Gallaghers Tochter (German Edition)
Zeigefinger auf den Mann neben Nnallne.
»Ota Jedrell«, nickte Katachara, »Ota Tomás Jedrell, Spitzname ›Mad‹. Alias Carlo Delgado alias Ludwig Meyer alias James Conrad alias Ker Turanos alias Brian Sperber alias Luc Hartwing … habe ich einen vergessen? Bestimmt. Dieser Jedrell wechselt seine Namen fast häufiger als seine Auftraggeber. Aber er ist gut, das muss man ihm lassen. Wenn ich daran denke, wie er uns die Annexion von Bulsara vermasselt hat …«
Rajennko schluckte. »Das … das war Jedrell?«
»Oder wie auch immer er damals gerade hieß.« Katachara grinste breit. »Also, was lernen wir aus dem Bild?«
Rajennko legte die Stirn in Falten. »Wenn Nnallne nun wirklich mit der Volkspartei unter einer Decke steckt und sich nun mit Leuten wie Jedrell trifft … ich könnte mich täuschen, aber ich denke, die führen was im Schilde. Wann wurde die Aufnahme gemacht, und wo sind die beiden heute?«
Katachara lachte freudlos. »Gut. Ich sehe, Sie denken mit. Wir haben Jedrell und Nnallne selbstverständlich beobachtet. Vor und nach dem Treffen.«
»Und?«, fragte Rajennko gespannt.
Katachara sah nachdenklich aus dem Fenster. »Nnallne ging seinem geregelten Tagesablauf nach. Völlig unauffällig. Jedrell aber verschwand spurlos. Ein paar Wochen später soll er auf Oea XX gesehen worden sein, aber wir haben noch keine Bestätigung für diese Meldung. Betrachten wir es zunächst als Gerücht.«
»Hm«, machte Rajennko.
»Wenn Mister Jedrell von Nnallne oder der Volkspartei beauftragt worden wäre, ein Attentat gegen mich durchzuführen oder eine ähnliche spektakuläre Aktion, hätte er vermutlich schon längst zugeschlagen«, sinnierte Katachara. »Zumindest wären uns über die üblichen Kanäle Gerüchte zu Ohren gekommen, dass etwas Derartiges bevorsteht. Die Tatsache, dass wir bisher nichts – gar nichts – Derartiges gehört oder gesehen haben, beunruhigt mich eigentlich viel mehr, als es irgendein tollkühner Anschlag auf die Obrigkeit hätte bewirken können.«
»Was immer diese Leute also vorhaben …«, begann Rajennko zögernd.
»… ist wirklich geheim«, führte Katachara den Gedanken zu Ende, »und könnte uns vielleicht wirklich gefährlich werden.«
*
Nnallne kraulte sich nachdenklich den langen grauen Bart und zupfte dabei mit den Fingerspitzen ein paar lästige Flusen aus seinen Barthaaren, während er darauf wartete, dass die Verbindung zu seinem Gesprächspartner hergestellt wurde.
Er stand an einer öffentlichen Kommunikationskonsole am größten Raumhafen von Primwelt S, unmittelbar neben der Herrentoilette, und sah sich von Zeit zu Zeit unruhig um. Hoffentlich war ihm niemand gefolgt ! Natürlich wusste er, dass er unter ständiger Beobachtung stand … Katacharas Regierung hatte ihn schon vor Jahren als einen potenziellen Unruhestifter klassifiziert und ihn in unregelmäßigen Abständen einer Routineuntersuchung unterzogen. Als der alte, erfahrene Diplomat, der er war, hatte er es aber bislang verstanden, wirklich wichtige Informationen vor seinen Verfolgern geheim zu halten. Nicht einmal seine Frau kannte alle seine Geheimnisse. Wenn sie geahnt hätte, dass er inzwischen sogar Kontakte zu seinen alten Gegnern in der Freien Volkspartei pflegte, hätte sie sich vermutlich von ihm scheiden lassen. Immerhin hatte er jahrzehntelang gänzlich andere politische Ziele verfolgt als die Dissidenten der Volkspartei …
Und nun war er selbst ein Dissident in den Augen der Galaktischen Allianz , ein Relikt aus einer Zeit, in der Primwelt S noch das Kaiserreich Symirus gewesen war – und er hatte zu seiner eigenen Überraschung festgestellt, dass die Ziele, welche sich die Freie Volkspartei heutzutage gesetzt hatte, sich gar nicht so stark von seinen eigenen Vorstellungen unterschieden.
Die Kommunikationskonsole piepte zweimal, und der Bildschirm wurde hell. Endlich! Seine eigene Anlage, die einen Winkel seines Arbeitszimmers zu Hause zierte, war natürlich weitaus schneller und besser als das öffentliche Gerät, aber da er nicht sicher sein konnte, dass die Leitung nicht abgehört wurde, hatte er sich für einen Anruf von einem öffentlichen Fernsprecher entschieden. Und dieser hatte jetzt die gewünschte Verbindung hergestellt.
»Da sind Sie ja«, sagte Nnallne erleichtert. »Wie steht’s?«
»Wir machen Fortschritte, Sir«, sagte sein Gesprächspartner zufrieden. »Ich denke, wir werden den Zeitplan
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