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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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heulten Sirenen. Eine davon schien sich zu nähern.
    Cartier hatte den Innenhof beinahe trockenen Fußes überquert, als ein Hovercar der Polizei mit blitzenden Einsatzlichtern und quäkenden Lautsprechern um die Ecke geschossen kam. Es kam zwischen Cartier und dem Eingang des Gebäudes in einer Gischtfontäne zum Stehen, die Cartier und seinen Begleiter von oben bis unten durchnässte.
    Cartier ging demonstrativ weiter, umrundete die Motorhaube des Fahrzeugs und setzte seinen Weg in den Palast fort. Hinter sich hörte er Türen schlagen.
    »Herr Generaldirektor? Dürfen wir Sie einen Moment sprechen?«
    Er schnaubte irritiert. »Geht das eventuell auch drinnen? Ich will nicht noch nasser werden, als Sie mich eh schon gemacht haben.«
    »Selbstverständlich können wir reingehen, Sir.«
    Erst im Foyer des Gebäudes drehte sich Cartier zu den Polizisten um und fand sich zwei Beamten gegenüber, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Der eine war ein altgedienter Kriminalbeamter, dessen wettergegerbtes Gesicht mit der Boxernase sehr schön mit dem zerknitterten Hut und dem zerknautschten Trenchcoat harmonierte. Der andere war ein junger Constable in einer makellosen Uniform, der so in sein Mobilsprechgerät und das Multifunktionspad vertieft zu sein schien, dass er von seiner Umgebung nicht viel mitbekam.
    »Inspector Spencer«, stellte sich der Zerknitterte vor. »Das ist Constable Rossini. Wir ermitteln im Mordfall Nnallne. Zunächst mal unser aufrichtiges Beileid, Sir.«
    Cartier ließ die Schultern hängen. »Danke. Und weiter?«
    »Wir gehen davon aus, Sir, dass der flüchtige Attentäter Gufod Neem bewaffnet ist und über einen Vorrat des Sprengstoffs Tralenal verfügt. Da er diese Substanz bei seinem ersten Anschlag nicht verwendet hat, müssen wir damit rechnen, dass er in Kürze erneut zuschlagen wird.«
    »Mit Tralenal?« Cartier war schlagartig wach.
    »Tralenal R, um genau zu sein, Sir«, warf Rossini ein. »Etwa dreihundert Gramm, die er entwendet haben muss, als er unter falschem Namen bei Cartier Ballistics arbeitete. Vielleicht auch mehr.«
    »Sie wollen mich wohl ver–« Cartier verschluckte den Kraftausdruck, der ihm auf der Zungenspitze gelegen hatte. Contenance, schalt er sich selbst, du bist jetzt der amtierende Regierungschef! Er atmete tief durch. »Das ist höchst alarmierend«, gestand er dann.
    »Unsere Analysten gehen davon aus, dass Neem ein militanter Monarchist ist«, fuhr Rossini fort. »Und wir haben Grund zu der Annahme, dass er sich auf so etwas wie einem Kreuzzug gegen Ihre Regierung befindet.«
    »Grund zu der Annahme?«, echote Cartier. »In Form von Beweisen?«
    Rossini sah Hilfe suchend zum Inspector hinüber. »Sir?«
    »Er ist unser oberster Dienstherr, Constable. Sie können offen sprechen.« Spencer zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Worauf der junge Mann hinauswollte, Herr Generaldirektor, ist Folgendes: Uns liegt eine Videobotschaft von diesem Gufod Neem vor, die bisher aber noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben wurde. Die sagt uns eigentlich alles, was wir wissen müssen – und sie liefert uns zudem Indizien über seine weiteren Pläne.«
    »Unsere Kryptologen untersuchen sein Kommuniqué derzeit auf verschlüsselte Botschaften, die an etwaige Komplizen gerichtet sein könnten. Bisher gab es nichts Schlüssiges«, sagte Rossini bedauernd.
    »Okay. Und jetzt?« Cartier stemmte die Hände in die Hüften. »Was erwarten Sie von mir?«
    Spencer kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Dreihundert Gramm Tralenal R verursachen eine Menge Schaden, wenn man sie in einem dicht besiedelten Gebiet einsetzt.«
    »Was sie nicht sagen.«
    »Also«, sagte Spencer gedehnt, »dachten wir an eine sofortige und vollständige Evakuierung des Regierungsviertels, inklusive aller Ministerien, der benachbarten Botschafterresidenzen, dem Staatlichen Militärkrankenhaus, der Marineakademie und sämtlicher Hotels.«
    Cartiers Augen drohten aus den Höhlen zu treten. »Jetzt? Sofort?«
    Spencer hielt seinem Blick stand. »Ja, jetzt. Sofort. Mit Ihrer Erlaubnis, Sir.«
    »Mit meiner …«
    Weiter kam er nicht. Hoch über ihnen, in der filigranen Kuppel, die das Dach des Präsidentenpalastes zierte, geschah etwas. Ein dumpfer, ohrenbetäubend lauter Paukenschlag, der das gesamte Gebäude in seinen Grundfesten erschütterte. Cartier fühlte, wie seine Zähne vibrierten. Er und die beiden Polizisten duckten sich unwillkürlich. Dann, nach einem winzigen Moment entsetzlicher Stille,

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