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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Hiltrop
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in dem der Nachhall der Explosion mehr mit dem Zwerchfell zu fühlen als mit den Ohren zu hören war, setzte ein grauenhaftes Krachen und Prasseln ein, das sogar das ständige Brausen des Regens übertönte. Es klang, als würden Holzscheite im Kamin knacken, vermischt mit dem Rauschen von Meeresbrandung über Millionen loser Kieselsteine. Und dann begann die Druckwelle damit, die vielen Stockwerke über ihnen zu pulverisieren und den Schutt auf die drei Menschen im Foyer herabregnen zu lassen.
    *

    »Claire hat sich für einen Moment aufs Ohr gelegt«, sagte Rebecca und gähnte, als sie aus der Passagierkabine kam und sich wieder in den Pilotensessel fallen ließ.
    »Könntest du auch ruhig tun«, bot Trigger an. »Ich komme auch ganz gut alleine klar.«
    »Ich weiß. Aber ich kann nicht schlafen.«
    »Wegen der Ereignisse von gestern oder wegen der Vorfreude auf morgen?«
    »Beides, glaube ich.« Rebecca wollte es nicht zugeben, aber das Attentat hatte sie sehr mitgenommen. Die Angst, selbst Ziel des Anschlags zu sein, gefolgt von dem spontanen Impuls, Nnallne helfen zu wollen – dann der brutale K. o. und die Angst, dass der Attentäter vielleicht noch einmal zurückkehrte und dann sie ins Visier nahm. Jetzt, wo ihr Adrenalinspiegel nachgelassen hatte, fröstelte sie. Sie hatte sich aber vorgenommen, sich von Trigger nichts anmerken zu lassen. Daher wechselte sie mit einem schiefen Lächeln das Thema: »Weißt du, wir sind schon eine ziemlich schräge Familie.«
    »Wirklich?« Trigger klang aufrichtig erstaunt.
    »Na, überleg doch mal: Wie viel Zeit haben Mom, Dad und ich überhaupt jemals zusammen verbracht?«
    »Deine ersten Lebensjahre auf Symirus III und Canus, danach die Zeit auf Trusko VII …«
    »… die mein Dad hauptsächlich bei irgendwelchen Undercovereinsätzen auf Bulsara verbrachte«, warf Rebecca ein.
    »… dann die beiden Jahre auf Tarsia – und mehr fällt mir nicht ein«, gestand das Schiff verwirrt. »Fehlen mir da etwa ein paar Datensätze auf der Festplatte?«
    »Gib dir keine Mühe, mehr war da nicht. Den Rest der Zeit hat jeder von uns so ziemlich allein verbracht«, sagte Rebecca spöttisch. »Ein Wunder, dass die beiden auf ihre alten Tage doch noch mal zusammengezogen sind. Nach all den Jahren der Trennung, meine ich.«
    »Jahre, in denen der eine den anderen für tot gehalten hatte«, erinnerte sie Trigger.
    »Erklärung. Wahre. Liebe«, zirpte Lisnoa.
    Rebecca schmunzelte. »Ja. Und genau deshalb freue ich mich auf den Besuch. Ganz gleich, unter welchen Vorzeichen.«
    *

    »Hector?«
    Die Stimme des Superintendents ließ Spencers Hand wieder sinken, die gerade den Türöffner des Verhörraums im siebten Polizeirevier betätigen wollte. Er drehte sich um und sah seinen Vorgesetzten unausgeschlafen und unrasiert auf sich zustürmen. Kunststück, dachte er zerknirscht, es ist halb fünf am Morgen.
    »Gütiger Himmel, Hector, wie sehen Sie denn aus? Geht es Ihnen gut?«
    Spencer sah an sich herab. Sein abgetragener Mantel und der verbeulte Hut waren von einer dicken Schicht aus Schmutz und Staub überzogen. Der Anzug darunter war speckig, verschwitzt und blutbefleckt. In seinem Gesicht klafften zwei Schnitte und eine böse Platzwunde, welche die Sanitäter nur notdürftig versorgt hatten. Er sah aus, als habe ihn ein Schwarzes Loch halb verdaut wieder ausgespuckt.
    »Wie es einem halt so geht, wenn einem das Haus über dem Kopf einstürzt«, entgegnete er mit einem Achselzucken. »Der Tag fängt genauso beschissen an, wie der letzte aufgehört hat, Sir.«
    Superintendent Mart Gregory nickte. »Ich habe gehört, was passiert ist. Wie geht es Mister Cartier und dem kleinen Rossini?«
    »Cartier …« Spencer rang nach Worten. »Die Ärzte sagen, er wird seine Beine verlieren. Wenn er die nächsten vierundzwanzig Stunden übersteht, werden sie ihn durchbringen. Aber Garantien gibt uns keiner.«
    »Und Rossini?«
    Spencer schüttelte stumm den Kopf. »Ich habe gerade seine Mutter angerufen.«
    Gregory seufzte schwer. »Scheiße, Hector!«
    »Ja, Sir. Genau das hat sie auch gesagt.« Er deutete auf die Tür, hinter der sein nächster Gesprächspartner auf ihn wartete. »War sonst noch was, Sir, oder kann ich weitermachen?«
    »Weitermachen?«, echote Gregory. »Großer Gott, Mann, schauen Sie in den Spiegel! Sie sind fertig für heute. Fahren Sie nach Hause und hauen Sie sich ein paar Stunden aufs Ohr. Das ist ein Befehl! Gufod Neem kann warten.«
    Spencer hob die Hand. »Nur noch dieses

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