Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Krieger, gab seinem menschlichen Gefangenen einen rüden Stoß. Cartier ruderte einen Moment panisch mit den Armen, dann wurden er und Clou von einer sanften Brise erfasst und emporgehoben.
*
Captain Sam Aerion ließ die Verriegelung seines Kanzelfensters aufschnappen und die gläserne Kuppel über ihm schwenkte lautlos nach oben. Aerion atmete tief ein. Die Luft im Haupthangar der Mobilen Einsatzzentrale
Gettysburg
war kalt und schmeckte nach Schmiermitteln, Treibstoff und verschmorter Elektronik.
Major Thiram Philco stand an der Spitze des kleinen Empfangskomitees, welches am Rande des Landefeldes aufmarschiert war. Geduldig wartete der Oberkommandierende, bis alle zwölf Piloten sich aus ihren engen Cockpits geschält und sich vor ihm zu einer Reihe formiert hatten.
»Captain Sam Aerion und die Erste Darkwing-Staffel melden sich zum Dienst, Sir!« Die rechte Hand des Captains schnellte ruckartig an den Rand seines Helms.
Philco nickte. »Danke, Captain.« Dann drehte er sich zu den Dark Sharks um, die immer noch wie Statuen hinter ihm standen, die Gewehre wie beim Appell geschultert. »Kompanie – wegtreten!«
Die Elitesoldaten nahmen in einer fließenden, perfekt einstudierten Bewegung ihre Waffen von den Schultern, machten auf dem Absatz kehrt und marschierten zielstrebig dem nächsten Ausgang entgegen.
Philco wandte sich wieder an Aerion. »Was ich mit Ihnen zu besprechen habe, ist nur für Ihre Ohren und die Ihres Geschwaders bestimmt. Es gibt ohnehin schon viel zu viele Gerüchte an Bord …«
»Selbstverständlich, Sir.« Aerion nickte mechanisch, ohne zu verstehen.
»Wie Sie bei Ihrem Anflug bemerkt haben, halten wir derzeit vollkommene Funkstille«, begann Philco seine Ausführungen, »und das aus gutem Grund. Faktisch befinden wir uns mit dem drobarianischen Flottenverband, der auf der anderen Seite des Asteroidengürtels patrouilliert, im Kriegszustand.«
Die Piloten des Darkwing-Geschwaders warfen sich verstohlene Blicke zu. Keiner sagte ein Wort.
»Die Regierung auf Kerian ist über unsere Situation nicht informiert«, fuhr Philco fort. »Ich habe entschieden, die ohnehin schon gespannte politische Lage auf Kerian nicht noch weiter zu belasten. Kurioserweise geht es den Drobarianern, soweit wir wissen, ähnlich.«
»Stehen Sie mit den Drobarianern etwa in Kontakt, Sir?«, fragte Aerion verblüfft.
Philco seufzte. »Bis zu dem Zwischenfall, der zum Ausbruch der Feindseligkeiten führte, schon. Momentan nicht mehr.«
»Ich verstehe, Sir.«
»Es gibt noch etwas, das Sie wissen müssen, Captain.« Philco legte Aerion die Hand auf die Schulter. »Gallagher ist hier.«
Aerion versteifte sich. »Ist das so?«, sagte er ruhig.
Die beiden Offiziere wechselten einen langen, vielsagenden Blick. Philco und Aerion hatten in der Vergangenheit gemeinsam unter dem Kommando von Admiral Delanne gedient. Sie beide erinnerten sich noch sehr gut an die Niederschlagung der Rebellion auf Trusko VII – und an die zentrale Rolle, die der übergelaufene Rebellengeneral Gallagher bei dem Feldzug gespielt hatte. Ohne Gallaghers Hilfe hätte die Eroberung von Trusko VII seinerzeit sehr viel mehr kerianischen Soldaten das Leben gekostet – Soldaten, für die Philco und Aerion verantwortlich gewesen waren.
»Ich hielt es für besser, die Regierung über diesen Umstand ebenfalls nicht zu informieren«, fuhr der Major fort. »Meiner Crew haben wir erzählt, Gallagher sei ein Offizier namens Darulon, der hier zum Darkwing-Geschwader stoßen sollte … um das Kommando über die Einheit zu übernehmen.«
Aerion schmunzelte. »Tatsächlich, Sir?«
Philco winkte ab. »Nur eine Cover-Story, um die erste Neugier in der Mannschaft ein wenig zu dämpfen, Captain. Ich versichere Ihnen, dass es nicht in meiner Absicht liegt, Sie des Kommandos zu entheben. Da diese Geschichte aber am weitesten von der Wahrheit entfernt war, erschien sie uns geeignet, die Leute von den tatsächlichen Fakten abzulenken. Bevor Sie jetzt fragen – nein, Gallagher ist nicht mehr hier. Und ehe ich Sie über seinen derzeitigen Aufenthaltsort in Kenntnis setze, möchte ich mich vergewissern, dass Sie nicht blindlings die Verfolgung aufnehmen.«
Aerion wechselte einen kurzen Blick mit seinem Adjutanten. Der andere Pilot verzog skeptisch das Gesicht. Es war ihm anzusehen, dass ihm die Situation nicht behagte.
»Wissen Sie«, sagte Aerion, »Sie haben einem gesuchten Terroristen Unterschlupf gewährt, Sir, und die Behörden nicht darüber in
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