eindeutig
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