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Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg

Titel: Gallagher-Chroniken 02 - Gallaghers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Direktor Katachara«, sagte sie höflich, »ich möchte mich für meinen verbalen Ausrutscher von vorhin entschuldigen.«
    »Das kann in einer hitzigen Diskussion schon mal vorkommen, Madame Premierminister«, entgegnete Katachara gnädig.
    »Wir haben den ganzen Abend alle Ihrer Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet, zu Ihrer Zufriedenheit, wie ich hoffe«, fuhr Tonya fort.
    »Durchaus.« Katachara nickte.
    »Ursprünglich war eine Wahlveranstaltung geplant, bei der alle Spitzenkandidaten ein letztes Mal zu offenen Fragen hinsichtlich ihrer jeweiligen Programme Stellung nehmen sollten, ehe das Volk zur Wahl gerufen wurde. Die Realität des heutigen Abends sieht allerdings so aus, dass es Ihnen in kürzester Zeit gelungen ist, das Ansehen von ausnahmslos allen zur Wahl stehenden Parteien in Misskredit zu bringen.« Tonya stieß einen kleinen, theatralischen Seufzer aus. »Würden Sie – um es mit Ihren eigenen Worten zu sagen – dem Publikum bitte kurz erläutern, warum Sie das getan haben?«
    Katachara lehnte sich entspannt in seinem Sessel zurück und sein Stachelkamm richtete sich ein wenig auf. »Na endlich! Ich dachte schon, Sie fragen mich das nie.«
    Gonzales sah hilfesuchend zu Tonya. Tonyas Blick hing jedoch an dem Direktor der SNA.
    »Die Menschen haben in ihrer Geschichte mit den verschiedensten Gesellschaftsformen herumexperimentiert, von denen einige aus heutiger Sicht an Absurdität kaum zu überbieten waren. Die einen rückten das Individuum in den Mittelpunkt ihres Strebens, andere wiederum fokussierten die Gemeinschaft. Viele Völker begannen als einfache Stämme mit einem starken Häuptling; daraus entwickelten sich die ersten, primitiven Monarchien. Die meisten Könige und Kaiser verloren im Industriezeitalter ihre Privilegien – damals, als die Demokratie in Mode kam«, begann Katachara seine Ausführungen.
    Gonzales brummte etwas über Grundrechte und einen Protest darüber, dass Demokratie keine Modeerscheinung wäre, aber niemand hörte ihm zu. Alle Augen ruhten auf dem Hologramm des Drobarianers.
    »Die Geschichte lehrt uns, dass die Demokratie nicht die letzte Entwicklungsstufe der Gesellschaftsformen ist«, fuhr Katachara fort. »Schon ehe die Menschen die ersten Kolonien im Weltraum schufen, wuchsen mächtige Industriekonzerne über enge Ländergrenzen hinaus. Somit wurde der Grundstein für eine Gesellschaftsform gelegt, in welcher der Staat – zum damaligen Zeitpunkt noch
die Staaten,
denn die Erde war noch nicht vereinigt worden – immer mehr an Bedeutung verlor. Konzerne richteten Wohnungen, Krankenhäuser und Sozialversicherungen für ihre Angestellten ein; Mitarbeiter des Werkschutzes übernahmen Aufgaben, die bislang der Polizei und den Behörden vorbehalten gewesen waren. Vom Gesundheitswesen über die Altersversorgung bis hin zur Rechtsprechung, überall dominierten schließlich die Konzerne und ihre Angestellten, die sich mit ihren Unternehmen mehr identifizierten als mit dem Staat, in dem sie lebten.«
    »Aber die Demokratie …«, protestierte Gonzales.
    »Die Führung der Konzerne unterlag einem demokratischen Grundprinzip.« Katachara fuhr unbeirrt fort. »Da die Angestellten selbstverständlich im Besitz von Aktien waren, konnten sie bei den Hauptversammlungen über den Weg, den ihr Unternehmen ging, mitbestimmen und Vertreter für Aufsichtsrat und Vorstand bestimmen. Freie Wahlen, Mister Gonzales!«
    Dieser Seitenhieb brachte ihm ein paar amüsierte Lacher von den Rängen. Tonya musste zugeben, dass der Drobarianer Talent für eine anschauliche, fesselnde Erzählweise besaß.
    »Mit dem Aufbruch zu den Sternen geriet diese Gesellschaftsform jedoch vorübergehend in Vergessenheit«, sagte Katachara bedauernd. »Über die großen Entfernungen hinweg war es den Kolonien beim damaligen Stand der Technik fast unmöglich, immer mit dem Stand der Heimatwelt à jour zu sein. Es kam, wie es kommen musste – die Kolonien nabelten sich nach und nach ab und begannen nun ihrerseits, mit bekannten Gesellschaftsformen zu experimentieren. Der Zyklus begann erneut – Despoten, Monarchen, Republiken … Hier auf Kerian hielt sich über Jahrhunderte ein Königshaus. Der letzte Träger der Krone jedoch hatte keine glückliche Hand, was die Führung Kerians und seiner Schwesterwelten betraf. Nun ist König Vandrow tot und seine Dynastie ausgelöscht – trotz der Versuche von Mister Kiergaard, sie wiederauferstehen zu

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