Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg
Kenntnis gesetzt. Das erfüllt die Straftatbestände ›Beihilfe zur Flucht‹, ›Hochverrat‹ und ›Behinderung polizeilicher Aktivität‹. Und jetzt erwarten Sie ernsthaft, dass ich – der von der Regierung ernannte Leiter der Fahndung im Falle Gallagher – von einer Verfolgung und eventuellen Verhaftung absehe, weil Sie mich darum bitten?«
»Erstens«, entgegnete Philco kühl, »bin ich mir über die möglichen Konsequenzen meiner Entscheidungen durchaus im Klaren, Captain. Zweitens sind Sie nicht mehr primär für die Fahndung nach Gallagher zuständig, sondern zur Unterstützung der MEZ
Gettysburg
in diesem Grenzkonflikt abkommandiert. Drittens ergibt sich aus dem vorhergehenden Punkt, dass ich Ihr vorgesetzter Offizier bin, und als solcher verbitte ich mir jegliche Insubordination. Insbesondere, während wir im Kriegszustand mit den Drobarianern sind!«
Aerion überlegte kurz, ob er Philco darauf aufmerksam machen sollte, dass es durchaus in seiner Macht stand, ihn des Kommandos zu entheben. Wenn er sich an die Paragraphen hielt, hatte er genügend Gründe und die Berechtigung zu diesem Schritt. Ob es angesichts der drohenden Kriegsgefahr Sinn hatte, sich um Paragraphen zu streiten, war jedoch äußerst fragwürdig. »Ich respektiere Ihren Standpunkt«, sagte er schlicht. »Ich werde Gallagher vorübergehend aus meinem Gedächtnis streichen, wenn es dazu dient, den Grenzkonflikt zu lösen.«
»Das wollte ich hören«, seufzte Philco erleichtert. »Passen Sie auf: Gallagher und Raymon Cartier haben sich in Raumanzügen auf den Weg ins Camp der drobarianischen Prospektoren gemacht. Sie haben vor, die Leiterin unserer Expedition aus den Händen der Drobarianer zu befreien und nebenbei die Grabungen unserer Gegner zu sabotieren, damit den Drobarianern der Spaß an der Angelegenheit ein für allemal verdorben wird.«
Aerion stutzte. »Bei allem Respekt, Sir, aber selbst wenn die Mission erfolgreich verlaufen sollte – wie wollen Gallagher und seine Begleiter hinterher gesund zurückkommen?«
»Sehen Sie das da?«, fragte Philco und deutete auf den nicht zu übersehenden Berg aus Felsbrocken und lehmigem Sand, welcher an einer Wand des Hangars angehäuft worden war.
*
Der Gefängnistrakt befand sich in einem der obersten Decks des pilzförmigen drobarianischen Schlachtschiffes. Clou vermutete, dass man die Nähe zur Brücke gesucht hatte, damit die Gefangenen im Bedarfsfall bequem vom kommandierenden Offizier des Schiffes verhört werden konnten, ohne dass dieser sich zu weit von seinem Platz entfernen musste. Lediglich zwei Decks trennten die Brücke vom Zellentrakt.
Es war überraschend leicht gewesen, bis zum Gefängnistrakt vorzudringen. Es schien allen an Bord selbstverständlich, dass ein drobarianischer Krieger mit einem menschlichen Gefangenen nur das eine Ziel haben konnte, den Gefangenen im Gefängnis abzuliefern. So machte man Clou und Cartier in den Korridoren und Liftschächten des Schiffes überall respektvoll Platz.
»Hier stimmt was nicht«, murmelte Clou leise zu Cartier, während sie in einem Liftschacht ihrem Ziel entgegenschwebten, »das ist alles viel zu einfach.«
»Kannst du dich über gar nichts freuen?«, entgegnete Cartier verdrossen.
Am oberen Ende des Liftschachtes wartete das hellerleuchtete Rechteck einer offenen Tür auf sie. Sekunden später standen die beiden Männer an der Schwelle zum Gefängnistrakt.
Clou war nie an Bord eines drobarianischen Schiffes gewesen und hatte sich das Quartier der Gefangenen wie ein bei den Menschen übliches System aus Stahltüren und vergitterten Zellen vorgestellt. Tatsächlich aber entsprach es eher einem altertümlichen Verlies. Für einen Moment fühlte er sich an seine eigene Gefangenschaft in der Burg Ruvvlen erinnert, damals, als er Debi kennengelernt hatte …
An der gegenüberliegenden Wand des kleinen, weiß gekachelten Raums, den sie betreten hatten, waren vier Menschen festgeschnallt. Trotz der leuchtend bunten, lähmenden Stasisfelder, die sie einhüllten, waren die Konturen ihrer Gesichter und Körper recht gut zu erkennen.
Die einzige Frau in der Gruppe war Ende dreißig; ihre langen schwarzen Haare umrahmten ein zierliches Gesicht, welches von reifer Schönheit war. Cartier erkannte Christeen Kross sofort von den Aufnahmen, die er von der Forscherin gesehen hatte.
Neben ihr hingen zwei Männer, deren Overalls sie als Mitglieder der kerianischen Expedition auswiesen. Es handelte sich um einen untersetzten Farbigen
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